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Sammlung des MonatsBrücke zu den Göttern

17. Dezember 2019

Sammlung des Monats: CATS-Bibliothek zeigt rituelle Manuskripte der südostasiatischen Yao-Minderheit

Rituelle Manuskripte der südostasiatischen Yao-Minderheit sind derzeit in der Zweigstelle der Universitätsbibliothek Heidelberg auf dem Campus Im Neuenheimer Feld ausgestellt. Verwendung fanden sie bei religiösen Gebräuchen dieser staatenlosen Gemeinschaft, die zunächst in China beheimatet und vom Taoismus beeinflusst war. Die Exponate stammen aus der Sammlung der Ostasienabteilung, die zur Bibliothek am Centrum für Asien- und Transkulturelle Studien (CATS) der Universität Heidelberg gehört. Präsentiert werden sie im Dezember 2019 und im Januar 2020 in der Reihe „Sammlung des Monats“. Diese Vitrinenausstellungen bieten im monatlichen Wechsel ausgewählte Stücke aus den Museen und Sammlungen der Ruperto Carola.

Manuskript mit Musterritualen

Zu den Yao gehören zahlreiche ethnische Gruppen, die bereits seit dem 7. Jahrhundert nach Christus in chinesischen Quellen erwähnt werden. Vom frühen 19. Jahrhundert an wanderten viele von ihnen von China nach Südostasien aus. Wie Prof. Dr. Guido Sprenger, Wissenschaftler am Institut für Ethnologie, erläutert, flohen viele Yao nach dem Sieg der kommunistischen „Pathet Lao“-Bewegung in Laos nach Thailand und mussten dort, verarmt, ihre rituellen Gegenstände und Manuskripte verkaufen. Eine große Zahl dieser Objekte fand schließlich in den 1990er Jahren ihren Weg an die Universitäten von Oxford (Großbritannien), Leiden (Niederlande) und Heidelberg sowie an die Bayerische Staatsbibliothek.

Die Sammlung der Ostasienabteilung in der CATS-Bibliothek besteht aus rund 220 Manuskripten und zehn Rollbildern, die von den Yao stammen. Während die ältesten dieser Dokumente auf das Jahr 1750 datierbar sind und die jüngsten aus den 1980er Jahren stammen, entstand die Mehrzahl nach der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei der Wanderung von China nach Südostasien gingen zahlreiche Ritualbücher verloren und mussten nach der Ankunft durch neue Kopien ersetzt werden. Durch das Kopieren und die Abnutzung der Bücher entstanden Lücken und Fehler, aber die Texte selbst sind nach den Vorstellungen der Yao kosmologische Größen, die jenseits des jeweiligen Buches eine Existenz in der unsichtbaren Welt haben und somit eine Brücke zu den Göttern schlagen. „Wenn die fehlerbehafteten Bücher rituell mit diesen kosmischen Originalen verbunden werden, sind sie genauso wirkmächtig wie diese. Sie haben einen eigenen Willen und können ihren Besitzern, je nach Behandlung, Glück oder Unglück bringen“, so Guido Sprenger.

Die Vitrinenausstellung „Brücke zu den Göttern – Taoistische Ritual-Manuskripte der Yao“ in der Reihe „Sammlung des Monats“ kann in der Zweigstelle der Universitätsbibliothek, Im Neuenheimer Feld 368, besichtigt werden. Sie ist montags bis freitags von 8.30 bis 22 Uhr und am Wochenende von 9 bis 22 Uhr geöffnet.

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