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Workshop zur KonzeptionEnzyklopädie zum nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma

15. Oktober 2021

Workshop dient dem Austausch von Fragen zur Konzeption und Präsentation

Das historische Wissen zum nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma Europas zusammenzuführen, ist Ziel einer gerade entstehenden Enzyklopädie. Angesiedelt ist das vom Auswärtigen Amt mit rund 1,2 Millionen Euro geförderte Projekt an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg. Im Rahmen eines Workshops sollen am 18. Oktober 2021 Fragen der Konzeption oder auch der Online-Präsentation diskutiert werden. Neben beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie einer Vertreterin des Auswärtigen Amts werden an der Veranstaltung im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg auch zahlreiche Kooperationspartner teilnehmen, so zum Beispiel die Stiftung Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Juden Europas.

„Mit der groß angelegten Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa wird ein gewichtiges, profundes Werk erarbeitet, das den aktuellen internationalen Forschungsstand in einer umfangreichen, empirisch gesättigten Übersicht präsentiert und zugleich allgemein verständlich aufbereitet“, betont der Historiker Prof. Dr. Edgar Wolfrum, der die Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Ruperto Carola leitet. Nach seinen Worten stellt das Vorhaben einen Meilenstein in der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Völkermordes dar. „Das Projekt ist ein wichtiges Symbol der Anerkennung, das den Völkermord in seiner europäischen Dimension erstmals in dieser Systematik öffentlich sichtbar macht. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung dieses Verbrechens sowie fortgesetzter Diskriminierung durch Politik, Gesellschaft und Wissenschaft wird nun die ganze Kraft und Kompetenz der Forschung aufgeboten, um die Opfer der Sinti und Roma zu würdigen“, ergänzt Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Unter Leitung der Heidelberger Historikerin Dr. Karola Fings, die auch den aktuellen Workshop organisiert hat, wird im Rahmen des Enzyklopädie-Projekts das weit verstreute, oft nur schwer zugängliche historische Wissen zum Völkermord und seinen Ursachen, Strukturen und seinem Verlauf zusammengeführt. Die von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland und Europa erstellten Beiträge werden zunächst online auf Deutsch und Englisch veröffentlicht. Darauf aufbauend entsteht ein mehrbändiges Handbuch in gedruckter Fassung. Mit beteiligt an dem Projekt sind unter anderem auch das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstands, das Center für digitale Systeme der Freien Universität Berlin, das Fritz Bauer Institut sowie die Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Forschungsstelle Antiziganismus ist Teil des Historischen Seminars der Universität Heidelberg und beschäftigt sich mit grundlegenden Studien zu Ursachen, Formen und Folgen des Antiziganismus in den Gesellschaften Europas vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Mechanismen der Vorurteilsbildung und Praktiken der Diskriminierung werden historisch fundiert und theoriegeleitet auf unterschiedlichen Ebenen untersucht. Wissenschaftlicher Geschäftsführer ist der Historiker Dr. Frank Reuter.