Deutscher Studienpreis Auszeichnung für Heidelberger Historiker

29. Juli 2025

Joey Rauschenberger erhält einen der mit 10.000 Euro dotierten Deutschen Studienpreise der Körber-Stiftung für seine Dissertation zu Wiedergutmachungen für Sinti und Roma nach der NS-Zeit

Für seine Dissertation zu Wiedergutmachungen für Sinti und Roma nach der Zeit des Nationalsozialismus wird Joey Rauschenberger mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung ausgezeichnet. Der Historiker von der Universität Heidelberg erhält einen der beiden mit jeweils 10.000 Euro dotierten zweiten Preise in der Sektion Geistes- und Kulturwissenschaften. In der Endrunde des Wettbewerbs hatten 33 Finalistinnen und Finalisten in drei Kategorien ihre Forschungsarbeiten vor einer Jury präsentiert. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2025 wurden am Dienstag, 29. Juli 2025, bekannt gegeben.

Porträt Joey Rauschenberger

Die Dissertation von Joey Rauschenberger mit dem Titel „Wiedergutmachung für Sinti und Roma: eine Praxisgeschichte der Entschädigung von NS-Unrecht in Baden-Württemberg 1945 – 1980“ richtet den Blick auf die Minderheit der Sinti und Roma. Für die Zeit nach dem Genozid durch das nationalsozialistische Regime geht sie der Frage nach, inwiefern die Überlebenden durch die Bundesrepublik und ihre Länder – exemplarisch Baden-Württemberg und seine drei Vorgängerländer – entschädigt wurden. Die Auswertung mehrerer hundert Einzelfallakten der Landesämter für die Wiedergutmachung in Freiburg, Tübingen, Stuttgart und Karlsruhe zeigt nach den Worten von Joey Rauschenberger erstmals, dass Sinti und Roma von den Entschädigungsbehörden weit weniger diskriminiert wurden, als dies in der Forschung bisher angenommen worden ist. Doch die alltäglichen Begegnungen unterschiedlicher Akteure – ehemalige Opfer, Mitläufer und Täter – sowie die von individuellem Verhalten, unausgesprochenen Erwartungshaltungen und wechselseitigen Vorurteilen bestimmten Erfahrungen, die Sinti und Roma während dieses Prozesses machten, prägten die Rezeption der Wiedergutmachung oft mehr als die finalen Bescheide und ausgezahlten Geldsummen, so der Historiker. 

Joey Rauschenberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Er studierte Geschichte und Deutsche Philologie an der Ruperto Carola und schloss sein Masterstudium im Fach Global History im Jahr 2020 ab. Seine Dissertation entstand an der Forschungsstelle Antiziganismus und war im Verbundprojekt „Reintegration, Schuldzuweisung und Entschädigung. Bewältigung und Nicht-Bewältigung der NS-Vergangenheit in Baden-Württemberg und seinen Vorgängerländern 1945 bis 1952“ angesiedelt. Neben der historischen Antiziganismusforschung liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Zeit des Nationalsozialismus. Aktuell bereitet Joey Rauschenberger ein Postdoc-Projekt zur Sozialgeschichte der Straßenkindheit in Deutschland und Großbritannien vor.

Der Deutsche Studienpreis wird jährlich an Promovierte verliehen, die in ihrer Dissertation gesellschaftlich relevante Themen bearbeitet haben. In den drei Sektionen Sozialwissenschaften, Natur- und Technikwissenschaften sowie Geistes- und Kulturwissenschaften vergibt die Körber-Stiftung jeweils einen Spitzenpreis in Höhe von 25.000 Euro sowie zwei zweite Preise in Höhe von jeweils 10.000 Euro. Insgesamt haben in diesem Jahr 687 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Beitrag eingereicht. Die Auszeichnungen werden am 4. Dezember von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner in Berlin verliehen.