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Ruperto Carola Ringvorlesung: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource?Beethovens Neunte Sinfonie: Welterbe jenseits der Konvention

  • Termin in der Vergangenheit
  • Wednesday, 5. July 2023, 18:15 Uhr
  • Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
    • Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt, Universität Heidelberg, Musikwissenschaftliches Seminar

Kaum ein Gegenstand ist derart gut geeignet, Sinn und Logik der UNESCO-Welterbe-Listen zu hinterfragen, wie Ludwig van Beethovens Welthit der Neunten Sinfonie. Das Werk hatte schon zu seiner Entstehungszeit der 1820er-Jahre großes Irritationspotenzial, löste angeblich eine Krise der Sinfonik im 19. Jahrhundert aus und brachte später Künstler wie Johannes Brahms an den Rand kompositorischen Wahnsinns. 2001 nahm die UNESCO Beethovens Sinfonie in das Register des „Memory of the World“-Programms auf – und zwar das Autograph der Sinfonie, den auf Papier notierten Notentext. Aber was hat man damit eigentlich verzeichnet? Und was sagt das über die UNESCO und unseren Musikbegriff aus? Darüber lohnt es, nachzudenken.

Pressemitteilung

RuCa Ringvorlesung Immaterielles Erbe SoSe23

Alle Termine der Veranstaltung 'Ruperto Carola Ringvorlesung'

Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?

Mit ihrem Konzept von Fokusthemen trägt die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftliche relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit heran. Zu den Angeboten im Sommersemester 2023 gehört die Ruperto Carola Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?“.

Die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Erbes der Menschheit wurde 2003 verabschiedet. Sie hat der Anerkennung des Konzepts des immateriellen Erbes global zu einem Durchbruch verholfen, in vielen Ländern mittlerweile aber auch nationale Listen immateriellen Erbes initiiert. Im Zentrum der Umsetzung standen bisher insbesondere regionale, auch indigene Kulturtraditionen etwa aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Erzählen, Handwerk, Kochkunst oder auch religiös-spirituelle Praktiken. Lange Zeit wurde die Konvention insbesondere als ein Schutzinstrument für regionale Traditionen des globalen Südens gesehen, mittlerweile werden jedoch auch von mitteleuropäischen Staaten regelmäßig Nominierungen für die Schutzlisten der UNESCO-Konvention vorgelegt. Die Kulturwissenschaften sind in die Prozesse des „Making of“ des immateriellen Erbes involviert, diskutieren darüber hinaus aber auch die Erarbeitung und Umsetzung der UNESCO-Konvention kritisch: Macht es überhaupt Sinn, angesichts von Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen sowie touristischer Inanspruchnahmen, entsprechende Traditionen als „Kulturerbe“ zu schützen? Werden damit überholte, kaum mehr verstandene Kulturformen und restaurative Gesellschaftsverständnisse konserviert? Oder kann umgekehrt die Aktivierung immateriellen Erbes eine Ressource für die Zukunftsgestaltung darstellen? Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention werden diese Fragen im Rahmen der Ruperto Carola Ringvorlesung diskutiert: in übergreifender Weise und auch in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen.