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Frank Van de CraenEin Weltreisender in Sachen Diplomatie

Frank Van de Craen studierte Völker- und Staatsrecht und wurde Botschafter Belgiens

Frank Van de Craen

Als Frank Van de Craen zum ersten Mal in Heidelberg war, fiel ihm gleich eines auf: Hier waren die Häuser viel bunter als in seiner Heimat. „Viele Häuser in Heidelberg sind gelb oder rot - das kannte ich aus Belgien nicht“, erinnert sich der belgische Diplomat, der 1977 zum ersten Mal in die Stadt am Neckar kam, um seine Abschlussarbeit zu schreiben. Doch nicht nur das: Auch das Bier war kräftiger als in Belgien, und die Deutschen selbst schienen ihm in ihrer Art robuster zu sein als ihre westlichen Nachbarn. Offenbar gefiel das Frank Van de Craen, denn nach seinem Militärdienst kam er zurück nach Heidelberg und blieb bis 1986 dort – bevor er sich als Diplomat aufmachte in die weite Welt, in der es noch bunter zuging als in Heidelberg.

Dass Van de Craen Heidelberg kennenlernte, lag an der Universitätsbibliothek der McGill University im kanadischen Montreal. Dort wollte er nach einem Politik- und Jurastudium in Belgien seinen Master in Jura machen. „Meine Masterarbeit wollte ich über den Nahostkonflikt schreiben, aber die Bibliothek hatte nicht das Material, das ich dafür benötigte“, erinnert er sich. „Also holte ich mir die Zustimmung ein, im Ausland forschen zu dürfen, und stieß dann auf das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, das eine sehr ausführliche Bibliothek zu Völkerrecht hatte.“ Er erhielt ein Stipendium und ging nach Heidelberg, wo er sich an der Ruperto Carola immatrikulierte.

Nach seinem Abschluss wollte Frank Van de Craen eine akademische Karriere einschlagen. „Ich wurde Forscher am Belgian Interuniversity Institute for Public Law in Brüssel“, erklärt er. „Allerdings ist dies ein interuniversitäres Institut, das heißt, alle Forscher arbeiten an verschiedenen Universitäten. Ich bin auf diese Weise zurück nach Heidelberg ans MPI gekommen.“ Dort blieb es nicht allein beim Forschen: 1983 bekam Van de Craen ein Angebot der Schiller International University, einer Privatuniversität in Heidelberg, an der er bis Ende 1985 als Jura-Dozent arbeitete.

„1986 wurde ich dann promoviert und ging nach Belgien zurück“, erzählt Van de Craen. „Da ich allerdings als Wissenschaftler keine Verbindung zu einer belgischen Universität hatte, war es schwierig, dort als Dozent zu beginnen. Also entschloss ich mich, mit meiner Spezialisierung auf Völker- und Staatsrecht eine diplomatische Karriere einzuschlagen.“ Damit begann seine persönliche Weltreise: Nach seiner Ausbildung in Brüssel von Herbst 1987 bis Frühjahr 1989 mit Aufenthalten in Paris, Genf und Luxemburg kam Van de Craen zunächst an die belgische Botschaft in Singapur. Nächste Station war von 1992 bis 1996 die ständige Vertretung Belgiens bei den Vereinten Nationen in New York.

Frank Van de Craen in Bolivien

Nach einem Aufenthalt im venezolanischen Caracas bis zum Jahr 2000 und einer dreijährigen Zwischenstation zurück in Brüssel trat Van de Craen 2003 in Bolivien seinen ersten Posten als Botschafter Belgiens an. 2006 wechselte er als Botschafter nach Malaysia, von dort aus kehrte er im Februar dieses Jahres in das Auswärtige Amt nach Brüssel zurück. „Dort bin ich jetzt Leiter der Lateinamerika- und Karibikabteilung“, erklärt Van de Craen. „Man kehrt für drei Jahre in die Zentrale zurück, bevor es wieder ins Ausland geht.“

Als Nebeneffekt seiner internationalen Tätigkeit spricht Frank Van de Craen fünf Sprachen: Neben seiner Muttersprache Niederländisch auch die beiden anderen Sprachen Belgiens, Deutsch und Französisch, außerdem Englisch und Spanisch. „Mit 15 Jahren, im vierten Jahr des Gymnasiums, habe ich angefangen, Deutsch zu lernen, das war eine Pflichtfremdsprache“, erklärt Van de Craen. Heidelberg hat er nach seinem Aufenthalt häufig besucht, allerdings vor allem in den 90er Jahren. Um so wichtiger war es Frank Van de Craen, zu den Alumni-Jubiläums-Tagen nach längerer Zeit wieder nach Heidelberg zurückzukehren – und noch einmal die typische bunte, internationale Atmosphäre auf kleinem Raum an der Ruperto Carola zu erleben.

(Erscheinungsjahr 2011)