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Förderung ERC Consolidator Grants für zwei Heidelberger Wissenschaftlerinnen

Pressemitteilung Nr. 135/2019
10. Dezember 2019

Maria Ivanova-Bieg und Carmen Ruiz de Almodóvar werden vom Europäischen Forschungsrat gefördert

Zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Heidelberg werden mit dem ERC Consolidator Grant, einer hochdotierten Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC) für exzellente Forscherinnen und Forscher in Europa, ausgezeichnet. Privatdozentin Dr. Maria Ivanova-Bieg vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie wird in ihrem vom ERC geförderten Projekt die Nachhaltigkeit in den ersten Agrargesellschaften Europas untersuchen. Die Biochemikerin Prof. Dr. Carmen Ruiz de Almodóvar vom European Center for Angioscience der Medizinischen Fakultät Mannheim befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem Gefäßsystem und den Zellen, die Myelin im Zentralen Nervensystem produzieren. Sie ist nach einem Starting Grant nun zum zweiten Mal mit einem Antrag beim ERC erfolgreich. Die Forschungsarbeiten werden vom Europäischen Forschungsrat mit insgesamt rund vier Millionen Euro gefördert.

In dem Projekt „Sustainability of Agriculture in Neolithic Europe“ (SUSTAIN) gehen Dr. Ivanova-Bieg und ihr Team zusammen mit Kooperationspartnern der Frage nach, wie die frühesten Agrargesellschaften in Europa nachhaltige Lebensgrundlagen geschaffen und aufrechterhalten haben. Dazu werden die Wissenschaftler Daten aus Archäologie, Paläoklimatologie und Paläoökologie untersuchen sowie Analysen an stabilen Isotopen und molekularen Rückständen in prähistorischen Tier- und Pflanzenresten sowie Keramik durchführen. Mithilfe von habitat- und agentenbasierten Modellen sollen so die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Argarpraktiken und Gesellschaft ergründet werden. Zugleich sollen Hypothesen über die Bedeutung von sozialem Zusammenhalt, Mobilität, Diversität und ökologischer Verantwortung für die Nachhaltigkeit neolithischer Gesellschaften getestet werden. Für die Forschungsarbeiten, die in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt sowie der University of Bristol und dem University College London (Großbritannien) durchgeführt werden, stehen Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Maria Ivanova-Bieg studierte Geschichte und Archäologie an der bulgarischen St.-Kyrill-und-St.-Methodius-Universität in Veliko Tarnovo. Sie wurde 2007 an der Universität Tübingen mit einer Arbeit auf dem Gebiet der prähistorischen Archäologie promoviert und mit einem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts ausgezeichnet. Als Postdoktorandin war sie zunächst weiter in Tübingen tätig, anschließend an der Universität Heidelberg sowie am Deutschen Archäologischen Institut in Frankfurt. 2012 habilitierte sich die Wissenschaftlerin an der Ruperto Carola. Seit 2013 lehrt und forscht sie am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, an der sie zuletzt das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte internationale Kooperationsprojekt „Food Cultures“ leitete. 2019 erhielt Dr. Ivanova-Bieg von der Fritz-Thyssen-Stiftung und der DFG Fördermittel für zwei weitere Forschungsvorhaben über das Neolithikum Südosteuropas und des Mittelmeerraums.

Maria Ivanova-Bieg

In ihrem Projekt „The Oligo-Vascular Interface: Understanding its Properties and Functions“ (OLI.VAS) beschäftigen sich Prof. Ruiz de Almodóvar und ihre Forschungsgruppe mit den molekularen Interaktionen zwischen Blutgefäßen und Oligodendrozyten – Gliazellen, die Myelin im Zentralen Nervensystem produzieren. Ist die Myelin-Produktion gestört, kommt es zu schwerwiegenden Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose. Neuere Forschungen zeigen, dass Blutgefäße nicht nur für die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen zuständig sind, sondern auch Organentwicklung und Organfunktion aktiv regulieren. In diesem Zusammenhang hat das Team von Prof. Ruiz de Almodóvar herausgefunden, dass von Blutgefäßen kommende Signale die Bildung von Oligodendrozyten-Vorläuferzellen an einer sogenannten oligo-vaskulären Schnittstelle direkt steuern. Mit einem multidisziplinären Ansatz wollen die Wissenschaftler die molekularen Interaktionen zwischen Blutgefäßen und Oligodendrozyten während der Entwicklung, der Homöostase und unter Bedingungen demyelinisierender Krankheiten identifizieren. Diese Arbeiten werden vom Europäischen Forschungsrat mit rund zwei Millionen Euro gefördert.

Carmen Ruiz de Almodóvar studierte Biochemie an der Universität von Granada in Spanien und wurde 2004 am Institut für Parasitologie und Biomedizin in Grenada, einer Einrichtung des Spanischen Nationalen Forschungsrates, promoviert. Anschließend arbeitete sie als Postdoktorandin am Vesalius Research Center Flanders des Institute for Biotechnology und der Katholischen Universität Leuven in Belgien. 2011 wechselte die Wissenschaftlerin als Juniorforschungsgruppenleiterin an das Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg. Dort erhielt sie 2012 einen ERC Starting Grant, um die Mechanismen zu untersuchen, die das Wachstum der Blutgefäße und deren Rolle für die Gestaltung des Zentralen Nervensystems regulieren. Carmen Ruiz de Almodóvar ist aktuell Mitglied im Forschungsschwerpunkt Vaskuläre Biologie und Medizin der Medizinischen Fakultät Mannheim. Seit September 2018 hat sie die Professur für Vaskuläre Dysfunktion inne und leitet die gleichnamige Abteilung am European Center for Angioscience der Fakultät und am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie.

Der Consolidator Grant wendet sich an hervorragende Forscherinnen und Forscher, deren eigene unabhängige Arbeitsgruppe sich in der Festigungs- und Vertiefungsphase befindet. Zentrales Förderkriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz.

Carmen Ruiz de Almodóvar