Projekt 1
(Klassische Philologie/Latinistik und Gräzistik): „Panegyrik und Historiographie. Die sprachliche (Um-)Kodierung der Herrschaftsrepräsentation“
Teilbereich A (Latinistik): „(Um-)Kodierungen der Herrscherbilder in panegyrischen Texten“
Teilbereich B (Gräzistik): „Die Dekomposition der Herrscherinszenierung durch Historiographie und Biographie. Zwischen literarischer Normenkontrolle und Unterhaltung“
Projektleiter: |
Inhalt des Projekts:
Ziel des Projekts ist es, die literarischen Diskurse zu analysieren, welche die – in der späteren Rezeption als ,schlecht‘, exzentrisch oder gar ‚wahnsinnig‘ gezeichneten – Kaiser Caligula, Nero und Domitian umgaben. In diesen Diskursen lässt sich eine Kodierung der Herrschaftsrepräsentation erkennen, die in panegyrischen Schreibweisen die Repräsentationsformen als positiv konnotierte Grenzerweiterung deutet, um dann post mortem imperatoris eine Umkodierung dieser Grenzerweiterungen als negativ konnotierte Grenzverletzung zu erfahren. Daher sollen zum einen die Kodierung der Herrschaftsrepräsentation in der neronischen und domitianischen Literatur (Seneca, Lucan, Eklogendichtung, Statius, Martial) beschrieben und zum anderen die Mechanismen der Umkodierung derselben Herrscherbilder in der jeweils späteren literarischen Diskussion (bei Seneca, Martial und dem jüngeren Plinius) und in den historiographischen Texten (Tacitus, Sueton und Cassius Dio) aufgezeigt werden. Da augenscheinlich die von den zeitgenössischen Medien für die drei Kaiser entworfenen Repräsentationen als unabhängig von der Frage, wie exzentrisch diese Kaiser wirklich waren und ob sie tatsächlich die Grenzen der psychischen Normalität überschritten haben, zu betrachten sind und diese inszenierten Repräsentationen bis in die neueste Zeit Anlass zum Vorwurf des Normbruches und der Exzessivität gaben und geben, steht im Zentrum des Projekts also letztlich die Frage, inwiefern das Medium Literatur – die Texte in ihrer publizierten Form – seinen Teil zur römischen Kaisergeschichte beigetragen hat.
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