Philosophische Fakultät Islamwissenschaft

Studierende der Islamwissenschaft beschäftigen sich in bekenntnisneutraler und historischer Perspektive mit Geschichte, Gesellschaft, Literatur und Religion islamisch geprägter Gesellschaften. Regionale Schwerpunkte der Forschung und Lehre liegen in Heidelberg auf den Regionen Vorderasiens, Nordafrikas, des indischen Subkontinents und Südosteuropas.

Die Islamwissenschaft ist eine bekenntnisneutrale und historische Kultur- und Regionalwissenschaft auf philologischer Basis. Sie beschäftigt sich mit Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Politik, Wirtschaft, Recht, Literatur und Religion islamische geprägter Gesellschaften vom siebten Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei verbindet sie die gründliche Kenntnis der Sprachen Arabisch, Persisch und Türkisch mit philologischen sowie geschichts- und literaturwissenschaftlichen Methoden. Der Breite und Vielgestaltigkeit ihrer möglichen Fragestellungen und Forschungsgebiete begegnet die Islamwissenschaft durch einen ausgeprägten Methodenpluralismus auf philologischer Grundlage. Dabei steht sie in engem Austausch mit benachbarten Disziplinen und Fächern wie Geschichte, Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft, Sprachwissenschaft sowie anderen Regional- und Kulturwissenschaften. Auf diese Weise werden aktuelle Fragen in historischer Tiefe und historische Themen unter heute relevanten Aspekten bearbeitet.

Besonderheiten und Merkmale

An der Universität Heidelberg wird der Komplexität und Diversität der Disziplin durch eine breite und differenzierte Sprachausbildung besonders im Arabischen und Türkischen, geographisch und thematisch übergreifende Studienstrukturen, ausgeprägte Wahlmöglichkeiten bei der individuellen Gestaltung des Studiums und einen konsequenten Methodenpluralismus begegnet. Die fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Geschichte der Neuzeit und Moderne sowie Religion und Gelehrsamkeit im Osmanischen Reich und seinen Nachfolgestaaten in Vorderasien, Nordafrika und Südosteuropa, im südasiatischen Mogulreich und im mamlukischen Ägypten und Syrien.

Heidelberg bietet wie kaum ein anderer Studienstandort in Deutschland die Möglichkeit, umfassende Kenntnisse und Fähigkeiten zur Untersuchung von handschriftlichem und multigraphischem Quellenmaterial auf Arabisch und Osmanisch-Türkisch zu erwerben.

Forschung

Die Islamwissenschaft wird durch zwei Professuren vertreten. Die eine Professur (H. Sievert) befasst sich mit Kultur, Politik und Gesellschaft Vorderasiens, Nordafrikas und Südosteuropas vom 15. bis zum 20. Jahrhundert und hat somit einen Schwerpunkt auf dem Osmanischen Reich. Ihre Forschungsschwerpunkte sind:

  • Kulturgeschichte des Politischen
  • Imperien und Kolonialismus
  • Übergänge von vormodernen zu modernen Gesellschaften
  • Quellenkunde und Paläographie
  • Bildung und Buchkultur
  • Geschichtsschreibung und Biographik
  • Türkische und arabische Literatur der Vormoderne

Die zweite Professur (A. Kollatz) hat ihre regionalen Schwerpunkte auf dem arabischsprachigen Raum Vorderasiens sowie dem indo-persischen Raum vom 12. bis ins 20. Jahrhundert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind:

  • Kultur- und Mentalitätsgeschichte
  • Arabische und persische Literatur- und Geistesgeschichte
  • Theorien und Methoden in der Islamwissenschaft
  • Herrschaftsdiskurse und -praktiken
  • Sozialer, gesellschaftlicher und politischer Wandel in islamisch geprägten Gesellschaften
  • Quellenkunde besonders multigraphischer Quellen
  • Sozialgeschichte: Figuration und Repräsentation von sozialen Gruppen (Eliten und Subalterne)

Berufsfelder

Typische außerakademische, aber fachnahe Berufsfelder für Islamwissenschaftlerinnen und Islamwissenschaftler sind:

mit Bachelor-Abschluss:

  • Öffentlicher Dienst, gehobener Dienst
  • Sicherheitsbehörden, gehobener Dienst
  • Tourismus
  • Sprachlehre (Volkshochschulen, private Sprachschulen usw.)
  • Erwachsenenbildung im In- und Ausland (ausführende Tätigkeiten)
  • Interkulturelle Kooperation und Kommunikationen (v. a. in befristeten Projekten)
  • Integrationsarbeit, z. B. auf Kommunal- und Landesebene (ausführende Tätigkeiten)
  • Kulturelle Institutionen (wie z. B. Museen), vor allem ausführende Tätigkeiten z. B. im Depot

mit Master-Abschluss und Promotion:

  • Medienberufe (z. B. Journalismus, Auslandskorrespondenzen usw.)
  • Nichtregierungsorganisationen, humanitäre Organisationen
  • Internationale Zusammenarbeit (z. B. GIZ u. a.)
  • Außenhandel (z.B. internationale Handelskammern, international operierende Unternehmen)
  • Politik- und Wirtschaftsberatung (z. B. sog. Think Tanks, Stiftungen usw.)
  • Sicherheitsbehörden, höherer Dienst (z. B. Landes- und Bundeskriminalämter, Verfassungsschutz, Bundespolizei usw.)
  • Internationale und supranationale Organisationen (z. B. EU, UNO, UNESCO, NATO usw.)
  • Öffentlicher Dienst, höherer Dienst (Kommunalverwaltungen, Landesministerien, Bundesämter und -ministerien usw.)
  • Kulturelle Institutionen (z. B. Museen), gehobene Tätigkeiten wie z. B. Kurator/-in

Insights

Studierender Islamwissenschaft Uni Heidelberg

Ich studiere Islamwissenschaft aus Interesse an den Sprachen, Kulturen und der Geschichte des Vorderen Orients.

Sebastian Libruks, 37, Islamwissenschaft, 7. Semester Bachelor