Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte | Tagung "Gebessert entlassen"
Tagung „Gebessert entlassen.“
Heilen in der psychiatrischen Theorie und Praxis zwischen 1800 und 1970
Während in kaum einer anderen medizinischen Disziplin die Praxis und die Möglichkeit des ‚Heilens‘ so in Frage gestellt worden ist, wie in der Psychiatrie, steht eine systematische Untersuchung des ‚Heilens‘ in der Psychiatriegeschichte noch aus. Die bisherige Verdichtung auf ein semantisches bzw. terminologisches Problem macht eine historiographische Perspektiverweiterung um Akteure, ihre Körper und Handlungen erforderlich. Thematisch verdichtet bedeutet das: Wo und wie wurden ‚Heilungen‘ gedacht, hervorgebracht, ausgelebt, beobachtet, beschrieben, evident gemacht und proklamiert? Wir gehen davon aus, dass Heilungen nicht nur in Fachliteratur theoretisch gefasst, zwischen Aktendeckeln beschrieben und in Entlassungsstatistiken dokumentiert wurden, sondern in räumlichen Anordnungen, materialen Konfigurationen und mittels
verschiedenster Körperpraktiken produziert wurden. Von hier aus soll das Phänomen Heilung im Rahmen einer Konferenz ausgelotet werden. Diese thematischen Fragen methodologisch gewendet, bedeutet das: Wie kann die Komplexität des ‚Heilens’ historiographisch und konzeptuell gefasst werden? In der Konferenz „Gebessert Entlassen. Heilung in der psychiatrischen Theorie und Praxis zwischen 1800 und 1970“ möchten wir neue Wege in der historiographischen Auseinandersetzung mit dem psychiatrischen Behandeln, dessen materiellen, praktischen sowie diskursiven Bedingungen und seinen therapeutischen Effekten erproben.
Beteiligte Wissenschaftler:
Dr. Max Gawlich
Ralph Höger
Die Tagung findet am 06./07. April 2018 im Karl Jaspers Centre, Voßstraße 2, 69117 Heidelberg statt.
Programm:
Freitag, 6. April 2018 | |
9.00 Uhr | Begrüßung |
9.15 Uhr | Max Gawlich u. Ralph Höger: Einführung |
SEKTION 1: BEGRIFFE | Chair: Benoît Majerus |
9.45 Uhr | Karen Nolte: Begriff der Remission bei Schocktherapieverfahren in 1930ern und 1940ern. |
10.15 Uhr | Maike Rotzoll & Christoph Beyer: Berufsfähig, entlassungsfähig, verlegungsfähig. |
11.00 Uhr | Paul Hoff: Heilung oder Recovery? |
11.45 Uhr | Kommentar |
12.00 Uhr | Diskussion |
12.30 Uhr | Mittagspause |
SEKTION 2: PRAKTIKEN | Chair: Monika Ankele |
15.00 Uhr | Jens Gründler: Besserung, Wiederherstellung, Genesung. |
15.30 Uhr | Ute Oswald: „Das Vergnügen ist unermesslich“. |
16.15 Uhr | Sarah Behr: Geheilt, gebessert, ungeheilt. |
16.45 Uhr | Chantal Marazia: “Probeweise”. |
17.15 Uhr | Kommentar |
17.30 Uhr | Diskussion |
Samstag, 7. April 2018 | |
SEKTION 3: EVIDENZEN | Chair: Sophie Ledebur |
9.30 Uhr | Viola Balz: Von der Therapie zur Diagnose. Umdeutungen als Folge von Neuroleptikabehandlungen in den 1950er Jahren. |
10.00 Uhr | Heiner Fangerau: Dankesbriefe und Beschwerden aus der Volksnervenheilstätte. |
10.45 Uhr | Bernd Reichelt : „…therapeutisch besonders wirksam“. |
11.15 Uhr | Kommentar |
11.30 Uhr | Diskussion |
12.00 Uhr | Mittagspause |
SEKTION 4: NORMEN | Chair: Michaela Ralser |
13.30 Uhr | Nicolas Henckes: Reinventing the limits of therapy. |
14.00 Uhr | Steffen Dörre: Von der Sexualpathologie zur Therapie. |
14.45 Uhr | Kommentar |
15.00 Uhr | Diskussion |
15.30 Uhr | Abschlussdiskussion |
16.00 Uhr | Ende der Tagung |
Ein detailliertes Programm finden Sie hier.