PreisverleihungLautenschläger-Forschungspreis für Neurobiologin Hannah Monyer
Pressemitteilung Nr. 40/2021
29. April 2021
Einladung zur öffentlichen virtuellen Preisverleihung
Nachwuchsforscherpreis geht an Felix Joos in der theoretischen Informatik
Als eine der international führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Hirnforschung wird die Heidelberger Neurobiologin Prof. Dr. Hannah Monyer ausgezeichnet: Sie erhält den mit 250.000 Euro dotierten Lautenschläger-Forschungspreis 2020, gestiftet von Dr. h.c. Manfred Lautenschläger. Der Ehrensenator der Ruperto Carola vergibt außerdem eine Auszeichnung für herausragende Nachwuchsforscher. Dieser mit 25.000 Euro dotierte Preis geht an Juniorprofessor Dr. Felix Joos, der international zu den vielversprechendsten Talenten auf den Gebieten der theoretischen Informatik und der diskreten Mathematik zählt. Die für Dezember vergangenen Jahres vorgesehene Preisverleihung musste aufgrund der Corona-Bestimmungen verschoben werden. Die festliche Übergabe findet nun am 7. Mai 2021 als öffentliche virtuelle Veranstaltung statt und wird im Livestream ab 17 Uhr aus der Aula der Alten Universität übertragen. Er ist über das Portal heiONLINE der Universität Heidelberg erreichbar.
Die Festveranstaltung anlässlich der Verleihung des Preises eröffnet der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel. Aus ihren Forschungsarbeiten berichten anschließend die Materialchemikerin Dr. Claudia Backes vom Physikalisch-Chemischen Institut – sie erhielt im Jahr 2018 den Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs – sowie Dr. Johannes Schemmel vom Kirchhoff-Institut für Physik. Er leitet die Arbeitsgruppe „Electronic Vision(s)“ des Experimentalphysikers Prof. Dr. Karlheinz Meier, der 2018 posthum mit dem Lautenschläger-Forschungspreis ausgezeichnet wurde. Es folgt ein Wissenschaftsgespräch, an dem neben den beiden aktuellen Preisträgern zwei weitere Wissenschaftler der Universität Heidelberg teilnehmen werden – der Neurophysiologe Prof. Dr. Andreas Draguhn als Laudator für Prof. Monyer und Prof. Dr. Johannes Walcher aus der Mathematischen Physik als Laudator für Prof. Joos. Die Veranstaltung schließt mit einer Ansprache des Preisstifters Manfred Lautenschläger.
Preisträgerin Hannah Monyer
Der Schwerpunkt von Prof. Monyers Forschung liegt auf den molekularen Mechanismen, die zu synchronen neuronalen Netzwerkaktivitäten führen und somit auch kognitive Prozesse wie Lernen und Erinnern ermöglichen. „Hannah Monyer verbindet auf diesem Gebiet intelligente Fragestellungen mit hochinnovativen experimentellen Ansätzen und scheut sich nicht, den Blick über die Grenzen ihrer eigenen Disziplin hinaus zu weiten, um den Geheimnissen der neuronalen Netzwerke auf den Grund zu gehen. Sie kann zu Recht als Pionierin einer modernen, in der Molekularbiologie verankerten systemischen Neuro- und Verhaltenswissenschaft bezeichnet werden“, würdigt Manfred Lautenschläger die aktuelle Preisträgerin. Die Wissenschaftlerin war federführend an mehreren bahnbrechenden und international weithin sichtbaren Entdeckungen beteiligt, insbesondere zu den sogenannten hemmenden Inter- und Projektionsneuronen – den „Taktgebern“ des Gehirns. In jüngerer Zeit gilt ihr Forschungsinteresse insbesondere der Funktion spezifischer hemmender Interneurone in neuronalen „Schaltkreisen“, die bis hin zur Verhaltensebene Wirkung entfalten.
Prof. Monyer ist seit 1999 Ärztliche Direktorin der Abteilung für Klinische Neurobiologie am Universitätsklinikum Heidelberg – einer Brückenabteilung, die an der Medizinischen Fakultät Heidelberg, der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum angesiedelt ist. Sie studierte Medizin an der Universität Heidelberg, an der sie auch promoviert wurde. Nach ihrer Approbation arbeitete sie zunächst als Assistenzärztin in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, anschließend in der Abteilung Neuropädiatrie der Universitätskinderklinik in Lübeck. Von 1986 an forschte Hannah Monyer als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Stanford University (USA) und wechselte drei Jahre später an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg. Dort erhielt sie 1993 ihre Lehrbefugnis für Biochemie, wurde im darauffolgenden Jahr Stiftungsprofessorin und baute ihre eigene Forschungsgruppe auf. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen erhielt Prof. Monyer – neben weiteren hochrangigen Auszeichnungen – im Jahr 2004 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Preisträger Felix Joos
Den Träger des Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs, Felix Joos, würdigt Manfred Lautenschläger als einen „enorm produktiven jungen Forscher, der mit Kreativität, Eigenständigkeit und technischer Flexibilität maßgebliche Fragen der Theoretischen Informatik und der diskreten Mathematik bearbeitet“. Neben seiner Lösung des „Oberwolfach-Problems“ (2018) hat Prof. Joos auch mit einer Arbeit zur „Kusszahl“ (2019) in jüngerer Vergangenheit auf sich aufmerksam gemacht. Seine Forschungen auf diesem Gebiet gehen von der Frage aus, wie dicht gleich große Kugeln gepackt werden können – nicht nur in dreidimensionalen Behältnissen wie einer Kiste, sondern in Räumen jeglicher Dimensionen, sogenannten d-dimensionalen Räumen. Ein zentraler Punkt ist dabei, wie viele Kugeln eine einzige Kugel im d-dimensionalen Raum berühren können. Im Zusammenhang mit dieser „Kusszahl“ untersucht Prof. Joos, wie groß der Unterschied zwischen einer möglichst guten und einer möglichst ungünstigen Kugelpackung im d-dimensionalen Raum ist. Mit seiner Arbeit zu den unteren Schranken der „Kusszahl“ hat er bereits innovative Methoden entwickelt, die verschiedene Werkzeuge aus der diskreten Mathematik und der statistischen Physik kombinieren.
Felix Joos studierte Mathematik an der Universität Ulm, an der er auch seine Dissertation vorlegte. Nach Stationen an der University of Birmingham (Großbritannien) und der Universität Hamburg wechselte er im März vergangenen Jahres als Juniorprofessor an das Institut für Informatik der Universität Heidelberg. Seit 2019 leitet Prof. Joos eine Forschungsgruppe, die auch im Rahmen des Emmy-Noether-Programms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Er hat bereits eine Vielzahl von Publikationen mit Kooperationspartnern aus aller Welt veröffentlicht.
Lautenschläger-Forschungspreis
Der Lautenschläger-Forschungspreis ist mit einer Dotierung von 250.000 Euro der höchstdotierte Forschungspreis eines privaten Stifters in Deutschland und wird alle zwei Jahre für besondere Leistungen in der Spitzenforschung vergeben. Die Auszeichnung wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg sowie an Forscher aus dem
In- und Ausland, die der Ruperto Carola durch Wissenschaftskooperationen in besonderer Weise verbunden sind. Der Unternehmer Manfred Lautenschläger hat den Preis 2001 ins Leben gerufen, um herausragende, im Erkenntnisprozess aktive Forscherinnen und Forscher zu fördern. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Kuratorium weltweit vernetzter Wissenschaftler entscheidet über die Auswahl der Preisträger, die aus allen Disziplinen für den Lautenschläger-Forschungspreis nominiert werden können.
Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Im Jahr 2018 wurde erstmals der Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Ausgezeichnet werden können Habilitanden, Nachwuchsgruppenleiter oder Juniorprofessoren, die herausragende wissenschaftliche Leistungen und besonders innovative Forschungsansätze vorweisen können. Das Preisgeld dient dazu, die jungen Forscherinnen und Forscher in ihrer persönlichen wissenschaftlichen Entwicklung zu fördern und sie in ihrer Forschungstätigkeit zu unterstützen.