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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Rektorat
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Profile prägen

Profilbildung der Ruperto Carola


Zur Profilbildung der Universität orientiert sich das Rektorat an den im Strategiepapier festgelegten "Heidelberger Zielen". Unter dem Motto "Uni Heidelberg. Zukunft. Seit 1386" werden seit Beginn des Jahres 2005 insgesamt 38 Reformprojekte verfolgt und konsequent umgesetzt; von der Reform der Studienstruktur auf Bachelor/Master, der Reorganisation des Studierendenservice und der Bildung wissenschaftlicher Zentren über internationale Partnerschaften, Lehrexport sowie Kooperationen mit außeruniversitären Partnern bis hin zu Personalentwicklung, Wohnheimbau, Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Einrichtung eines zentralen Ressourcenpools für das Rektorat; die 38 Heidelberger Strategieziele umfassen nahezu alle Bereiche der Universität. Um die Veränderungen gemeinsam gestalten und steuern zu können, wurde zu Beginn des Jahres 2005 der Lenkungsausschuss Strategie gebildet.

Vertreter von Universitätsrat, Senat und Rektorat werden regelmäßig über Erfolge und Probleme der Strategieumsetzung informiert und können so gemeinsam über die weiteren Schritte entscheiden. Zur operativen Unterstützung der Veränderungen wurde die Stabsstelle für Strategie und Kommunikation eingerichtet, die dem Rektor direkt zugeordnet ist. Dass der Reformprozess "Uni Heidelberg. Zukunft. Seit 1386", mit hohem Tempo vorangetrieben, bereits erste Früchte trägt, wird in den einzelnen Kapiteln dieses Berichtes deutlich.

Umstrukturierungen

Das Rektorat setzt bei der Schärfung des Profils der Ruperto Carola darauf, die vorhandene Fächervielfalt als unverzichtbares Markenzeichen einer traditionsreichen Volluniversität durch sinnvolle Umstrukturierungen und Kooperationen zu erhalten und vielfältig miteinander zu vernetzen. Auf diesem Weg möchte die Universität Heidelberg zugleich der gestiegenen Verantwortung aus größerer Autonomie gerecht werden und ihren Beitrag dazu leisten, staatliche Ressourcen noch zielgerichteter und effizienter einzusetzen.

In einer traditionsreichen Volluniversität mit selbstbewussten Gremien und Einrichtungen müssen solche Umstrukturierungen in intensiven universitätsinternen Diskussionen vorbereitet werden. Dabei lassen sich Konflikte zwischen Organen und Fakultäten nicht immer verhindern - sie sind auch Ausdruck des diskursorientierten Selbstverständnisses der Universität. Die Ruperto Carola hat jedoch im Jahr 2005 gezeigt, dass sie der autonomiegetragenen Verantwortung auch insofern gewachsen ist, als sie aus eigener Kraft zu wegweisenden Entscheidungen fähig ist und aus Konfliktsituationen letztlich gestärkt hervorgehen kann.

Mittelalterliche Stadtansicht

Das Rektorat legte im Mai 2005 gemeinsam mit dem Rektorat der Universität Mannheim Pläne für einen Fächertausch vor, der beiden Hochschulen helfen sollte, ihre Profile universitätsindividuell zu schärfen und abzurunden. Kernpunkte des geplanten Fächertauschs waren die Konzentration der Gymnasiallehrerausbildung der Region in Heidelberg, die Verlagerung der Heidelberger Volkswirtschaftslehre in die Quadratestadt sowie die Integration der Mannheimer Technischen Informatik in die Universität Heidelberg. Während die Konzentration der Gymnasiallehrerausbildung nach Heidelberg breite Zustimmung fand, gab es zu den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Technische Informatik kontroverse und hitzige Debatten sowie lautstarke Proteste der betroffenen Einheiten einschließlich der Studierenden.

Sobald deutlich wurde, dass die für Heidelberg auch langfristig in zahlreichen Studiengängen notwendigen wirtschaftswissenschaftlichen Lehrmodule nicht wie zunächst vorgesehen durch kapillar integrierten Lehrimport aus Mannheim abgedeckt werden konnten, beauftragte der Senat auf Anregung des Rektorats eine Kommission unter der Leitung des Ersten Sprechers des Senats, Professor Meusburger, mit der Ausarbeitung eines Konzeptes für "Integrierte Wirtschaftswissenschaften" am Standort Heidelberg. Die mit namhaften Experten aus dem In- und Ausland besetzte Kommission legte ein Papier vor, das auf die Stärken einer Volluniversität setzt und interdisziplinäre Vernetzungen in den Vordergrund rückt. Ihr Konzept unter der Überschrift "Politische Ökonomie" sieht eine sinnvolle Verknüpfung von Institutionenökonomik und Behavioral Economics vor und legt dabei besonderen Wert auf den Aspekt der empirischen Anwendung in Forschung und Lehre. Dieser Ansatz verschafft den Wirtschaftswissenschaften der Ruperto Carola die Möglichkeit, sich von ihren Pendants fast aller anderen deutschen Universitäten klar abzugrenzen und ein eigenständiges Profil aufzubauen.

Da alle Leitungsgremien der Universität dies Konzept für gut geheißen und ihm zugestimmt haben, wird seit Oktober 2005 bereits intensiv an der Neuaufstellung der universitär integrierten Heidelberger Wirtschaftswissenschaften gearbeitet. Für den Bereich der Technischen Informatik zeichnet sich ab, dass diese (eingebettet in ein Gesamtkonzept mit der Universität Mannheim) im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Karlsruhe in ein adäquates wissenschaftliches Umfeld integriert werden kann. Die hierfür eingesetzte Kommission unter dem Vorsitz von Professor Kübler (ETH Zürich) hat Anfang 2006 ihren Bericht vorgelegt. Er hat sich als hilfreiche Handreichung für weiterführende Überlegungen aller Beteiligten erwiesen.

Brückenschlag: Geistes- und Naturwissenschaften an beiden Ufern des Neckars
Brückenschlag: Geistes- und Naturwissenschaften an beiden Ufern des Neckars

Eine weitere Umstrukturierung betrifft den Bereich der Geowissenschaften. Hier soll in Kooperation mit der Universität Karlsruhe ein Geoverbund entstehen, der es beiden Standorten erlaubt, sich komplementär zu profilieren und trotz der damit verbundenen "Verschlankung" an beiden Standorten die Breite des Faches in seinen unverzichtbaren Einzeldisziplinen anbieten zu können. Hierfür hat eine Expertenkommission unter dem Vorsitz von Professor Thiede (Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven) einen umfassenden Evaluationsbericht verfasst, der die Grundlage für die konkrete Ausgestaltung dieses zukunftsgerichteten Projektes bildet.

Während diese großen interuniversitären Umstrukturierungen noch in vollem Gange sind, wurde der Umbau der inneruniversitären Institutslandschaft fast vollständig abgeschlossen. Im Jahr 2005 wurden mit dem Zusammenschluss mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen zum "Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft" (IAAS) sowie dem "Zentrum für Ostasienwissenschaft" (ZO) nochmals bestehende Potentiale gebündelt und wissenschaftliche Schwerpunkte gesetzt. Das Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft entstand aus dem Institut für Übersetzen und Dolmetschen, dem Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie sowie der Computerlinguistik (bislang Germanistisches Seminar) und ist der Neuphilologischen Fakultät zugeordnet. Das Zentrum für Ostasienwissenschaft vereint das Sinologische Seminar, das Japanologische Seminar sowie die Ostasiatische Abteilung des früheren Kunsthistorischen Instituts und gehört zur Philosophischen Fakultät.

Auf dem Weg zur einen Hochschulmedizin der Universität Heidelberg

Die Medizin der Universität ist aus historischen Gründen auf zwei Standorte, zwei Fakultäten und zwei Universitätsklinika in Heidelberg und Mannheim verteilt. Angeregt durch ihre beiden medizinischen Fakultäten bemüht sich die Universität schon seit Beginn des amtierenden Rektorats, auch in diesem Bereich die wissenschaftliche Exzellenz und die Qualität der Krankenversorgung für die Metropolregion Rhein-Neckar durch sinnvolle Kooperationen und auszunutzende Synergieeffekte weiter zu stärken. Nach manchen erfolglosen Versuchen gelang es im Dezember 2005 einer Senatskommission unter Vorsitz des Ersten Sprechers des Senats, einen Konsens beider Fakultäten über die mittelfristige Zusammenführung sowie den Ausbau der Medizinische Fakultät Mannheim zur Vollfakultät zu erzielen. Das Rektorat wird den synchronen Prozess der Zusammenführung und des Ausbaus der Mannheimer Fakultät mit großem Nachdruck vorantreiben und ist überzeugt, dass dadurch ein großer Gewinn für die Medizin der gesamten Universität erwachsen kann. Es ist das erklärte Ziel aller Beteiligten, die gesamte Medizin der Universität Heidelberg noch weiter in die Weltspitze zu befördern. Diesem Konzept hat die Landesregierung Baden-Württemberg in diesen Tagen zugestimmt.

Hörsaal der Medizin

Beide medizinischen Fakultäten betreiben mit großem Engagement auch die eigene Profilbildung - nach den Vorgaben des Senats und des Universitätsrats freilich nicht gegeneinander, sondern in konstruktivem Abgleich miteinander. Die Heidelberger Fakultät, die in verschiedenen nationalen und internationalen Rankings in die Spitzengruppe vorgedrungen ist, strebt dabei die Bündelung und Konzentration von Forschung, Lehre und Krankenversorgung durch Bildung von Zentren an. Im Januar 2005 wurde diesem Ziel entsprechend das "Zentrum für Psychosoziale Medizin" (ZPM) gegründet, das mit drei Kliniken und zwei Instituten alle Einrichtungen des Universitätsklinikums Heidelberg im psychosozialen Bereich umfasst. Weitere Zentren, so z. B. im Bereich der Radiologie und der Kinderheilkunde, werden derzeit konzipiert. In diesem Zusammenhang ist das Transplantationszentrum besonders zu erwähnen, das zum Transplantationszentrum Süd ausgebaut werden soll und eine hohe internationale Reputation besitzt. Die Medizinische Fakultät Mannheim hat ihre Profilbildung in den Bereichen Onkologie, Neuronale Plastizität, vaskuläre Medizin sowie die Medizintechnik weiter vorangetrieben. Die sorgfältig aufeinander abzustimmende komplementäre Profilbildung der beiden medizinischen Fakultäten gewinnt angesichts ihrer auf den Weg gebrachten Zusammenführung eine besondere Bedeutung.

Theorie und Praxis: Veränderung als Gegenstand der Forschung

Die Umsetzung des Strategiepapiers wird durch ein wissenschaftliches Begleitprojekt unterstützt und evaluiert. Leiter des Projektes ist Professor Karlheinz Sonntag, Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie des Psychologischen Instituts. Mit der wissenschaftlichen Begleitung sollen die laufenden Prozesse ständig optimiert und soweit notwendig nachgesteuert werden. Zielgruppen ausführlicher Befragungen im Rahmen der Begleitforschung sind junge Wissenschaftler und Studierende. Die Universität Heidelberg hat sich erfolgreich beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft um Aufnahme in das Förderprogramm "Die Deregulierte Hochschule" beworben. Das Strategiekonzept und die flankierende Begleitforschung bieten diesem Projekt eine sehr gute Grundlage.

Deregulierungsprogramm des Stifterverbandes

Spitzeneinrichtungen brauchen Freiräume. Diese Maxime war Grundlage für die Novellierungen des Landeshochschulgesetzes in Baden-Württemberg. Denn nur mit Bewegungsmöglichkeiten können Kreativitätspotentiale entfaltet werden. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat gemeinsam mit der Heinz-Nixdorf-Stiftung ein Zukunftsprogramm aufgelegt, um diesen Gedanken weiterzuentwickeln und auch in der Praxis voranzutreiben. Am Aktionsprogramm unter dem Titel "Die Deregulierte Hochschule" beteiligen sich die Universitäten Heidelberg und Göttingen sowie die Technischen Universitäten München, Dresden und Darmstadt. Um Erfahrungen zu vergleichen, wurde ein Bench-Marking-Club zwischen diesen fünf Universitäten gegründet. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg hat die Teilnahme der Universität Heidelberg an dem Programm befürwortet und sich bereit erklärt, beim Landtag für die normativen Freiräume im notwendigen Umfang zu werben. Die Universität Heidelberg wurde gebeten, für die Bereiche "Personalstrukturen" und "Studien- und Lebensbedingungen" die Federführung zu übernehmen. Auf die strategische Bedeutung sowie die Ziele und Ansätze dieser beiden Programmlinien wird in den Kapiteln "Leben und Lernen in Heidelberg" (S. 40) und "Wissenschaft als Berufung" (S. 51) genauer eingegangen.

In der zweijährigen Laufzeit des Programms bis 2007 erarbeiten die fünf Universitäten zu insgesamt zehn Themenbereichen der Hochschulentwicklung Konzepte, wie Hochschulen künftig nach innen und außen (auch im Zusammenwirken mit dem Land bzw. Bund) gestaltet werden müssen, um national und international noch wettbewerbsfähiger zu werden. Ziel ist die Erstellung eines Code of Good Governance, der als Anregung für die weitere hochschulpolitische Diskussion und für die Gesetzgeber verstanden werden kann.


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