Projektbeschreibung

DFG-Projekt „Sexual Dynamis and Dynamics of Magical Practice in Graeco-Roman Egypt:

Erotic Spells in the Greek and Demotic Magical Papyri (PGM and PDM) and their Cultural Traditions”

Dieses Projekt wird für 3 Jahre von der DFG gefördert und stellt eine Kooperation zwischen dem Seminar für Klassische Philologie und dem Ägyptologischen Institut dar. Es ist außerdem mit dem Exzellenzcluster der Universität Heidelberg "Asia and Europe in a Global Context" assoziiert, da es sich um ein Nachfolgeprojekt des Projekts MC 10 „The Magic of Transculturality“ handelt, welches von 2013-2016 im Rahmen dieses Exzellenzclusters durchgeführt wurde (bitte mit Projekthomepage des alten Projekts verlinken! http://www.asia-europe.uni-heidelberg.de/en/research/interdisciplinary-research-groups/mc10-cultural-plurality/mc101-the-magic-of-transculturality.html).​

Ziel des Projektes ist die Analyse der erotischen Zaubersprüche innerhalb des Corpus der griechischen/demotischen magischen Papyri (PGM/PDM), das sowohl Handbücher mit Einzelsprüchen als auch Überreste tatsächlich durchgeführter Rituale umfasst, die zum Großteil aus dem römischen Ägypten stammen. Der Inhalt der teils zweisprachigen Manuskripte spiegelt einen intensiven kulturellen Austausch zwischen unterschiedlichen religiösen Traditionen wider (ägyptisch, griechisch, in geringerem Maße jüdisch, mesopotamisch u. a.). Es handelt sich nicht um Originalkompositionen, sondern um die Produkte eines langen Prozesses der Sammlung und Überarbeitung von älterem Material, der innerhalb des ägyptischen Priestermilieus zu verorten ist.

Die Untersuchung soll die sozio-religiösen Dynamiken von kultureller Pluralität und Fusion in der gräko-ägyptischen Magie erhellen. Daher möchten wir eine umfassende Studie der verschiedenen Techniken erotischer Magie aus transkultureller Perspektive durchführen. Jede Grundtechnik soll nach folgenden Gesichtspunkten analysiert werden: Position und Einbindung der jeweiligen Sprüche innerhalb der Papyri, Struktur, Phraseologie, Rezitationen und Ritualelemente. Insbesondere möchten wir versuchen, zugrunde liegende magisch-religiöse Traditionen zurückzuverfolgen und mögliche Muster der Überlieferung zu rekonstruieren, die über die Spezifika einzelner Papyri oder einer einzelnen Schrift und Sprache hinausgehen. Tatsächlich erlaubt uns die Redaktionsgeschichte der magischen Handbücher, nach möglichen Quellen oder Parallelen in älterem oder kontemporärem griechischen und ägyptischen (u. a.) Material zu suchen, um herauszufinden, ob die einzelnen Bestandteile aus einem griechischen, ägyptischen, jüdischen oder gemischten kulturellen Umfeld stammen. Zudem soll die Untersuchung noch unpublizierte demotische erotische Zaubersprüche älterer Zeit mit einbeziehen, die eine neue Basis für das Verständnis der Chronologie dieses Genres in Ägypten bilden.

Die Analyse der Sprüche in den magischen Handbüchern soll durch die Betrachtung angewandter erotischer Zauber sowie archäologischer Überreste ergänzt werden, z. B. von Objekten, die mit einzelnen Zaubersprüchen beschriftet sind oder sich mit Anleitungen der Manuale in Verbindung bringen lassen. In einem zweiten Schritt möchten wir die Ergebnisse mit griechischen und ägyptischen literarischen und dokumentarischen Quellen vergleichen, um die Entwicklung der erotischen Magie zu kontextualisieren.

Ziel der Gesamtanalyse ist es schließlich, herauszufinden, welche Art von kultureller Interaktion (sofern diese stattfand) den Ritualen in den einzelnen Fällen zugrunde liegt, und wie das Endprodukt in seinem historischen Kontext – dem römerzeitlichen Ägypten – funktioniert hat. Das Projekt soll damit auch unsere vorherige Untersuchung zu Divinationspraktiken komplementieren und einen Beitrag zu einer umfassenden transkulturellen Studie zur gräko-ägyptischen Magie leisten, die bisher ein Desiderat ist.

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 17.10.2017
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