Paula Simon, M.A.
Forschungsstelle Antiziganismus
Funktion/Position
Stipendiatin an der Forschungsstelle Antiziganismus (Romani Rose-Fellowship)
Kontakt
Email: paula.simon@zegk.uni-heidelberg.de
Zur Person
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Seit 2022: Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
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2021: Masterabschluss im Fach Global History an der Universität Heidelberg
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2019: Auslandssemester an der Universität zu Belgrad, Serbien
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2018: Bachelorabschluss in Anglistik und Geschichte an der Universität Heidelberg
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2017: Auslandssemester an der University of Birmingham, UK
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2013: Abitur an der Freien Waldorfschule Ludwigsburg
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1993: Bei Stuttgart geboren
Stipendien und Auszeichnungen
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2022: Romani Rose-Fellow an der Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar, Universität Heidelberg
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2019-2020: Stipendiatin "Metropolen in Osteuropa" der Studienstiftung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
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2017-2021: Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes
Beschäftigungen
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Seit 2021: Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt "Die Vernichtung der Ortschaft Korjukivka im Gebiet Černihiv/Ukraine unter deutscher Besatzungsherrschaft"
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2019: Praktikum beim Centre for Public History in Belgrad, Serbien; Praktikum bei Documenta in Zagreb, Kroatien; Praktikum bei YiHR in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina
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2017: Praktikum im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
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Seit 2015: Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte der Universität Heidelberg
Arbeitsschwerpunkte
- Völkermord an den Rom*nja in Serbien
- Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens
- Gender- und Frauengeschichte in Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten
Dissertationsprojekt
Zwischen Königreich und Sozialismus – Interethnisches Zusammenleben im Vielvölkerstaat Jugoslawien am Beispiel muslimischer Rom*nja 1930–1950 (Arbeitstitel)
Das Dissertationsprojekt will die Geschichte der muslimischen Rom*nja in Jugoslawien erforschen und dabei ihre Position und Positionierung in drei unterschiedlichen Herrschaftssystemen beleuchten: der Spätphase des Königreichs Jugoslawien (1930-1941), der Zeit der nationalsozialistischen Besatzung (1941-1944) sowie der frühen Phase der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien (1945-1950). Im ersten Zeitraum soll es neben einem allgemeinen Überblick über Nationalitäten- und Minderheitenfragen im Königreich Jugoslawien und die Minderheit betreffenden Gesetzgebungen um die Position der Minderheit innerhalb der jugoslawischen Gesellschaft, sowie um die Frage nach kultureller und politischer Selbstorganisation gehen. Dabei möchte ich die Entstehung von Organisationen wie dem in den 1930er Jahren in Belgrad gegründeten „Klub Belgrader Roma“, der Romanes-Zeitung „Romano Lil“ oder des Fußballclubs „Halbmond“ in Leskovac nachzeichnen sowie weitere Organisationen dieser Art erforschen. Nicht zuletzt soll durch einen Blick auf die Berichterstattung über Rom*nja in den Zeitungen der Frage nach vorherrschenden Stereotypen und der Haltung der Mehrheitsgesellschaft zur Minderheit der Rom*nja nachgegangen werden. Auch die Rolle von Wissenschaftler*innen und ihren (pseudo-)wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Rom*nja soll in diesem Kontext betrachtet werden.
Für den zweiten Zeitraum soll der Schwerpunkt auf der Verfolgungserfahrung der muslimischen Rom*nja unter deutscher Besatzung liegen. Dabei soll auf der Seite der Täter*innen die Frage nach der Rolle der Minderheit innerhalb der jeweiligen Ideologien sowie nach den Verfolgungspraktiken verschiedener Tätergruppen im Mittelpunkt stehen. Zudem soll der „muslimische Faktor“ und sein Einfluss auf die lokalen Verfolgungspraktiken und -dynamiken sowie die Rolle der muslimischen Gemeinschaften und ihr Einsatz für die muslimischen Rom*nja beleuchtet werden. Gleichzeitig soll aber auch die Ebene der Identitätsbildung in den Blick genommen werden: Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die Verfolgungserfahrung und die gemeinsame Leiderfahrung die Ausbildung einer Gruppenidentität beförderte und welchen Einfluss die Fremdbezeichnung durch die Besatzer und Kollaborateur*innen auf die Selbstbezeichnung und Identität hatte. Dazu möchte ich kulturelle Produktionen, die während der Besatzungszeit entstanden, untersuchen und die Quellen der "Staatlichen Kommission zur Feststellung der Verbrechen der Besatzer und ihrer Kollaborateure" (DK) auf die Praxis der Fremd- und Selbstbezeichnung der Gruppe unmittelbar nach dem Ende des Krieges überprüfen.
Im dritten Zeitraum soll es dann zentral um die Integration der Minderheit in den multiethnischen jugoslawischen Staat gehen. Hierzu soll vor allem die Arbeit der Staatlichen Kommission (DK) und ihrer regionalen und lokalen Organe von 1943 bis 1948 auf den Umgang mit der Minderheit untersucht werden, aber auch einen Blick auf Pulikationen zu Nationalitäten- und Minderheitenfragen und den Umgang staatlicher Institutionen mit der Minderheit in den Jahren der Etablierung der FVR Jugoslawien geworfen werden. Schließlich sollen auch die Zeitungen der Zeit analysiert werden, um die Repräsentationsebene zu untersuchen. Nicht zuletzt soll auf der Ebene der Identitätsbildung die Frage nach kultureller und politischer (Re-)Organisation in den ersten Nachkriegsjahren gestellt werden.
Anhand meiner mikrogeschichtlichen Analyse der Minderheit der muslimischen Romn*nja möchte ich auch größere historische Prozesse exemplarisch veranschaulichen. Dabei sind mit den Fragen nach den interethnischen Beziehungen und Nationalitäten- sowie Minderheitenfragen im Vielvölkerstaat Jugoslawien, mit Fragen nach der interethnischen Arbeitsteilung im multiethnischen Staat sowie nach der Rolle von Religionszugehörigkeit für die Identität einer Gruppe und für ihre Stellung innerhalb der Herrschafts- und Gesellschaftsstruktur nur einige zu nennen.