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Kommunikation und Marketing

 
Interviewpartnerinnen

Senni Hundt ist stell­ver­tre­ten­de Kanz­le­rin und Lei­te­rin des Per­­so­­nal­­de­­zer­­nats der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg, in dem der Dual Ca­reer Ser­vice an­ge­siedelt ist.

 

Bärbel Welsch ist Mit­ar­bei­te­rin im Per­so­nal­de­zer­nat und dort aus­schließ­lich für den Dual Ca­reer Ser­vice zu­stän­dig.

 

Bettina Crispin leitet die Ab­tei­lung Per­so­nal- und So­zial­wes­en am Deut­schen Krebs­­for­­schungs­­zen­trum (DKFZ) und ist da­mit auch für die Dual-Ca­reer-Ar­beit des DKFZ mit zu­stän­dig.

 

Elke Jagomast be­treut als Se­nior Person­nel Of­fi­cer for Per­son­nel Man­age­ment am Eu­ro­pä­ischen La­bo­ra­to­rium für Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie (EMBL) auch Dual-Ca­reer-Fäl­le am EMBL.

 

 
Zahlen und Fakten

Seit dem Start des Dual Career Service im April 2008 wurden an der Ruperto Carola 81 Fälle betreut, davon 67 aus Berufungen und Erhaltungen.
Bei mehr als der Hälfte der durchschnittlich 30 Berufungen im Jahr ist Dual Career ein Thema. 10 bis 15 Fälle wurden bisher pro Jahr betreut, im Jahr 2009 waren es in Folge der Exzellenzinitiative sogar 32.

Seit Bestehen der Arbeitsgruppe Dual Career im Bündnis für Familie gab es 26 gemeinsame Fälle, die in zwölf Fällen zu Einstellungen geführt haben. Zur Unterstützung von Partnerinnen neuer Professoren an der Ruperto Carola konnte das Bündnis im Jahr 2012 in zehn Fällen genutzt werden, um Bewerbungen zu unterstützen, drei PartnerInnen konnten so erfolgreich vermittelt werden.

 
Arbeitsgruppe Dual Career: Mitglieder

Deutsches Krebsforschungszentrum

Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie

Max-Planck-Institute Heidelberg

Pädagogische Hochschule Heidelberg

SRH Hochschulen und Kliniken

Stadt Heidelberg

Universität Heidelberg

Universität Mannheim

Universitätsklinikum Heidelberg

 
Weitere Informationen
SUCHE

Türöffner für hochqualifizierte Doppelkarriere-Paare

Dual-Career-Arbeit an der Ruperto Carola und im Bündnis für Familie Heidelberg

Seit April 2008 gibt es an der Universität Heidelberg einen Dual Career Service, schon im Oktober 2008 hat die Ruperto Carola die Arbeitsgruppe „Dual Career“ im Bündnis für Familie Heidelberg initiiert. Die Gruppe aus elf Forschungseinrichtungen und der Stadt Heidelberg arbeitet gemeinsam daran, Doppelkarriere-Paare am Wissenschaftsstandort Heidelberg zu unterstützen. Im Unispiegel-Gespräch erläutern Senni Hundt und Bärbel Welsch von der Universität Heidelberg sowie Bettina Crispin (Deutsches Krebsforschungszentrum, DKFZ) und Elke Jagomast (Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie, EMBL) die Dual-Career-Arbeit und ihre Kooperation in der Arbeitsgruppe.

 

Was sind die Aufgaben des Dual Career Service an der Universität Heidelberg?

Senni Hundt: Wir unterstützen neuberufene Professorinnen und Professoren an der Universität darin, auch privat mit ihrer Familie hier anzukommen. Und das schließt ein, dass wir dem Partner oder der Partnerin helfen, ebenfalls beruflich Fuß zu fassen. Die Frage nach den Partnerinnen bzw. Partnern und der Familie ist für unseren Rektor, Professor Eitel, Chefsache: er spricht die Themen in jeder Berufung aktiv an.

Bettina Crispin: Auch für den DKFZ-Vorstand ist das Thema Dual Career von großer Bedeutung. Es geht hierbei nicht nur darum, bei anderen Einrichtungen Stellen ausfindig zu machen, sondern auch darum, hausinterne Optionen zu suchen und nutzen.

Bärbel Welsch: Die teilweise erheblichen Hürden, die mit einem Ortswechsel verbunden sind, wollen wir durch ein Beratungs- und Informationsangebot senken. Unsere neuen Mitarbeiter kommen teils auch aus dem Ausland und kennen die Region oder das Bewerbungsprozedere in Deutschland nicht. Zu Beginn bieten wir Orientierungsgespräche: Wo kann ich in Heidelberg an meine berufliche Laufbahn anknüpfen? Welche Arbeitgeber gibt es? Durch Coaching, Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen und Kontaktaufnahme zu potentiellen Arbeitgebern unterstützen wir dann die Stellensuche in der Region.

 

Wie unterstützen Sie das Ankommen über die Stellensuche hinaus für die gesamte Familie?

Hundt: Wir bieten mit dem Service für Familien, dem Kinderhaus und der Kinderkrippe eine gute Versorgung an. Ein zunehmend wichtiges Thema ist Wohnen. Wir haben das Gästehaus zum Ankommen und beraten bei der in Heidelberg häufig schwierigen Wohnungssuche.

Welsch: Hier sind vor allem Informationen gefragt: Welche Schulen gibt es, welche Wohngegenden sind nicht so hochpreisig, von wo aus kann man gut pendeln? Wichtig ist, dass man jemanden vor Ort anrufen kann, der ein offenes Ohr hat. Ich habe zum Beispiel eine Familie betreut, die aus dem Ausland nach Heidelberg kommen wollte. Während er auf Forschungsreise war, versuchte seine Frau, neben ihrer eigenen Forschung und dem Alltag mit Kindern, auch noch den Umzug samt Schule und Ganztagsbetreuung in Heidelberg zu organisieren. Hier bringt die Unterstützung durch die Servicestelle eine erhebliche Erleichterung, da man viele Fragen nur schwer aus der Ferne lösen kann.

 

Richtet sich der Dual Career Service an der Ruperto Carola nur an Professorinnen und Professoren?

Hundt: Wir haben uns zu Beginn aus Kapazitätsgründen auf diese Zielgruppe beschränkt, um zunächst Strukturen aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln. Wir planen nun, den Service im Zuge der Exzellenzinitiative II auch auf die Postdoktoranden auszuweiten.

 

Für Wissenschaftler ist Ihr Angebot sehr hilfreich – aber was bringt es Ihren jeweiligen Einrichtungen?

Elke Jagomast: Der Dual Career Service ist unter anderem ein sehr gutes wie auch wichtiges Rekrutierungsinstrument und wird in Zukunft eine größere Rolle spielen, besonders auch im internationalen Umfeld. Der Service, den wir anbieten, soll zukünftige Mitarbeiter in diversen Belangen unterstützen und ihnen den Wechsel erleichtern.

Crispin: Er ist eine ganz wichtige Maßnahme, um die richtigen Köpfe ans Haus zu bringen. Gerade um im internationalen Wettbewerb konkurrieren zu können, sind Dual-Career-Maßnahmen auch an deutschen Einrichtungen nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus geht es oftmals nicht nur um die Etablierung des Partners, sondern vielmehr der ganzen Familie eines Kandidaten bzw. einer Kandidatin. Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat zum Beispiel in der Personalabteilung eine eigene Arbeitsgruppe „International Staff Services“ etabliert, die gerade die internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Familien besonders betreut und ganz praktische und konkrete Unterstützung beim „Ankommen“ der gesamten Familie in Deutschland leistet.

Hundt: Der Dual Career Service ist ein Wettbewerbsvorteil, den wir auf dem mittlerweile hart umkämpften Professorenmarkt zunehmend ausspielen müssen. Darüber hinaus ist er eine Sache der Reputation, gerade jetzt, nach dem weiteren Erfolg in der Exzellenzinitiative. Wir haben „Dual Career“ als wichtige, wissenschaftsunterstützende Maßnahme in der dritten Förderlinie verankert. Das ist in der Begründung des Wissenschaftsrats zur Exzellenzentscheidung sehr lobend hervorgehoben worden.

 

Bringt der Dual Career Service nicht letztlich Leute auf Stellen, die sie ohne dieses Angebot nie bekommen würden?

Jagomast: Nein, unser genereller Ansatz ist, und da spreche ich sicher auch für die Kolleginnen, hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren, die dem gesuchten Profil bezüglich z.B. Erfahrung und erforderlicher Qualifikationen entsprechen. Jede potentielle Kandidatin und jeder Kandidat muss den gleichen Bewerbungsprozess durchlaufen. Der Vorteil, den man sicher einräumen muss, besteht darin, dass man das Netzwerk nutzen kann und dadurch höhere Visibilität gewinnt. Aber wie gesagt, Qualität steht an erster Stelle.

Crispin: Man schafft zwar oft die Möglichkeit für Bewerbungsgespräche, was natürlich ein Vorteil ist – beweisen für die Stelle muss sich der Bewerber oder die Bewerberin jedoch selbst. Niemand stellt einen Kandidaten ein, der für die jeweilige Position nicht qualifiziert ist oder von dem man nicht überzeugt ist. Erst kürzlich hatten wir den Fall einer Partnerin eines EMBL-Mitarbeiters, die eine Stelle in Heidelberg gesucht hat. Im DKFZ gab es zwei in Frage kommende Stellen. In den jeweiligen Bewerbungsgesprächen hat sich herauskristallisiert, dass die Kandidatin für die eine Position im Vergleich zu den anderen Bewerbern zu wenig einschlägige Erfahrung mitbrachte – für den anderen Bereich hat sie sich aber überzeugend und erfolgreich präsentiert und daraufhin eine befristete Stelle erhalten. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die man gewinnen möchte, bringen interessante Partner mit, so dass man hier einen Bewerberpool nutzen kann, denn man sonst vielleicht gar nicht bekommen hätte.

Welsch: Wir hatten zum Beispiel eine Partnerin, die einen Kontakt ins Klinikum gesucht hat. Ich habe der dortigen Dual-Career-Ansprechpartnerin den Lebenslauf geschickt. Diese hat ihn gezielt an drei Professoren weitergeleitet, obwohl in dem Bereich keine Stelle ausgeschrieben war, nur um zu sehen, ob das Profil passen würde. Die Partnerin kam dann mit einem Professor ins Gespräch und die beiden stellten zusammen einen Drittmittelantrag – und nun wird sie eine Perspektive am Klinikum bekommen, weil der Professor von dem Profil dieser Frau so begeistert war. Ohne die Dual-Career-Kooperation wäre die Partnerin wahrscheinlich sonst nie so schnell in den direkten Kontakt mit dem Professor gekommen.

Hundt: Wir können im Regelfall keine Stellen zusagen. Mit einer Ausnahme: Wir haben im Rahmen der Exzellenzinitiative Mittel für ein Partnerjobprogramm festgelegt, um Partnerinnen und Partner, die ebenfalls exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind, einen Start an der Ruperto Carola zu ermöglichen. Eine befristete Beschäftigung kann so als Sprungbrett dienen.

 

Wenn man zwei passende Bewerber hat, kann es den Ausschlag für einen davon geben, dass er ein Dual Career-Fall ist?

Hundt: Ja, das kann durchaus sein.

 

Kommt es umgekehrt auch vor, dass jemand eine Stelle ablehnt, weil es keine passenden Dual-Career-Optionen gibt?

Hundt: Wir hatten im letzten Jahr zwei Ablehnungen. Da scheiterte es wirklich daran, dass wir der Partnerin oder dem Partner kein angemessenes Angebot machen konnten.

 

Sie können zwischen den beteiligten Einrichtungen Lebensläufe weiterschicken und so Bewerbungen unterstützen. Welche weiteren Vorteile bringt die Arbeitsgruppe?

Hundt: Wir haben eine gemeinsame – online basierte – Stellenbörse ins Leben gerufen, über die Partnerinnen und Partner auf einen Blick sehen können, welche interessanten offenen Stellen es bei den angeschlossenen Einrichtungen gibt. Darüber hinaus können wir gemeinsam an schwierigeren Themen arbeiten, z.B. bei rechtlichen Fragestellungen, die für alle gelten. In diesem Fall recherchiert ein Mitglied der Arbeitsgruppe, fasst die Ergebnisse zusammen und stellt sie den anderen zur Verfügung.

Jagomast: Wir überlegen, die Kooperation auszuweiten und zusätzliche Themen, die für uns alle interessant und relevant sind, aufzunehmen und zu diskutieren. Ergebnis könnte eine gemeinsame Wissensdatenbank sein, in der Informationen hinterlegt sind, die für jeden von uns wichtig sind, z.B. wenn man ausländische Mitarbeiter rekrutiert.

Hundt: Wir haben auch überlegt, wie wir uns bei manchen Formaten der Betreuung abstimmen und Angebote gemeinsam nutzen können. Wenn wir z.B. ein Coaching-Seminar oder ein Bewerbungstraining anbieten, könnten auch Interessenten von den Partnereinrichtungen teilnehmen.

Welsch: Außerdem finde ich es wichtig, dass wir gemeinsam nach außen auftreten. Die Vernetzung mit den anderen Wissenschaftseinrichtungen, ist bei der Rekrutierung ein absolutes Pfund, mit dem ich wuchern kann. Hier hat der Wissenschaftsstandort Heidelberg viel zu bieten.

Tina Schäfer

Dieses Interview ist in einer gekürzten Fassung im UNISPIEGEL 1/2013 erschienen.
E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 26.02.2013
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