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Yin und Yang
Dying to Survive

 
Filmnewsletter Juli
 
Liebe Filmfreunde,

die WM ist bald vorbei und auch die Vorlesungszeit neigt sich langsam ihrem Ende zu. Dadurch hat man wieder mehr Zeit, sich mit Film und Fernsehen zu beschäftigen. Ein paar Vorschläge dazu gibt es wie immer im neuen Filmnewsletter!
Diesen Monat könnt ihr erfahren, worum es sich bei „Yin und Yang Verträgen“ handelt. Außerdem spreche ich noch die in China momentan sehr populäre Komödie Dying to Survive (我不是药神, Wo bu shi yaoshen) an.
 Yin und Yang
  Im letzten Newsletter habe ich schon angemerkt, dass sich die chinesischen Steuerbehörden das Gehalt chinesischer Filmstars genauer angeschaut haben. Angefangen hat die ganze Sache mit Ermittlungen gegen die Schauspielerin Fan Bingbing 范冰冰, schnell weiteten sich diese Ermittlungen dann auf die gesamte Filmbranche aus.
Dem Skandal zu Grunde liegen sogenannte „Yin und Yang Verträge“ 阴阳合同. Dabei werden zwei Verträge abgeschlossen, aber nur einer wird den Steuerbehörden vorgelegt und entsprechend besteuert. Solche Praktiken sind zwar nicht nur auf die Filmbranche beschränkt, aber wenn der Skandal Berühmtheiten wie Fan Bingbing erwischt, ist das Interesse der Allgemeinheit (und natürlich auch der Regierung) größer. Einige Regierungsbehörden haben jetzt neue Maßnahmen angekündigt, um Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Außerdem müssen große Filmstars in Zukunft mit niedrigeren Gehältern leben. Hauptdarsteller sollen nicht mehr als 70% des Budgets für Schauspieler bekommen. Dieses soll wiederum auf 40% der gesamten Produktionskosten gekappt werden.
Wie sich die ganze Angelegenheit auf die chinesische Filmbranche auswirkt, und wie erfolgreich die Behörden gegen diese Praxis wirklich vorgehen können, bleibt abzuwarten. Wer sich noch etwas mehr für das Thema, oder auch für „Steueroasen“ in China interessiert, kann in den Economist Artikel dazu reinschauen.
Economist Artikel zum Thema
Dying to Survive
 
In den letzten Tagen packt die chinesischen Kinobesucher und Online-Reviewer ein ganz besonderer Film. Dying to Survive erzählt die Geschichte von Cheng Yong 程勇, der durch Zufall von einem Mann um Hilfe gebeten wird, Medizin zur Behandlung von Leukämie aus Indien zu besorgen.
Obwohl der Film offiziell als Komödie bezeichnet wird, ist der Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt, gar nicht witzig: Die Handlung wird durch einen Patienten ausgelöst, der sich wie viele andere die teuren Markenmedikamente nicht leisten kann. Ein Gerichtsfall der letzten Jahre, in denen ein Leukämiepatient vor Gericht gerufen wurde, weil er für sich und andere Medikamente aus Indien schmuggelte, bot Inspiration für Dying to Survive. Zu teure Medikamente sind nämlich leider ein allzu reales Problem in China.
Dying to Survive ist in China dadurch besonders, dass man selten Filme, die sich mit solch einer schwierigen Thematik auseinandersetzen, in Mainstream-Kinos sieht. Eine Zuschauerin vermutet, dass der Film es wahrscheinlich trotz seiner sozialen Kritik durch die Zensur geschafft hat, da er am Ende die Bemühungen der Regierung lobt, Preise für Medizin nach unten zu treiben. Der Film wurde für seine gewagte Thematik mit kommerziellem und kritischem Erfolg belohnt. Auch auf das alltägliche Leben in China hatte er schon Auswirkungen. So sollen in nächster Zeit die Preise für Krebsmedizin weiter sinken und es werden anscheinend auch mehr Krankenversicherungen abgeschlossen.
Der Film läuft aktuell noch in den chinesischen Kinos, deshalb dauert es wohl noch eine Weile, bis er in unserer Bibliothek verfügbar ist. Bis dahin könnt ihr euch ja den Trailer anschauen (Link unten).
Trailer von Dying to Survive
 
++++ NEWS ++++ Japanische Filmemacher wollen mehr internationale Kooperationen eingehen ++++ Kevin HJ Lee 李惠仁, ein Filmemacher aus Taiwan, kommt nächste Woche ins Karlstorkino! Dort werden seine Dokumentarfilme gezeigt und man hat die Möglichkeit, ihm in einer Diskussionsrunde Fragen zu stellen. Das ist für einige hier sicher sehr interessant, also lasst euch die Chance nicht entgehen! ++++
 
Auch diesen Monat gibt es wieder einiges zu Asien, allerdings nicht wirklich was zu Korea. Wer sich übrigens die alten Newsletter nochmal durchlesen möchte, kann das hier tun.
 
Wann Datum Beginn Ende Sender Titel Teil Bemerkungen
Sonntag 15.07. 18:05 19:05 Pro7 Galileo 360° Ranking: Exotisches China Laufende Serie  
Sonntag 15.07. 21:45 22:30 Phoenix China – Der digitale Drache 1 / 1  
Dienstag 17.07. 19:30 20:00 3sat Guizhou – Chinas grüne Perle 1 / 1  
Dienstag 17.07. 20:15 21:45 ZDFinfo Entscheidende Momente der Geschichte Laufende Serie  
Dienstag 24.07. 15:30 16:15 ZDFinfo Mythen-Jäger Laufende Serie  
Samstag 28.07. 8:00 8:30 SWR Spiele der Welt – Kyudo in Japan Laufende Serie  
Samstag 28.07. 20:15 21:05 Arte Die Jesuiten und die chinesische Astronomie 1 / 2  
Samstag 28.07. 21:05 22:00 Arte Die Jesuiten und die chinesische Astronomie 2 / 2  
Montag 30.07. 23:30 0:30 Phoenix Der tausendköpfige Drache 1 / 1  
Dienstag 31.07. 1:00 1:15 Phoenix Chinas neue Musentempel 1 / 1  
Mittwoch 01.08. 4:40 5:20 3sat Geisterstädte – Die Todeszone rund um Fukushima 4 / 5  
Montag 06.08. 8:15 9:00 Phoenix China hautnah – 14 Tage Dorfleben 1 / 1  
Montag 06.08. 23:00 23:45 Phoenix Nagasaki – Warum fiel die zweite Bombe? 1 / 1  
Dienstag 07.08. 0:40 1:10 Phoenix Tsukigi soll leben! 1 / 1  
Montag 13.08. 23:50 1:05 Arte Allein in den Bergen von Yunnan 1 / 1  
Liebe Grüße!

Rafael
 
 
Zuletzt bearbeitet von:
Letzte Änderung: 18.07.2018
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