Die barocke Zitadelle in Mainz
Die 1655-1661 erbaute Zitadelle in Mainz ist eine der wenigen in Deutschland erhaltenen barocken Zitadellen über quadratischem Grundriss. Kunsthistoriker und Historiker der Universität Heidelberg sind dort seit 2006 unter örtlicher Leitung von Stefanie Fuchs an mehreren Bauforschungsprojekten beteiligt, die der Vorbereitung von Restaurierungen dienen. Auftraggeber ist die Gebäudewirtschaft der Stadt Mainz in Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erde, Direktion Landesdenkmalpflege.
Die Stützmauern (Escarpe und Contrescarpe) des Baus wiesen teilweise starke Schäden auf und mussten saniert werden. Graben und Wälle der Zitadelle haben sich mit ihrem Bewuchs allerdings zu einem Rückzugsgebiet bedrohter Tier- und Pflanzenarten entwickelt, weshalb ein Teilbereich der Zitadelle zum geschützten Landschaftsbereich erklärt wurde.
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Pilotprojekt, an dem neben Denkmalpflege und Umweltamt auch bürgerliche Initiativen beteiligt waren, wurde 2006-2008 ein Teilbereich der Zitadelle (Bastion Germanicus) saniert, wobei versucht wurde, sowohl Belange des Naturschutzes als auch der Denkmalpflege zu berücksichtigen.
Im Rahmen dieses Projekts erstellten Studierende der Universität Heidelberg eine Baudokumentation: Pläne im Stadtarchiv Mainz und weiteren Archiven sowie Literatur zur Baugeschichte wurden gesichtet und zusammengestellt. Die hier abzuleitenden grundlegenden Daten zur baulichen Nutzung des Standorts der Zitadelle wurden zusammengetragen.
Hauptziel der Dokumentation war, einen Überblick über die Schadensbilder außerhalb des für die Sanierung vorgesehenen Bereichs zu bekommen.
So wurden Bereiche mit freiliegenden Fugen, stark zurückgewittertem Steinmaterial, sich ablösenden Mauerschalen oder Rissen kartiert. Außerdem wurden die Mauern abgegangen und auf Flickstellen, zugesetzte Öffnungen und Bauabschnittsgrenzen hin untersucht. Für einen Teilbereich konnte für die Kartierung auf entzerrte Fotografien der gbvd (Mülheim) und Aufmaße von Dipl.-Ing. Jutta Hundhausen (Mainz) zurückgegriffen werden. Bei den übrigen Mauern wurden die Befunde auf nicht entzerrten Fotografien eingetragen.
Deutlich wurde, dass die Mauern in nahezu senkrechten Mauerstreifen errichtet wurden.
Auch eine unterschiedliche Behandlung der Bossenquader der Bastionsschultern und -spitzen von Feld- und Stadtseite zeichnet sich ab.
Nur in kleineren Bereichen haben sich die älteren Eckgliederungen der Bastionen erhalten: Im Bereich der Feldseite Buckelquader, zur Stadt hin Bossenquader mit ebener Vorderseite.
An den übrigen Steinen lässt sich anhand der Abarbeitungsspuren nachweisen, dass sie ebenso gearbeitet gewesen sind
Einige der festgestellten Veränderungen konnten den Bau- und Renovierungsmaßnahmen um 1840 zugewiesen werden, viele der unzähligen Flickstellen sind zeitlich jedoch vorerst nicht einzuordnen. Relativ sicher konnten die Mauerzüge der Contrescarpe anhand der schriftlich überlieferten Baudaten der Vorwerke datiert werden.
In der Folge wurde das IEK mit Satz und Redaktion des Abschlussberichts für die DBU betraut, ebenso mit kleineren baubegleitenden Forschungen am Kommandantenbau (Bau A - Tordurchfahrt) und an Bau C (Zitadellkaserne).
An den Projekten beteiligte Mitarbeiter: Stefanie Fuchs M.A. (Bauforschung, Dokumentation, Satz DBU-Bericht), Simone Schäfer M.A. (Archivrecherche), Tina Schöbel M.A. und Andreas Diener M.A. (Redaktion/Korrektur DBU-Bericht).
Text, Fotos und Zeichnungen: Stefanie Fuchs M.A.