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ForschungspreisDer Dunklen Materie auf der Spur

22. Dezember 2020

Heidelberger Kosmologin Jenny Wagner erhält Preis für mutige Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg

Für ihre Forschungen zur sogenannten Dunklen Materie ist Dr. Jenny Wagner vom Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) mit dem Preis für mutige Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Damit würdigt das Land exzellente Forscherinnen und Forscher, die zum Beispiel mit unkonventionellen Methoden ausgetretene Wege verlassen und auf diese Weise ihre Forschungsarbeit mit besonders viel Mut und Wagnis vorantreiben. Die Auszeichnung ist mit 30.000 Euro dotiert.

Die Natur der Dunklen Materie, die rund 80 Prozent der gesamten Materie im Universum ausmacht, gilt als eines der großen Rätsel der Kosmologie. Anhand der Beobachtung von Gravitationslinseneffekten in Galaxien oder Galaxienhaufen möchte Jenny Wagner dieser mysteriösen Materieform näher auf die Spur kommen. „Als ich meine Forschungen auf Grundlage der beobachtungsbasierten Kosmologie begann, wurde eine direkte Datenauswertung ohne Linsenformmodelle als Rückschritt angesehen, verglichen mit den Ergebnissen, die modellbasierte Ansätze liefern“, erläutert die Heidelberger Kosmologin. Um die Fachgemeinschaft vom Nutzen ihrer Methode zu überzeugen, arbeitete sie mit Erfolg die Vorteile der lokalen Linsencharakterisierung im Vergleich mit gängigen Modellrekonstruktionen heraus und zeigte, dass dieser Vergleich einen Einblick in Eigenschaften der Dunklen Materie dieser Gravitationslinsen erlaubt.

„Jenny Wagner hat von Beginn ihrer Karriere an hohes Risiko durch den Sprung zwischen den wissenschaftlichen Feldern bewiesen – von ihrem Start in der Teilchenphysik zur Promotion in den Lebenswissenschaften bis zu ihrer Arbeit als Quereinsteigerin in der Kosmologie“, begründet die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die Vergabe des Preises für mutige Wissenschaft an die Heidelberger Forscherin.

Jenny Wagner (Jahrgang 1984) absolvierte ein Diplomstudium an der Universität Heidelberg in den Fächern Physik, Mathematik und Informatik. Aus einem Forschungspraktikum am Europäischen Forschungszentrum CERN bei Genf (Schweiz) ging ihre Abschlussarbeit zum ALICE-Experiment am weltweit größten und stärksten Teilchenbeschleuniger, dem Large Hadron Collider (LHC), hervor. 2011 schloss sie ihre interdisziplinär angelegte Dissertation an der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum zum Thema Qualitätskontrolle auf Basis von Bildverarbeitung in der Peptidchiparrayproduktion ab. Nach Stationen als Forschungsassistentin am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg sowie an der Universität Ulm wirkt sie seit 2014 als Postdoc auf einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Stelle am ZAH und forscht dort im Themenbereich „Beobachtungsbasierte Charakterisierung und Modellselektion von Gravitationslinsen“.

Dr. Jenny Wagner (Preisträgerin Preis für mutige Wissenschaft 2020)