DFG-Projekt „Motetten-Datenbank (14. und 15. Jahrhundert)”
Leiter:
Prof. Dr. Thomas Schmidt-Beste
Prof. Dr. Silke Leopold
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen
Evelyn Arnrich, M.A.
Dimitrios Karpatselis
Ute Sondergeld, M.A.
Studentische Hilfskräfte:
Marie-Louise Schild
Sonya Katsarova
Die Motette ist die vielfältigste und am reichsten überlieferte Gattung der Vokalmusik des 14. bis 16. Jahrhunderts. Da sie als primär 'paraliturgische' Gattung nicht oder nur partiell an die Vorgaben des Gottesdienstes gebunden ist, manifestiert sich in ihr die Breite der musikalischen Entwicklung deutlicher als etwa in der Messe. Die Bandbreite dessen, was sich als Motette bezeichnen lässt, reicht von in der Tat eng mit der Liturgie assoziierten Vertonungen über weltliche Gelegenheitswerke bis zu liedhaften Gattungen; auch die vertonten Texte begreifen das gesamte Spektrum der Epoche mit ein, von biblischer und liturgischer Prosa bis zu geistlichen und weltlichen mittel- und neulateinischen Dichtungen.
Während die sich daraus ergebende Wichtigkeit der Gattung für die Mittelalter- und Renaissancemusikforschung und die Notwendigkeit einer Erfassung als Katalog oder Datenbank immer erkannt wurde, lassen angesichts von mehr als 60.000 Kompositionen erst die Neuerungen des Computerzeitalters und die Aktivitaeten einer Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ein Gesamtverzeichnis als realistisches Vorhaben erscheinen. Eine Reihe von Einzelvorhaben wird nunmehr unter dem Dach des "Motet Database Catalogue Online" zusammengefasst; die Publikation erfolgt in Form einer Internet-Datenbank unter der Adresse http://www.arts.ufl.edu/motet/. Alle Daten können dort leicht zugänglich, in einheitlicher Form und unter verschiedensten Kriterien durchsucht und abgefragt werden. Während alle anderen Teilprojekte auf das 16. Jahrhundert bezogen sind, steuert das Heidelberger DFG-Projekt als einziges die Überlieferung vor 1500 bei; der Erfassungzeitraum wird damit bis auf etwa 1280 ausgedehnt.
Der potentielle Nutzen für die Mittelalter- und Renaissancemusikforschung ist immens. Nur die naheliegendsten Verwendungszwecke sind: Suche von Konkordanzüberlieferungen für eine kritische Edition; Verfolgung der Vertonung eines bestimmten Textes; geographisch-chronologische Verbreitung von Kompositionen/Texten/Gattungen; Repertoirebezüge zwischen Quellen bzw. Quellengruppen. Durch die Transkription des vollständigen Textes und eines ausführlichen mehrstimmigen Incipits sind umfassende Suchmöglichkeiten gegeben. Die Definition von 'Motette' wird dabei so weit wie irgend möglich gefasst, um Recherchen auch am Rand (oder sogar jenseits) der gängigen Gattungsdefinitionen zu erlauben; so werden auch lateinische ''Lieder' (Cantiones, Lauden etc.) sowie mehrstimmige liturgische Gesänge (Proprien, Antiphonen, Psalmen, Hymnen etc.) mit aufgenommen.
In den folgenden Kategorien werden (in englischer Sprache) Informationen gesammelt:
- Source - name
- Source - RISM siglum
- Source - Census Catalogue siglum
- Source - Start date
- Source - End date
- Source - Motet occurrence - Internal dating
- Source - Comments on dates
- Source - Dedicator
- Source - Dedicatee
- Source - Dedication - Full text
- Source - Liminary text
- Source - Scribe/Publisher
- Source - Editor
- Source - Musical establishment or patron
- Source - City
- Source - Country
- Source - Region code
- Source - Citation
- Source - Contributor
- Source - Comments on the source
- Source - Source type:
- Motet occurrence - Composer (original)
- Motet - Standardized Composer Name
- Motet - Catalog designation
- Motet occurrence - Order in Source
- Motet occurrence - Foliation
- Motet - Musical genre
- Motet - Text type
- Motet occurrence Comments
- Motet - Comments
- Motet - Modern edition
- Pars
- Pars - Text incipit
- Pars - Standardized text incipit
- Pars - Number of voices
- Pars - Complete text (original)
- Pars - Standardized complete text
- Pars - Musical incipit
- Pars - Digitized musical incipit
Das momentane Leitungs- und Mitarbeiterteam des Motet Database Project besteht aus den folgenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen:
Prof. Dr. Jennifer Thomas, University of Florida, Gainesville, Florida (USA)
(Project Director)
Prof. Dr. Markus Schneider, University of Florida, Gainesville, Florida (USA)
(Technical director; database design and functions)
Prof. Dr. Ignace Bossuyt, Katholieke Universiteit, Leuven (B)
(Director and editor for complete texts)
Wiss. Mitarbeiterin: Sofie Taes
Prof. Dr. Thomas Schmidt-Beste, University of Wales, Bangor (GB)/Universität Heidelberg (D)
(Director for records before 1500)
Dr. Eugeen Schreurs, Dr. Bruno Bouckaert, Alamire Foundation, Leuven (B)
(Prints and manuscripts of the Netherlands)
Prof. Dr. Marie-Alexis Colin, Université de Montréal (CDN)
(German printed anthologies)
Wissenschaftlicher Beirat:
- Dr. Bonnie Blackburn (Faculty of Music, Wolfson College, University of Oxford)
- Prof. Dr. Herbert Kellman (University of Illinois at Champaign-Urbana; Director of the Renaissance Archives for Musicological Research)
- Prof. Dr. Mary Lewis (University of Pittsburgh)