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hei_ONLINEVortrag: Antisemitismus an der Universität Heidelberg 1933 bis 1945

Pressemitteilung Nr. 56/2021
10. Juni 2021

Ruperto Carola Ringvorlesung erinnert im Sommersemester an den Biochemiker Otto Meyerhof

Über „Antisemitismus an der Universität Heidelberg 1933 bis 1945“ spricht der Historiker Prof. Dr. Frank Engehausen. Sein Vortrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung „Otto Meyerhof – Ein Wissenschaftlerleben zwischen Ruhm und Vertreibung“, mit der die Universität im Sommersemester an einen der bedeutendsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts erinnert. Von 1929 an als Forscher in Heidelberg tätig, entzogen die Nationalsozialisten Otto Meyerhof 1935 die Lehrbefugnis und zwangen ihn zu Emigration und Flucht. Die Videoaufzeichnung des Vortrags ist von Montag, 14. Juni 2021, an abrufbar über heiONLINE – das zentrale Portal der Universität mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.

heiONLINE: RuCa Ringvorlesung Otto Meyerhof

Der Antisemitismus als Kernbestandteil der nationalsozialistischen Staatsräson prägte vom Frühjahr 1933 an auch die Geschichte der Universität Heidelberg. In seinem Vortrag beleuchtet Prof. Engehausen den Prozess der Entlassung „nicht-arischer“ Dozenten, der sich in mehreren Etappen bis 1937 hinzog. Der Referent widmet sich exemplarisch den Schicksalen Betroffener bis in die Kriegsjahre hinein und befasst sich auch mit der Verdrängung jüdischer Studierender aus der Universität. Besonderes Augenmerk gilt der Frage, wie die verantwortlichen Personen und Gremien der Universität auf die antisemitischen Maßnahmen reagierten und wie sie diese vor Ort umsetzten. Zu den Arbeitsschwerpunkten von Frank Engehausen, der am Historischen Seminar der Ruperto Carola lehrt und forscht, gehört die Geschichte des Nationalsozialismus in regionalgeschichtlichen Perspektiven. Von 2014 bis 2017 war er Koordinator des Forschungsprojekts „Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus“.

Der Biochemiker Otto Meyerhof, 1922 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, hatte an der Heidelberger Universität studiert und wurde hier auch promoviert. 1929 übernahm er in Heidelberg die Leitung des Instituts für Physiologie am neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung und wurde zum ordentlichen Honorarprofessor der Medizinischen Fakultät ernannt. Als sich die Arbeitsbedingungen für den jüdischen Wissenschaftler zunehmend verschlechterten, beschloss er 1938, Deutschland zu verlassen. Er forschte in Paris, musste jedoch 1940 über Spanien und Portugal in die USA fliehen, wo er an der Pennsylvania University einen Lehrstuhl für Physiologische Chemie erhielt. Otto Meyerhof starb 1951 in Philadelphia.

Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit wird die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. Die Ringvorlesung zu Otto Meyerhof wurde gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Schmitt von der Medizinischen Fakultät Heidelberg konzipiert. Sie ist Teil des Fokusthemas „Freund und Feind“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen setzen sich aus der Sicht ihrer Disziplin mit drängenden Fragen von Antisemitismus und Diskriminierung auseinander. Die Vorträge, zu denen aktuell keine Zuhörer in Präsenz zugelassen sind, werden aufgezeichnet und sind als Video jeweils montags über das Portal heiONLINE abrufbar.