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Dr. Felix Lasitschka
Pathologisches Institut
Tel. +49 6221 56-38039
felix.lasitschka@med.uni-heidelberg.de

 
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Krankheitsbilder von Arthrose bis Zungentumor

Sammlung des Pathologischen Instituts

Blasensteine
Blasensteine

Kurzbeschreibung:

Von der Arthrose am Oberschenkelkopf über den Herzinfarkt bis zum Zungentumor: Die Sammlung des Pathologischen Instituts zeigt Krankheitsbilder und Fehlbildungen aus allen Organgruppen des menschlichen Körpers. In acht Vitrinen im Hörsaalgebäude der Pathologie sind vor allem Feuchtpräparate ausgestellt, die nach Organsystemen geordnet sind: Herz, Lunge, Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane bis hin zum Gehirn. Alle Organe weisen krankhafte Veränderungen wie Entzündungen, Tumoren oder Geschwüre auf. Während die meisten vollständig konserviert sind, sind Lungenpräparate in dünnen Scheiben ausgestellt. So lassen sich Farb- und Strukturveränderungen des Gewebes, etwa bei Tuberkulose oder Karzinomen, deutlicher zeigen. Bei der Präparation einiger Lebern wurde die Technik der Gefriertrocknung angewendet: Bei diesem Verfahren bleiben Farben besonders gut erhalten, zum Beispiel die Gelbfärbung einer Fettleber. Auch Knochenpräparate sind zu sehen, etwa mit Osteoporose oder unbehandelt zusammengewachsene Brüche. Alle Organe stammen aus Obduktionen oder Operationen von Patienten der Heidelberger Kliniken. Die ältesten Exponate wurden in den 1920er-Jahren angefertigt, noch bis in die 1990er-Jahre wurden weitere Präparate in die Sammlung aufgenommen. Spannend vor allem für Mediziner ist es, fortgeschrittene Ausprägungen einzelner Krankheitsbilder zu sehen, die heute in der Regel nicht mehr vorkommen, weil viele Leiden mittlerweile früher erkannt oder anders behandelt werden. Dazu zählen etwa Blasen- und Nierensteine von der Größe eines Golfballs.

Neben den Präparaten gibt die Ausstellung auch einen Einblick in die Geschichte des Pathologischen Instituts: Gerahmte Fotografien präsentieren alle Institutsdirektoren seit der Gründung 1866, zudem sind Dokumente wie Zeichnungen oder Sektionsprotokolle dieser Pathologen sowie verschiedene Sektions- und Präparierwerkzeuge zu sehen. Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche Poster, die die Kernaufgaben der Pathologie in Kürze erläutern.

Über die Exponate hinaus ist der größere Teil der Sammlung in Schränken eingelagert. Viele dieser Objekte ähneln denen der Ausstellung, sind aber nicht so gut erhalten. Darüber hinaus sind im Lager auch embryonale Fehlbildungen, Totenmasken von Pathologen sowie verschiedene Wachsmodelle von Herzfehlern zu finden. Alle Objekte der Sammlung sind mit einem Foto und den jeweils bekannten Patienteninformationen in einer Datenbank erfasst.

Umfang der Sammlung:

Die Sammlung umfasst rund 1.200 Objekte, etwa 200 davon sind ausgestellt.

Existiert seit:

Belegt ist die Sammlung ab 1924. Möglicherweise wurden jedoch auch schon bei der „Ausgründung“ des Instituts für Pathologie aus dem Anatomischen Institut im Jahr 1866 einzelne Objekte aus der Anatomie mitgenommen.

Nutzung in Forschung und Lehre:

Im Fach Pathologie besuchen Medizinstudenten die Sammlung im Rahmen einer Einführungsveranstaltung. Verschiedene Präparate kommen auch zur Demonstration in der Lehre zum Einsatz. Kapazitäten zur wissenschaftlichen Bearbeitung der Objekte gibt es derzeit zwar keine, der Sammlungsbeauftragte Dr. Felix Lasitschka sieht jedoch verschiedene mögliche Forschungsansätze. Dazu zählen etwa die moderne molekularbiologische Untersuchung der historischen Objekte oder vergleichende Studien zur Epidemiologie von Erkrankungen früher und heute. Dr. Lasitschka steht auch im fachlichen Austausch mit pathologischen Sammlungen anderer Universitäten, um zu sehen, wie spezifische Problemstellungen dort gehandhabt werden.

Nutzung als Museum:

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Hörsaalgebäudes INF 220/221 jederzeit zu besichtigen. Auf Anfrage werden zudem Führungen angeboten. Bis zu 20 Besuchergruppen pro Jahr, meist aus Heil- und Pflegeberufen oder in einer entsprechenden Ausbildung, nehmen das Angebot wahr.

Das sagt der Sammlungsbeauftragte, Dr. Felix Lasitschka:

„Wir haben mit der Sammlung eine aufklärerische Absicht: Über Herzinfarkte und Krebserkrankungen spricht man immer wieder, aber wie so etwas in den Organen wirklich aussieht, wissen die wenigsten. Das können wir in der Ausstellung anschaulich zeigen. Die Sammlung bildet die Vielfältigkeit der Erkrankungen ab, die im Laufe eines Menschenlebens auftreten können. Sie zeigt damit auch, womit sich Pathologen beschäftigen – denn das, was die meisten Leute aus Krimis kennen, macht höchstens fünf Prozent unserer Tätigkeit aus. Als repräsentative Darstellung des Fachs wird die Sammlung daher auch vom Direktor der Pathologie unterstützt. So können wir etwa die Objekte nach und nach restaurieren. Das einzige ‚Problem‘ der Sammlung ist ihre Heterogenität. Für manche Forschungsfragen wäre es gut, eine größere Anzahl gleichartiger Präparate miteinander vergleichen zu können. Die vielen unterschiedlichen Objekte, die wir haben, eignen sich eher für Einzelfallbeschreibungen.“

Das besondere Objekt:

Bunsenthermostat
Präparat einer Bauchspeicheldrüse mit Wurmerkrankung
(zum Vergrößern klicken)

Auch für medizinische Laien ist der ‚Fremdkörper‘ an diesem Präparat einer Bauchspeicheldrüse deutlich zu erkennen: Der Ausgang zum Dünndarm wird hier von einem Spulwurm blockiert. Der Wurm der Gattung Ascaris ist einer der größten Parasiten, die im Menschen leben können. Die ausgewachsenen Tiere können bis zu 40 cm lang werden und kommen üblicherweise im Darm vor.

Die Bauchspeicheldrüse produziert aggressive Verdauungsenzyme und gibt sie in den Dünndarm ab. Wird der entsprechende Durchgang verstopft, beginnt die Bauchspeicheldrüse quasi, sich selbst zu verdauen. Was in diesem Präparat durch den Wurm verursacht wird, kann zum Beispiel auch durch Entzündungen oder Tumoren bedingt sein – und führt zu starken Schmerzen und Krämpfen.

Aufgrund der Inventarnummer des Präparats lässt sich seine Entstehung auf einen Zeitraum zwischen 1954 und 1970 eingrenzen. Die Präparation des Gewebes, das die Bauchspeicheldrüse umgibt, weist keine operationstypischen Ausprägungen auf – ein Hinweis dafür, dass das Präparat aus einer Obduktion stammen muss. Genaue Angaben zum Patienten und seiner Krankheitsgeschichte sind zwar nicht bekannt, es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Wurmerkrankung zum Tod geführt hat.

Tina Schäfer

Dieser Artikel ist in einer gekürzten Fassung im UNISPIEGEL 2/2015 erschienen.
E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 04.06.2015
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