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KlimawandelVertrauen in das eigene Wissen

21. Februar 2020

Heidelberger Forscherinnen haben untersucht, wie Laien ihren eigenen Kenntnisstand einschätzen

Über welches Wissen zum Thema „Klimawandel“ verfügen wir und wie groß ist unser Vertrauen in unsere eigenen Kenntnisse? Dieser Frage ist ein interdisziplinäres Team von Forscherinnen der Universität Heidelberg in einer repräsentativen Studie mit rund 500 Teilnehmern nachgegangen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Befragten vor allem dann über ihren eigenen Kenntnisstand verunsichert waren, wenn sie mit falschen Aussagen konfrontiert wurden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht.

„Wir benötigen Vertrauen in unser eigenes Wissen, um verantwortungsvolle Entscheidungen treffen zu können, um Informationen zu bewerten und die Grenzen unserer eigenen Kenntnisse zu erkennen“, sagt Dr. Helen Fischer, die die Studie am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg geleitet hat. „Dies ist insbesondere in Bezug auf den Klimawandel von Bedeutung, da in öffentlichen Debatten neben wissenschaftlich belegbaren Fakten auch Fehlinformationen kursieren.“ Um herauszufinden, wie groß hier das Vertrauen in das eigene Wissen ist, konfrontierten die Wissenschaftlerinnen die Teilnehmer der Studie mit acht Behauptungen zum Thema Klimawandel. Aufgabe der Teilnehmer war es, diese Aussagen als wahr oder falsch einzustufen. In einem zweiten Schritt sollten sie angeben, wie sicher sie sich ihrer Antwort waren – die sechsteilige Skala reichte dabei von „Nicht sicher, ich habe geraten“ bis hin zu „Sicher, ich kenne die Antwort“.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Teilnehmer ihren eigenen Wissensstand, konfrontiert mit wahren Behauptungen, gut einschätzen konnten. Dies war jedoch nicht der Fall, wenn die Befragten mit Falschaussagen konfrontiert wurden. Hier war die Unsicherheit deutlich größer, wie die Antworten zeigen. Weniger groß ist die Unsicherheit, wenn es um andere Themen als den Klimawandel geht. „Dies zeigen Ergebnisse einer Vergleichsstudie, in der wir eine weitere Gruppe von rund 500 Personen nach demselben Prinzip mit Aussagen aus naturwissenschaftlichen Fächern wie der Biologie und der Physik konfrontiert haben. Hier schätzten die Befragten ihren eigenen Wissensstand deutlich souveräner und zutreffender ein“, so Mitautorin Dr. Said, die am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg forscht.

Wie die Forscherinnen betonen, lässt sich die Verunsicherung in Bezug auf den eigenen Wissenstand zum Klimawandel jedoch nicht grundsätzlich auf mangelnde Kenntnis des Themas zurückzuführen. „Unsere Auswertungen zeigen, dass das Vertrauen der Studienteilnehmer in ihre Fähigkeit, korrekte Aussagen von Falschaussagen zu trennen, nur halb so hoch war, wie es angesichts ihrer tatsächlichen Kenntnisse hätte sein können“, so Dr. Fischer, die aktuell an der Universität Stockholm (Schweden) tätig ist. Anders stellte sich die Situation in einem Vergleichstest dar, in dem die Forscherinnen rund 200 Wissenschaftler mit denselben Fragen zum Klimawandel konfrontierten – diese schätzten ihr Wissen sicherer ein als die zuvor befragten Laien. „Die Verunsicherung wirkt sich nachteilig aus, denn nur wenn wir unserem Wissen vertrauen, können wir es souverän nutzen, was insbesondere auch in den öffentlichen Debatten eine entscheidende Rolle spielt“, sagt Dr. Fischer. 

Nach Angaben der Forscherinnen, sind die Ergebnisse jedoch nicht notwendigerweise auf sämtliche mögliche Aussagen zum Klimawandel übertragbar. In einer Nachfolgestudie wollen sie daher untersuchen, ob ihre Ergebnisse auch auf Aussagen zutreffen, die nicht nur allgemeine Fakten, sondern handlungsbezogenes Wissen betreffen.

Originalpublikation

H. Fischer, D. Amelung, N. Said: The accuracy of German citizens’ confidence in their climate change knowledge. In: Nature Climate Change 9, 776–780 (2019)