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Europäischer ForschungsratERC Starting Grants für zwei Heidelberger Nachwuchswissenschaftlerinnen

Pressemitteilung Nr. 6/2022
19. Januar 2022

Europäischer Forschungsrat fördert Projekte in der experimentellen Physik und der Computerchemie

Zwei hervorragende Heidelberger Nachwuchswissenschaftlerinnen – Juniorprofessorin Dr. Lauriane Chomaz und Dr. Ganna Gryn’ova – werden jeweils mit einem ERC Starting Grant, einer hochdotierten Förderung des Europäischen Forschungsrates (ERC), ausgezeichnet. Prof. Chomaz, Experimentalphysikerin an der Universität Heidelberg, erhält den mit rund 1,5 Millionen Euro dotierten Grant für ihre Forschungsarbeiten zu zweidimensionalen dipolaren Quantengasen. Ebenfalls rund 1,5 Millionen Euro stellt der ERC Dr. Gryn’ova für ein Projekt zur Entwicklung und Modellierung von funktionalen organischen Materialien zur Verfügung. Die Computerchemikerin vom Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) forscht zugleich am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Ruperto Carola. Die Förderdauer beträgt fünf Jahre.

Das mit dem ERC Starting Grant geförderte Forschungsvorhaben von Lauriane Chomaz trägt den Titel „Two-dimensional Dipolar Quantum Gases: Fluctuations and Orders“ (2DDip). Darin beschäftigt sie sich mit der Frage, wie sich Materie unter extremen Bedingungen – im zweidimensionalen Raum und bei konkurrierenden lang- und kurzreichweitigen atomaren Wechselwirkungen – ordnet und wie sich die resultierende Ordnung unter Einwirkung von Quantenfluktuationen und thermischen Fluktuationen verändert. Mithilfe eines neuartigen experimentellen Aufbaus wird die Wissenschaftlerin hierfür erstmals ultrakalte Quantengase aus Dysprosiumatomen in einem effektiv zweidimensionalen Raum schaffen. Dysprosium gehört zu den sogenannten Seltenen Erden und besitzt das höchste magnetische Moment aller natürlich vorkommenden stabilen chemischen Elemente. Indem sie verschiedene Zustände dieser magnetischen Gase untersucht, will Prof. Chomaz neue Einblicke in bislang unerforschte exotische Materiezustände, ihre jeweiligen Ordnungen, Ordnungsmechanismen und Fluktuationen gewinnen. Die Physikerin hofft, dass ihre Forschungsarbeiten dazu beitragen, Antworten auf offene Fragen zu zweidimensionalen Ordnungen bei langreichweitigen atomaren Wechselwirkungen zu finden und neue Forschungsfragen zu erschließen.

Lauriane Chomaz wurde 2014 nach ihrem Studienabschluss in der Quantenphysik mit einer Arbeit zu Bose-Gasen in reduzierten Dimensionen an der École normale supérieure in Paris (Frankreich) promoviert. Anschließend forschte sie als Postdoktorandin an der Universität Innsbruck (Österreich). Dafür erhielt sie ein Marie Skłodowska-Curie Fellowship der Europäischen Kommission und wurde zudem in das Elise-Richter-Programm des österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung aufgenommen. 2021 wechselte sie als Tenure-Track-Professorin an die Universität Heidelberg. Mit ihrer neuen Arbeitsgruppe „Quantum Fluids“ am Physikalischen Institut ist Prof. Chomaz Teil des Exzellenzclusters STRUCTURES. Außerdem ist sie Mitglied in dem ebenfalls an der Ruperto Carola angesiedelten Sonderforschungsbereich 1225 „Isolierte Quantensysteme und Universalität unter extremen Bedingungen“ (ISOQUANT).

Juniorprofessorin Dr. Lauriane Chomaz

Neuartige funktionale organische Materialien stehen im Mittelpunkt des ERC-geförderten Projektes „PATTERNCHEM“ von Dr. Gryn’ova. Für die Erforschung und Entwicklung dieser vielversprechenden Materialien nutzen die Wissenschaftlerin und ihr Team moderne Methoden der Theoretischen und Computerchemie sowie der Materialwissenschaften. Bislang hat Dr. Gryn’ovas „Computational Carbon Chemistry“-Gruppe die Grundlagen für genaue und effiziente Simulationen zweidimensionaler organischer Materialien und ihrer Wechselwirkungen mit kleinen molekularen Targets geschaffen. Mit der Förderung des Europäischen Forschungsrates will Dr. Gryn’ova darauf aufbauend die topologischen Fingerabdrücke vielversprechender Materialien wie Graphen-Derivate, kovalente organische Gerüstverbindungen und stark verzweigte Polymere auswerten. Auf diese Weise sollen langfristig neue Wege zur Optimierung organischer Funktionsmaterialien für diverse wissenschaftliche und industrielle Anwendungen eröffnet werden, etwa für die „grüne“ Katalyse oder die Pharmakotherapie.

Ganna Gryn’ova studierte Chemie an der Oles Honchar Dnipro National University (Ukraine) und wurde 2014 auf dem Gebiet der Computerchemie an der Australian National University in Canberra promoviert. Anschließend arbeitete sie mit einem Postdoktoranden-Stipendium an der École polytechnique fédérale de Lausanne (Schweiz). Neben anderen Auszeichnungen hat Dr. Gryn’ova ein Marie Skłodowska-Curie Fellowship der Europäischen Kommission erhalten (2016) und ist seit 2021 Mitglied im Elisabeth-Schiemann-Kolleg der Max-Planck-Gesellschaft. Die Wissenschaftlerin leitet die Nachwuchsforschergruppe „Computational Carbon Chemistry“ am HITS und am IWR. Außerdem forscht sie am Sonderforschungsbereich 1249 „N-Heteropolyzyklen als Funktionsmaterialien“, der am Anorganisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg angesiedelt ist.

Mit dem ERC Starting Grant unterstützt der Europäische Forschungsrat herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aller Disziplinen, die eigene Forschungsgruppen aufbauen und richtungsweisende Forschung durchführen wollen.

Dr. Ganna Gryn’ova, Nachwuchsgruppenleiterin am Heidelberger Institut für Theoretische Studien sowie am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg.