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WürdigungRudolf G. Wagner posthum mit Karl-Jaspers-Preis ausgezeichnet

15. November 2019

Universität, Akademie und Stadt würdigen wissenschaftliches Werk von internationalem Rang

Für seine „wegweisenden Studien von internationalem Rang“ ist der Heidelberger Sinologe Prof. Dr. Rudolf G. Wagner posthum mit dem Karl-Jaspers-Preis ausgezeichnet worden; der Wissenschaftler war wenige Tage nach Bekanntgabe der Ehrung verstorben. Im Rahmen einer Feierstunde am 14. November 2019 nahm dessen Frau, Prof. Dr. Catherine Vance Yeh, den Preis aus den Händen von Universitätsrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel entgegen. Die Laudatio sprach Prof. Dr. Jens Halfwassen vom Philosophischen Seminar, Prof. Dr. Barbara Mittler vom Institut für Sinologie beschäftigte sich in ihrem Vortrag „Ein Leben mit der Sinologie“ mit der Biographie des Preisträgers. Die Universität Heidelberg vergibt den mit 25.000 Euro dotierten Preis gemeinsam mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Stadt Heidelberg.

Prof. Dr. Catherine Vance Yeh mit Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel, Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und Prof. Dr. Thomas W. Holstein, dem Präsidenten der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Wie es in der Begründung zur Vergabe des Preises heißt, habe Rudolf G. Wagner eine „transkulturelle Wende für die Geisteswissenschaften“ ermöglicht, „die, insbesondere in Zeiten kriselnder Demokratien, enormes Potential hat und Diskussionen inspiriert, die weit über die Sinologie und die Universität hinausreichen“. Als Forscher für sein außergewöhnliches Detailwissen weit über China hinaus bekannt, hat sich Rudolf G. Wagner auf einem zeitlich, thematisch und geographisch breit gespannten Forschungsgebiet bewegt. Seine Interessen reichten von der klassischen chinesischen Philosophie bis zur gegenwärtigen Politik Chinas. Er knüpfte damit an Karl Jaspers‘ Interesse für Weltgeschichte und Weltphilosophie an. „Jaspers Beschreibungen von welthistorischen ,Achsenzeiten‘ haben ihn zum Vordenker der transkulturellen Weltdeutungen gemacht, die im kulturhistorisch ausgerichteten und zugleich philologisch äußerst solide fundierten Werk von Rudolf G. Wagner ihren Widerhall finden“, so die Jury des Karl-Jaspers-Preises.

Rudolf G. Wagner (1941 bis 2019) studierte Sinologie, Japanologie, Politikwissenschaft und Philosophie in Bonn, Heidelberg und Paris (Frankreich) sowie in München, wo er 1969 auch promoviert wurde. Anschließend war er an der Harvard University und der University of California in Berkeley (USA) tätig. 1972 wechselte er als Assistenzprofessor an die Freie Universität Berlin, an der er sich 1981 habilitierte. Nach weiteren Forschungsaufenthalten in den USA wurde der Wissenschaftler 1987 auf eine Professur für Sinologie an die Universität Heidelberg berufen. Auf seine Initiative geht das Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ zurück, dessen Direktor er fünf Jahre lang war. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Prof. Wagner mehrfach Auszeichnungen, darunter 1993 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er wurde zum außerordentlichen Professor an der Shanghai Academy of Social Sciences ernannt und forschte regelmäßig in China.

Der Karl-Jaspers-Preis erinnert an einen „Gelehrten, dessen Lebenswerk in Psychopathologie, Philosophie und Weltphilosophie international Anerkennung gefunden hat“. Zudem wollen die Stifter Jaspers‘ „Kampf gegen den Ungeist einer Epoche dankbar würdigen“. Karl Jaspers (1883 bis 1969) war als Mitbegründer der Existenzphilosophie einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Assistenz an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg habilitierte er sich für Psychologie und lehrte von Anfang der 1920er-Jahre bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime Philosophie an der Ruperto Carola. Nach Kriegsende gehörte Jaspers dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Er nahm seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Ruperto Carola wieder auf, die ihm 1946 die Ehrensenatorenwürde verlieh. Anlässlich seines 50. Todestages in diesem Jahr steht Karl Jaspers im Fokus zahlreicher Veranstaltungen.