Embodiment in Evolution and Culture

Die neuzeitliche Dichotomie von Natur und Kultur kann mit Hilfe des Verkörperungsparadigmas (Embodiment) relativiert werden. Im Anschluss an neuere Forschungen zur “embodied cognition” (Varela, Thompson & Rosch, Clark, Gallagher, Thompson, Deacon, Donald, Tomasello, Jung) soll das geplante Symposium „Embodiment in Nature and Culture“ erkunden, inwiefern die spezifische Geistigkeit und Kulturfähigkeit des Menschen in Strukturen seiner Leiblichkeit begründet liegen, die sich evolutionär herausgebildet haben und dabei umgekehrt von der Kulturentwicklung beeinflusst worden sind. Durch eine kritische Weiterschreibung des Paradigmas der Verkörperung soll der traditionelle Gegensatz von Natur und Kultur bzw. Körper und Geist zu einem Prozess verflüssigt werden, in dem die beiden Momente ineinander verschränkt sind und sich wechselseitig konstituieren.

Das Symposium verbindet deshalb zwei in der Regel nicht vernetzte Forschungsrichtungen: nämlich die evolutionäre Anthropologie (in Neurowissenschaft, Biologie, Psychiatrie und Philosophie) und die historische Anthropologie. Aller Forderung nach Interdisziplinarität zum Trotz lässt sich nach Wolfgang Reinhard eine sogar zunehmende „gegenseitige Abschottung“ zwischen biologischer und historischer Anthropologie beobachten. Solchen Abschottungstendenzen soll durch eine konsequente Fortschreibung des Verkörperungsparadigmas entgegen gearbeitet werden. Es gilt zu fragen, wie evolutionäre Prozesse ein kulturfähiges Wesen hervorbringen, das dann qua Kultur die Entwicklungsdynamiken extrem beschleunigt. Die Kulturfähigkeit des Menschen ist aber dem menschlichen Leib (und nicht einem von diesem vermeintlich zu lösenden Geist) eingeschrieben und wird durch diesen ermöglicht (insbesondere durch die Möglichkeit, durch Blickkontakt Formen geteilter Intentionalität aufzubauen). Im Dialog von evolutionärer und historischer Anthropologie soll erkundet werden, inwiefern sich mit Hilfe des Verkörperungsparadigmas die evolutionäre Kontinuität, in der der Mensch steht, und seine spezifische Kulturfähigkeit zugleich und sachangemessen denken lassen.

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs; apl. Prof. Dr. Gregor Etzelmüller; Dr. Christian Tewes; Dr. Grit Schwarzkopf
 

Im Rahmen des Symposiums finden am 4. und 5. Dezember jeweils öffentliche Abendvorträge in der Alten Aula statt.

4. Dezember 18.00 Uhr Prof. Dr. Bernhard Waldenfels (Bochum),
Der Leib als Umschlagstelle von Natur und Kultur

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5. Dezember 20.00 Uhr Prof. Dr. Dr. Friedemann Pulvermüller (Berlin), Sprache – Handlung – Bedeutung: Gehirnwissenschaftliche Beiträge zum Verständnis sozialer Kommunikation

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Veranstaltungsort: Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg

 

Pressemitteilung zum IWH-Symposium - Leib, Kultur und Natur
Mit dem Leib und seinen Bezügen zu Natur und Kultur sowie der Rolle der kognitiven Neurowissenschaft beim Verständnis sozialer Kommunikation beschäftigen sich zwei öffentliche Vorträge, die im Rahmen eines IWH-Symposiums an der Universität Heidelberg stattfinden.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Gregor Etzelmüller
Wissenschaftlich-Theologisches Seminar
Kisselgasse 1
69117 Heidelberg

Tel: +49 (0)6221 - 54 3278

E-Mail: gregor.etzelmueller@wts.uni-heidelberg.de

 

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Letzte Änderung: 01.12.2014
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