Bereichsbild
Kontakt

Kommunikation und Marketing
Grabengasse 1
69117 Heidelberg
Tel. +49 6221 54-19012
Fax +49 6221 54-19020
kum@uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing

 
Weitere Informationen
SUCHE

Das Leuchten der Sterne fixiert

Die historische Fotoplattensammlung der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl

Teleskop

Kurzbeschreibung

Die Sammlung enthält auf Glasplatten aufgenommene Himmelsfotografien, die von Heidelberger Wissenschaftlern bei ihren Beobachtungen an verschiedenen Teleskopen gemacht wurden. Die ersten Bilder aus den 1880er Jahren stammen von Max Wolf (1863 bis 1932), einem der Pioniere der Astrofotografie. Die letzten Aufnahmen entstanden rund 100 Jahre später bei Positionsbestimmungen verschiedener Kometen. Die Originalplatten sind für die Forschung deshalb so wertvoll, weil bei Kopien oder Papierabzügen stets Bildinformationen verloren gehen. Der Vorteil der großformatigen, allerdings auch bruchempfindlichen Platten bestand darin, sehr große Himmelsfelder detailreich abbilden zu können. Heutzutage kommen in der Astrofotografie – wie in anderen Bereichen auch – digitale Verfahren zum Einsatz.

Maximilian Franz Joseph Cornelius Wolf
Maximilian Franz Joseph Cornelius Wolf

Umfang der Sammlung

Die Sammlung umfasst rund 25.000 Glasplatten, überwiegend als Negative.

 

Existiert seit

Die ersten Fotografien stammen aus dem Jahr 1887 und wurden noch an der Privatsternwarte von Max Wolf in der Heidelberger Märzgasse aufgenommen. Im Oktober 2005 wurde mit Förderung durch die Klaus Tschira Stiftung und in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Heidelberg eine Digitalisierung der Glasplatten und der Beobachtungsjournale gestartet. Die Scans sind seitdem auch online frei verfügbar und werden in einer GAVO-Datenbank (German Astrophysical Virtual Obbservatory) am Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg bereitgestellt.

 

Nutzung in der Lehre

In der Vergangenheit wurden die Platten in der Lehre häufig im Rahmen von Praktika eingesetzt, um verschiedene wissenschaftliche Auswertemethoden zu erlernen. Seit der Umstellung auf die Digitalfotografie kommen andere Methoden zur Anwendung.

 

Nutzung in der Forschung

Die Bedeutung des Plattenarchivs und der leichten Zugänglichkeit über das Internet liegt darin, dass Orts- und Helligkeitsänderungen von Himmelsobjekten über viele Jahrzehnte leicht zurückverfolgt werden können. Dieser Vorteil gegenüber vielen modernen Sternwarten wurde zum Beispiel bei der europäischen Giotto-Mission genutzt. Giotto wurde 1985 als erste interplanetare Sonde von der Europäischen Weltraumorganisation ESA zur Erforschung des Kometen Halley ins All gesandt. Anhand historischer Kometenaufnahmen aus den Jahren 1909 und 1910 konnte die Flugbahn der Sonde für den geplanten nahen Vorbeiflug am Kometen optimiert werden.

 

Ist die Sammlung öffentlich zugänglich?

Im Rahmen von Führungen durch die Heidelberger Sternwarte werden gelegentlich einzelne Platten gezeigt. Für Forschungs- oder Ausstellungszwecke stehen die Originalplatten auf Anfrage zur Verfügung. Aufgrund der Licht- und Bruchempfindlichkeit muss jedoch auf die leicht zugängliche Internetversion verwiesen werden.

 

Das sagt der Sammlungsbeauftragte Dr. Holger Mandel:

„Ein großer Schritt zur Bewahrung der Sammlung stellte deren Digitalisierung dar, da Bildinformationen durch langsame Oxidation der fotografischen Schicht drohten, schleichend verloren zu gehen. So sind auf manchen Platten noch handschriftliche Markierungen zu erkennen, denen keine Objekte mehr zugeordnet werden können. Im Laufe der mehr als 100-jährigen Lagerung haben die Glasplatten geschätzte zwei astronomische Größenklassen an Empfindlichkeit verloren. Neben der Kalibrierung und Speicherung der Daten am Astronomischen Rechen-Institut sind die Scans über ein Projekt der Internationalen Astronomischen Union inzwischen auch im ,Wide Field Data Base Catalogue‘ auf internationaler Ebene für wissenschaftliche Untersuchungen zugänglich.“

 

Das besondere Objekt

Nordamerikanebel

Bild: Landessternwarte

Der sogenannte Nordamerikanebel im Sternbild Schwan in einer Aufnahme vom 11. September 1891

Die ersten Aufnahmen von Max Wolf stammen noch aus seiner Privatsternwarte vor Gründung der „Großherzoglichen Bergsternwarte“ auf dem Königstuhl im Juni 1898. Wolf hat bei seinen fotografischen Beobachtungen neben 228 Kleinplaneten und einigen Kometen auch zahlreiche neue und bis dahin unbekannte Nebelflecken aufgespürt. Mithilfe der Fotografie gelang ihm auch die Entdeckung des sogenannten Nordamerikanebels im Sternbild Schwan, der hier in einer Aufnahme vom 11. September 1891 zu sehen ist.

Der Name dieses Gasnebels lässt sich auf den Umriss zurückführen, der an den nordamerikanischen Kontinent erinnert. Das Gebilde ist etwa 2.200 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht überwiegend aus Wasserstoff, der durch junge, neu entstandene Sterne zum Leuchten angeregt wird. Um den Nordamerikanebel mit dem Teleskop zu sehen, wird allerdings ein völlig dunkler Himmel benötigt – ohne Störung durch künstliche Lichtquellen. „Heutzutage hätte Max Wolf in der Heidelberger Altstadt keine Chance gehabt, diesen Nebel zu entdecken“, so Holger Mandel.

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 13.12.2017
zum Seitenanfang/up