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ForschungSchule nicht nur im Klassenzimmer

17. Dezember 2020

VolkswagenStiftung fördert gemeinsames Projekt von Universität Heidelberg und KIT zur Digitalisierung des Unterrichts

Wie kann das deutsche Schulsystem an die digitale Wissensgesellschaft angepasst werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts, das Wissenschaftlerinnen der Universität Heidelberg und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gemeinsam durchführen. Unter Leitung von Prof. Dr. Anne Sliwka (Heidelberg) und Juniorprofessorin Dr. Britta Klopsch (Karlsruhe) soll ein Modell entwickelt werden, das Schulen beim Übergang in eine sogenannte hybride Lernumgebung mit digitalen Elementen unterstützt. Das Vorhaben wird von der VolkswagenStiftung über einen Zeitraum von 18 Monaten mit rund 120.000 Euro gefördert und ist Teil des bundesweiten Programms „Corona Crisis and Beyond“.

„Die Art und Weise, wie Schulen funktionieren, entspricht in mehrfacher Hinsicht noch immer dem Modell einer geschlossenen Lernumgebung, wie sie im 19. Jahrhundert entstanden ist. Empirische Studien machen schon seit längerer Zeit deutlich, dass Veränderungsbedarf besteht. Die coronabedingten Schulschließungen während des Frühjahrs haben gezeigt, dass das deutsche Schulsystem trotz Entwicklungsplänen bisher nicht an die digitale Wissensgesellschaft angepasst ist“, betont Prof. Sliwka vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg. Aktuelle Forschungen bestätigen, dass Lernumgebungen mehr zum Wissenserwerb beitragen, wenn digitale und reale Räume außerhalb der Schule in das Lernen im Klassenzimmer einbezogen werden und auf diese Weise hybride Lernumgebungen entstehen.

In dem von der VolkswagenStiftung geförderten Projekt „Transforming the ‘Grammar of Schooling’: Hybrid Learning Environments for the Digital Knowledge Society“ entwickelt die Heidelberger Bildungswissenschaftlerin gemeinsam mit Prof. Klopsch vom Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik des KIT ein Modell, das den Schulen als Werkzeug für den Übergang in eine hybride Lernumgebung dienen soll. Dazu führen die Forscherinnen unter anderem Interviews mit Bildungswissenschaftlern sowie Schulleiterinnen und Schulleitern aus Neuseeland, Australien und Kanada, die bereits größere praktische Erfahrungen mit hybriden Lernumgebungen gesammelt haben. Prof. Sliwka und Prof. Klopsch erhoffen sich von ihrem Modell große Effekte etwa für eine verbesserte Kooperation von Lehrkräften in professionellen Lerngemeinschaften oder auch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Lehrkräften und Eltern.

Mit ihrem Förderangebot „Corona Crisis and Beyond“ reagiert die VolkswagenStiftung auf die wissenschaftlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie. Die „Small Grants“ sollen es ermöglichen, viele der Fragen, die sich als Folgen der Pandemie für Wissenschaft und Gesellschaft stellen, in Einzel- oder Kooperationsprojekten zu bearbeiten. Das Spektrum der bewilligten Projekte reicht von neuen Verfahren für Schnelltests bis hin zu sprachwissenschaftlichen Untersuchungen von Verschwörungstheorien. Bundesweit werden rund 100 Projekte mit einem Gesamtbetrag von 11,7 Millionen Euro gefördert.