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Centre for Asian and Transcultural StudiesAusstellung: „Red and Expert“

28. Juli 2022

Centre for Asian and Transcultural Studies zeigt Ausstellung zur Wissenschaftsfreiheit in China

Mit Blick auf eine zunehmende Beschneidung der Wissenschaftsfreiheit in der Volksrepublik China geht eine Ausstellung am Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) der Universität Heidelberg der Frage nach, wie sich das chinesische Konzept von Bildung und Wissenschaft in den vergangenen 50 Jahren gewandelt hat. Propagandaplakate aus zwei historischen Übergangsphasen dokumentieren die Entwicklung – vom verfassungsrechtlichen Ideal der Wissenschaftsfreiheit hin zu einer zunehmenden Ideologisierung in jüngerer Zeit. Die englischsprachige Ausstellung „Red and Expert – Negotiating Academic Freedom in China”, kuratiert von Susann Henker und Hanno Lecher (Ausstellungskonzept und Design) sowie von Lennart Riedel (wissenschaftliches Konzept und inhaltliche Gestaltung), wird im Foyer der CATS-Bibliothek gezeigt.

„Red and Expert. Negotiating Academic Freedom in China“

Mit den Prädikaten „rot und sachkundig“ beschreibt die Kommunistische Partei Chinas auch heute wieder die aus ihrer Sicht idealen Studierenden und Wissenschaftler, wie Lennart Riedel vom Institut für Sinologie erläutert. Die maoistische Phrase stammt ursprünglich aus der Zeit vor der Kulturrevolution. Mit der Einführung einer gleichnamigen Richtlinie im Jahr 1963 wollte die Kommunistische Partei bereits zu diesem Zeitpunkt den Zugang zu Hochschulabschlüssen kontrollieren. „Neben der akademischen Leistung rückte die politische Gesinnung zunehmend in den Vordergrund, bis sie 1965 fast schon zum alleinigen Kriterium für den Universitätszugang wurde“, betont der Wissenschaftler. Auch wenn Ende der 1970er Jahre der Grundstein für Wissenschaftsfreiheit als verfassungsrechtliches Ideal gelegt wurde, ist das Kriterium der Loyalität bis heute nie vollkommen aus dem chinesischen Wissenschaftssystem verschwunden und hat nach den Worten der Ausstellungsmacher insbesondere in den vergangenen fünf Jahren wieder an Bedeutung gewonnen.

„Liebt das Lesen – Lest gute Bücher.“

Den Propagandaplakaten aus den 1970er Jahren gegenübergestellt werden in der Ausstellung Plakate aus den vergangenen zehn Jahren, in denen Forschung und Bildung zunehmend ideologisiert werden. „Viele frühere Reformen wurden rückgängig gemacht. Nicht nur in China gibt es daher Befürchtungen, dass Mao Zedongs restriktive Politik gegenüber Intellektuellen wiederbelebt wird“, so Lennart Riedel. Auch in Deutschland wird verstärkt über chinesische Einflussnahme an amerikanischen und europäischen Universitäten, Entlassungen von ausländischen Dozenten an chinesischen Hochschulen oder das Verweigern von Forschungsvisa für westliche Sinologen diskutiert. Mit der Ausstellung wollen die Organisatoren dazu einladen, sich ein eigenes Bild zu machen. Begleittexte mit Hintergrundinformationen zu wichtigen politischen Ereignissen, zu Kampagnen, ideologischem Gedankengut sowie Gesetzen und Richtlinien sollen die Besucher in die Lage versetzen, die Lebenswirklichkeiten von Studierenden und Wissenschaftlern in der heutigen Volksrepublik China nachzuvollziehen.

Die Ausstellung „Red and Expert – Negotiating Academic Freedom in China“ ist noch bis zum 15. September 2022 im Foyer der CATS-Bibliothek (Gebäude 4110), Voßstraße 2, zu sehen. Sie ist montags bis freitags von 9.00 bis 20.00 Uhr sowie samstags von 12.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Ansicht einer Ausstellungswand im Foyer der CATS Bibliothek mit Poster-Exponaten der Ausstellung „Red and Expert“.