Jahresfeier Universität als weltoffenen Kosmos und Diskursraum schützen

21. Oktober 2024

Jahresfeier der Ruperto Carola mit Ansprache der Rektorin – Universitätsangehörige sowie Freunde, Förderer und Alumni begingen 638. Jahrestag des Bestehens der Universität Heidelberg

Im Sinne ihres Wahlspruchs „Semper Apertus“ ist die Universität Heidelberg ein weltoffener, internationaler Kosmos mit mehr als 40.000 Menschen aus über 120 Staaten. „Diese Vielfalt ist nicht nur persönlich bereichernd, sondern auch eine essentielle Ressource für unsere Forschung, die von Perspektivenvielfalt lebt. Das macht Universität aus und das wollen wir weiter ausbauen und beschützen“, betonte die Rektorin der Ruperto Carola, Prof. Dr. Frauke Melchior, in ihrer Ansprache zum Auftakt der Jahresfeier, mit der die Universität das Akademische Jahr 2024/2025 eröffnet hat. Universitätsangehörige sowie Freunde, Förderer und Alumni begingen mit dieser Festveranstaltung, die traditionell zu Beginn der Vorlesungszeit in der Aula der Alten Universität stattfindet, zugleich den 638. Jahrestag des Bestehens der Universität Heidelberg. 

Mit Blick auf den Schutz und die Bewahrung der Vielfalt muss die Universität, so Prof. Melchior, sicherstellen, dass sich ihre Mitglieder überall und an jedem Ort – egal ob in den Hörsälen, den Arbeitsgruppen oder in der Verwaltung – willkommen und sicher fühlen. „Antisemitismus, Antiziganismus, Muslim- oder Frauenfeindlichkeit und andere Formen von Diskriminierung dürfen keinen Platz an unserer Universität haben“, unterstrich die Rektorin und forderte zugleich „größte Aufmerksamkeit“ für die Frage, „wie wir unsere Universität als offenen Diskursraum schützen können, einen Raum, in dem alles diskutiert und beleuchtet werden darf, solange es dem Erkenntnisgewinn dient – wissenschaftsgeleitet und respektvoll im Umgang miteinander“. 

Exzellenzstrategie und Klinikverbund

In ihrer Ansprache verband Prof. Melchior einen Rückblick auf das vergangene Akademische Jahr mit einem Ausblick auf künftige Entwicklungen und anstehende Herausforderungen. So wirft die Exzellenzstrategie ihre Schatten voraus: Nachdem die Universität Heidelberg vier Vollanträge für Cluster eingereicht hat, müssen mindestens zwei davon erfolgreich sein, damit die Ruperto Carola im August 2025 den Antrag auf Verlängerung des Status als Exzellenzuniversität stellen kann. In einem Selbstevaluationsbericht muss sie dazu darlegen, dass die vor sieben Jahren vorgeschlagenen Instrumente und Maßnahmen der institutionellen Weiterentwicklung funktioniert haben und auch in Zukunft geeignet sind, die Universität weiter voranzubringen. In diesem Bericht sei also Kontinuität gefragt, „revolutionäre Veränderungen werden wir nicht vorschlagen können“, so Prof. Melchior. 

Ein weiteres Thema von großer Relevanz ist nach den Worten der Rektorin der geplante Verbund der Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim und die damit einhergehende Fusion der beiden Medizinischen Fakultäten. Dies sei eine einmalige Chance, „die Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und die Strahlkraft der lebenswissenschaftlichen und medizinischen Forschung an der Universität Heidelberg und in der Region zu stärken und international noch viel sichtbarer zu machen“.

Studierende, Professuren und wissenschaftsunterstützende Bereiche

Positiv zum Auftakt des neuen Akademischen Jahres wertete die Rektorin die Gesamtstudierenden- und Studienanfängerzahlen. Während andere Universitäten aufgrund des demographischen Wandels bereits mit sinkenden Studierendenzahlen zu kämpfen haben, wächst die Universität Heidelberg. Der Zuwachs sei sicherlich auch Ausdruck und Ausweis „unserer starken Marke und Reputation“, so Prof. Melchior, die außerdem ihren Blick auf die personelle Entwicklung richtete. Neben der erfolgreichen Rekrutierung von 15 neuen Professorinnen und fünf Professoren, die seit Oktober vergangenen Jahres für die Universität gewonnen werden konnten, sei Heidelberg nicht nur mit Blick auf die Gleichstellung, sondern auch hinsichtlich des Gender Pay Gap sehr gut aufgestellt: Bei Inhabern von Professuren unter 50 Jahren liegt der Verdienstunterschied derzeit bei einem halben Prozent – zugunsten der Frauen, wie die Rektorin erläuterte.

Das Thema Mitarbeitergewinnung ist nach den Worten von Prof. Melchior eine Herausforderung für die gesamte Universität, auch für die Verwaltung, die Werkstätten und alle wissenschaftsunterstützenden Bereiche. Die Rektorin: „Universität als guter Arbeitgeber ist ein Thema, dem wir uns alle gemeinsam widmen müssen.“ Ein Weg aus dem Fachkräftemangel sei dabei das Thema Ausbildung, die an der Universität Heidelberg in acht verschiedenen Berufen möglich ist. Dieser Bereich war auch gesondert Thema in der Jahresfeier. Auskunft dazu gab Katharina Bitter-Brückmann, die als Ausbildungsleiterin im Personaldezernat für Auszubildende und Praktikanten zuständig ist.

Neuer Kanzler und Ehrung für langjährigen Universitätsratsvorsitzenden

Die Rektorin begrüßte im Rahmen der Jahresfeier insbesondere auch den neuen Kanzler Jens Andreas Meinen, der sein Amt zum 1. September angetreten hat. In den Kreis der Ehrensenatoren aufgenommen wurde der langjährige Vorsitzende des Universitätsrates, Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel. Für sein Wirken sei ihm die Universität zu großem Dank verpflichtet, weil er dieses Aufsichts-, Strategie- und Beratungsgremium der Universität auch in „herausfordernden Situationen und für die Universität schwierigen Phasen stets mit sachlicher und ruhiger Hand leitete und uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand“, betonte die Rektorin. Der Senat sei daher sehr gerne ihrem Vorschlag gefolgt, Prof. Knaebel mit der Würde eines Ehrensenators auszuzeichnen. Da er nicht an der Jahresfeier teilnehmen konnte, soll die Verleihung nun im Frühjahr 2025 stattfinden.

Wissenschaftsgespräch zum Thema Künstliche Intelligenz

Das Wissenschaftsgespräch im Anschluss an die Ansprache der Rektorin widmete sich unter der Überschrift „KI – Chance für die Universität, Risiko für die Gesellschaft?“ dem Thema Künstliche Intelligenz. Auch wenn es Herausforderungen zu meistern gebe und etwa auch ethische Fragen frühzeitig berücksichtigt werden müssten, sei Optimismus angebracht angesichts eines großen Gestaltungsfeldes, waren sich die Teilnehmer der Gesprächsrunde einig. An dem Wissenschaftsgespräch beteiligten sich Prof. Dr. Fred Hamprecht und Prof. Dr. Georgia Koppe vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen, der Kanzler der Ruperto Carola, Jens Andreas Meinen, sowie Doktorand Luis Walter, studentisches Mitglied im KI-Board der Universität, und Prof. Dr. Dr. Eva Winkler von der Medizinischen Fakultät Heidelberg, die die Sektion für Translationale Medizinethik leitet. 

Hengstberger-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Während der Jahresfeier wurde zudem der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis 2024 für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Die drei Auszeichnungen sind mit jeweils 12.500 Euro dotiert. Vergeben wurden sie an zwei Preisträger-Teams mit Dr. Christopher Nunn (Theologische Fakultät) und Dr. Natalie Rauscher (Heidelberg Center for American Studies) sowie Dr. Jelscha Schmid (Philosophisches Seminar) und Dr. Simon Schüz, der am Institut für Philosophie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau forscht. Die dritte Auszeichnung erhielt Dr. Dominika Wylezalek vom Astronomischen Rechen-Institut der Universität Heidelberg. Das Preisgeld dient der Durchführung eines wissenschaftlichen Symposiums am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg.

Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung am 19. Oktober 2024 gestalteten Mitglieder des Collegium Musicum – des Universitätsorchesters und Universitätschores – unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla. Die Moderation der Jahresfeier übernahm der Journalist Jan-Martin Wiarda.