Ruperto Carola Ringvorlesung: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource?Altes Wissen für eine neue Zeit? Thesen zur Relevanz indigener Weisheitstraditionen

  • Termin in der Vergangenheit
  • Montag, 12. Juni 2023, 18:15 Uhr
  • Neue Universität, Aula, Grabengasse 3, 69117 Heidelberg
    • Dr. Geseko von Lüpke, freier Journalist

„Zurück in die Steinzeit“ ist der übliche Abwehrmechanismus, wenn traditionelles Wissen anerkannt werden soll. Der Politologe und Ethnologe Dr. Geseko v. Lüpke hat jahrelang Schamaninnen und Heiler aus aller Welt befragt und macht in seinem Vortrag deutlich, dass uralte Wissenstraditionen indigener Stammeskulturen faszinierende Antworten für die komplexen Fragen der Gegenwart geben können. Sie vermitteln in einer Zeit globaler Krisen, technischer Mega-Utopien und zunehmender Zukunftsangst einen anderen Blick auf das Anthropozän – und plädieren für einen organismischen, systemischen, zutiefst ökologischen Blick auf die lebendige, vernetzte und dynamische Schöpfung. Ihre uralten Narrative können den gegenwärtig notwendigen Kulturwandel in eine enkeltaugliche Zukunft ergänzen.

Pressemitteilung

RuCa Ringvorlesung Immaterielles Erbe SoSe23

Alle Termine der Veranstaltung 'Ruperto Carola Ringvorlesung'

Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?

Mit ihrem Konzept von Fokusthemen trägt die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftliche relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit heran. Zu den Angeboten im Sommersemester 2023 gehört die Ruperto Carola Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?“.

Die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Erbes der Menschheit wurde 2003 verabschiedet. Sie hat der Anerkennung des Konzepts des immateriellen Erbes global zu einem Durchbruch verholfen, in vielen Ländern mittlerweile aber auch nationale Listen immateriellen Erbes initiiert. Im Zentrum der Umsetzung standen bisher insbesondere regionale, auch indigene Kulturtraditionen etwa aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Erzählen, Handwerk, Kochkunst oder auch religiös-spirituelle Praktiken. Lange Zeit wurde die Konvention insbesondere als ein Schutzinstrument für regionale Traditionen des globalen Südens gesehen, mittlerweile werden jedoch auch von mitteleuropäischen Staaten regelmäßig Nominierungen für die Schutzlisten der UNESCO-Konvention vorgelegt. Die Kulturwissenschaften sind in die Prozesse des „Making of“ des immateriellen Erbes involviert, diskutieren darüber hinaus aber auch die Erarbeitung und Umsetzung der UNESCO-Konvention kritisch: Macht es überhaupt Sinn, angesichts von Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen sowie touristischer Inanspruchnahmen, entsprechende Traditionen als „Kulturerbe“ zu schützen? Werden damit überholte, kaum mehr verstandene Kulturformen und restaurative Gesellschaftsverständnisse konserviert? Oder kann umgekehrt die Aktivierung immateriellen Erbes eine Ressource für die Zukunftsgestaltung darstellen? Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention werden diese Fragen im Rahmen der Ruperto Carola Ringvorlesung diskutiert: in übergreifender Weise und auch in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen.