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Sammlungen und MuseenSammlung des Monats

5. Juni 2019

Bestickter Bildteppich aus der Sammlung Prinzhorn

Ein aufwendig gestalteter Bildteppich mit Tier- und Pflanzenmotiven ist im Juni 2019 in der Zweigstelle der Universitätsbibliothek Heidelberg auf dem Campus Im Neuenheimer Feld ausgestellt. Er stammt aus der Sammlung Prinzhorn, die Teil des Universitätsklinikums Heidelberg ist. Sie umfasst rund 6.000 Kunstwerke von Insassen psychiatrischer Anstalten aus der Zeit um 1900 sowie rund 20.000 Gemälde, Zeichnungen, Plastiken sowie Textilarbeiten, die seit 1980 dort Eingang finden. Dazu zählt auch der Teppich, der in der Reihe „Sammlung des Monats“ gezeigt wird. Diese Vitrinenausstellungen präsentieren im monatlichen Wechsel ausgewählte Stücke aus den Museen und Sammlungen der Ruperto Carola.

Poster Sammlung des Monats Juni 2019: Prinzhorn (mit Rand)

Der Bildteppich stammt von einer unter dem Pseudonym „Ursi“ arbeitenden österreichischen Künstlerin und wurde 2016 in den Bestand der Sammlung aufgenommen. Wie die Organisatoren der Vitrinenausstellung betonen, entdeckte die Künstlerin nach einer psychischen Krise für sich die heilende Wirkung des Flechtens, Nähens und Stickens. Der Teppich ist mit verschiedenen Tier- und Pflanzenmotiven durchsetzt. „Erstaunlich ist das schlafende Baby in der Mitte des Bildteppichs. Ursi wagte sich hier zum ersten Mal an die Darstellung eines Menschen. Ohne diese feinstoffliche Nadelarbeit, davon ist die Künstlerin überzeugt, könnte sie nicht überleben“, so Sabine Hohnholz, Archivarin der Sammlung Prinzhorn.

Wandteppich aus der Sammlung Prinzhorn

Mit der Sammlung Prinzhorn besitzt die Klinik für allgemeine Psychiatrie am Heidelberger Universitätsklinikum einen einzigartigen Kunstschatz. Der historische Teil ist die größte und vielfältigste Sammlung dieser Art weltweit. Sie entstand auf Initiative des Kunsthistorikers und Mediziners Hans Prinzhorn (1886 bis 1933), der von 1919 bis 1921 Assistenzarzt an der Heidelberger Psychiatrie war. Auf Basis der Werke verfasste er seine Publikation „Bildnerei der Geisteskranken“ (1922), die der Sammlung zu großer Bekanntheit verhalf und vor allem Kunstinteressierte und Künstler ansprach. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden einige Werke als „Entartete Kunst“ missbraucht. Eine Wanderausstellung machte 1980 die Sammlung Prinzhorn erneut bekannt, seit dieser Zeit entsteht die „neue Sammlung“. Gemeinsam mit den Werken des historischen Bestands ist sie seit 2001 in einem eigenen Museumsgebäude untergebracht.

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