Vegetationsgeschichtliche Untersuchungen zur prähistorischen Landnutzung im nördlichen Schwarzwald

Projektleitung:

Prof. Dr. Manfred Rösch
 

Projektmitarbeiter:

NN
 

Projektträger:

Landesamt für Denkmalpflege beim RP Stuttgart
 

Fachgebiet:

Vegetationsgeschichte
 

Kooperation:

Arbeitsstelle Radiometrie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg
Referat Denkmalpflege beim RP Karlsruhe
 

Stichworte:

Nordschwarzwald, Vegetationsgeschichte, prähistorische Landnutzung, Bergbau, Eisenverhüttung, Waldwirtschaft

Kurzbeschreibung :

In Zusammenhang mit neuen montanarchäologischen Untersuchungen im Nordschwarzwald wird dessen Vegetations- Besiedlungs- und Nutzungsgeschichte mittels Pollenanalysen neu beleuchtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der keltischen Erschließung und Ausbeutung der Nordschwarzwälder Eisenerzlagerstätten und der damit verbundenen Besiedlungs-, Landnutzungs- und Waldbewirtschaftungsvorgänge. Als Naturarchive dienen neben wenigen Mooren im Osten des Gebietes profundale Sedimente aus Karseen im Gebiet westlich der Murg zwischen Forbach im Norden und Bad Peterstal-Griesbach im Süden.

Zielsetzung und vorgesehene Arbeiten, erste Ergebnisse :

Der Schwarzwald gilt gemeinhin als spät, nämlich erst mittelalterlich besiedelt. Hoch gelegene Pollenprofile ließen Zweifel daran aufkommen, doch wird die Besiedlungsgeschichte des Schwarzwaldes weiterhin kontrovers diskutiert Nun wurde erstmals bei Neuenbürg an der Enz prähistorischer Bergbau und Eisenverhüttung archäologisch erfasst. Diese Phänomene reichen mindestens bis in die späte Hallstattzeit zurück, vielleicht sogar bis in die Urnenfelderzeit. Pollenanalysen in der Bruckmisse bei Oberreichenbach und im Wildseemoor bei Kaltenbronn, zwölf bzw. 16 km südlich der Fundstelle, belegen eisenzeitliche Landnutzungs- und Waldwirtschaftsprozesse (Niederwaldwirtschaft), die in Zusammenhang mit Eisenverhüttung stehen könnten. Da man für die keltische Eisenverhüttung von einer Nutzung lokaler Holzressourcen ausgehen kann , weisen die beschriebenen Phänomene in der Bruckmisse und im Wildseemoor auf keltische Eisenverhüttung weitab von neuenbürg und in unmittelbarer Nähe der beiden Moore hin Damit. deutet sich eine systematische Erschließung und Ausbeutung der ausgedehnten Schwarzwälder Eisenerzvorkommung in keltischer Zeit an, die in ihrer ganzen räumlichen und zeitlichen Tiefe noch unbekannt und archäologisch kaum mehr nachvollziehbar ist. Dies soll durch ein Netz hoch auflösender Pollenprofile versucht werden, und zwar anhand von Profundalkernen aus den Karseen des Nordschwarzwaldes: vom Herrenwieser See im Norden über Schurmsee, Mummelsee, Wildsee, Huzenbacher See, Buhlbach- und Ellbachsee bis zum Glaswaldsee im Süden, am Nordrand des Mittleren Schwarzwaldes. Die Auswertung soll statistisch und GIS-gestützt erfolgen. Zudem sollen an den archäologisch untersuchten Verhüttungsplätzen archäobotanische und malakologische Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei sollen folgende zentrale Fragen geklärt werden:

  • Gibt es auch Hinweise auf neolithische Besiedlung und Landnutzung?
  • Welche Auswirkungen hatte die Landnutzung auf Naturraum und Vegetation?
  • Zeitlicher Ablauf und räumliche Muster der prähistorischen Eisenindustrie
  • Einflüsse von Klimaveränderungen auf die Nutzung
  • Dynamik von Störungs- und Regenerationszyklen

© Manfred Rösch; Kontakt/Email

Literatur :

Gassmann, G., Rösch, M. & Wieland, G. (2006): Das Neuenbürger Erzrevier im Nordschwarzwald als Wirtschaftsraum während der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Germania (im Druck).

Radke, G. (1974): Landschaftsgeschichte und -ökologie des Nordschwarzwaldes. Hohenheimer Arbeiten 68. Stuttgart.

Rösch , M. (1989): Pollenprofil Breitnau-Neuhof: Zum zeitlichen Verlauf der holozänen Vegetationsentwicklung im südlichen Schwarzwald. Carolinea 47, 15-24.

Rösch, M. (2000a) Long-term human impact as registered in an upland pollen profile from the southern Black Forest, south-western Germany. Veget. Hist. Archaeobot. 9, 205-218.

Rösch, M. (2000b): Das Stehrenmoos bei Faulenfürst/Schluchsee. Ein Pollenprofil aus der Nähe des Fundorts des Einbaums als Beitrag zur frühen Besiedlung des südlichen Schwarzwaldes. In: Einbaum - Lastensegler - Dampfschiff, Frühe Schifffahrt in Südwestdeutschland. Almanach 5/6. 71-76.

Rösch, M., Volk, H. & Wieland, G. 2005. Frühe Waldnutzung und das Alter des Naturwaldes im Schwarzwald. Neue pollenanalytische Untersuchungen in den Missenmooren. AFZ Der Wald 12, 2005, 636-638.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 20.02.2013