DWI Institutsabend am 29. April 2019

„Meeting the power of development in post-apartheid South Africa: What have the religion sector and its leadership achieved?“

 

DWI Insitutsabend 29.04.2019

Am 29.04.2019 fand der Institutsabend des Diakoniewissenschaftlichen Instituts statt. Referent war Prof. Dr. Ignatius Swart von der University of the Western Cape in Kapstadt, Südafrika. Prof. Swart beschäftigt sich intensiv mit der südafrikanischen Gesellschaft und den Themen Marginalisierung, Exklusion und Armut aus einer praktisch-theologischen Perspektive.

Development wird von Kirchenleitung und dem religiösen Sektor in Südafrika nicht enthusiastisch gedacht: Beziehungen, Aktivitäten und Macht haben immer einen sozialen, kulturellen und geopolitischen Zusammenhang. Wie auch viele andere Länder hat auch Südafrika einen Nationalen Entwicklungsplan. Dieser wird vom Christentum in Südafrika jedoch als reines Regierungs-Dokument gesehen.

Bereits während der Apartheid dominierte der Entwicklungsbegriff. Es gab auch damals schon einen entsprechenden Nationalen Entwicklungsplan. Mit der Hinwendung zum Neoliberalismus 1990 bis 1995 veränderte sich dieser inhaltlich. Er wurde nun von Politik, Universitäten und Unternehmern erstellt. Der Vorwurf wurde laut, dass der neue Entwicklungsplan vor allem die neoliberale Sicht stützt und es an der Umsetzung scheitert. Privatisierung und freie Wirtschaft gelten in diesem Plan als Grundlage der Entwicklung des Landes.

In der aktuellen Debatte wird viel von Korruption und „state capture“ gesprochen. Südafrika ist jedoch kein scheiternder Staat in einem armen Land, sondern wird von den Regierungsmächten dazu gemacht. Kapstadt ist eine Stadt, in der die Ungleichheit zwischen Arm und Reich besonders zu spüren ist. Prof. Swart zeigte eine Reihe von Fotos, die den Unterschied zwischen den „gated communities“ und dem „township“ deutlich werden lassen. In der ersten Kategorie finden sich Stadtteile mit Villen und schicken Boutiquen, die durch besondere Sicherheitskonzepte geschützt werden. Demgegenüber stehen die „Townships“ als Slums der Stadt, in denen hohe Kriminalität und Drogenhandel herrschen. Aufgrund der hohen Ungleichheit gibt es viele Proteste gegen die Regierung, die vor allem aus den ärmeren Vierteln organisiert werden.

2003 wurden die Themen Demokratie, Gleichberechtigung und Partnerschaft zu einem wichtigen Thema unter Christen. Von dieser Diskussion ist jedoch wenig übriggeblieben. Einzelne kirchliche Leitungsgremien haben verschiedene Programme und Ideen verabschiedet. Der religiöse Sektor und seine Leitung haben sich jedoch dazu entschieden, an der Diskussion zur Entwicklung des Landes nicht weiter teilzunehmen. Sie wollen die noch jungen demokratischen Strukturen nicht kritisieren, auch wenn die Regierung etwa durch Korruptionen ihrem demokratischen Auftrag zuwider handelt. Gleichzeitig fordert die Regierung sie auf, sich wenn, dann unkritisch und ohne Forderungen in die politischen Debatten einzubringen.

Die anschließende Diskussion zeigte weitere Schwierigkeiten auf. Südafrika hat viele kleine Gremien, die unterschiedliche Leitungen der verschiedenen Kirchen und religiösen Gruppen abbilden. Auch die unterschiedliche Gewichtung der Mainline- und pentekostalen Kirchen trägt zur Zersplitterung bei. Es fehlt an einer gemeinsamen Organisation, die sich auch mit einer starken Stimme in die politische und gesellschaftliche Diskussion zur Entwicklung des Landes einzubringt. Bisher sind die Kirchen zu leise oder äußern sich nicht zur Korruption der Regierung und ihrer Entwicklungspläne. Vor allem die postkoloniale Situation macht es schwierig gegen den Staat zu sprechen. Es bräuchte eine ökumenische Zusammenarbeit, konstruktive Forderungen und inhaltliche Debatten im religiösen Sektor, um die gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflussen zu können.

Verfasst von Hannah Zielke

 

 
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 15.05.2019
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