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Vision und Strategie – der BioRegio-Wettbewerb

Am 20. November 1996 gab es allen Grund, im Rhein-Neckar-Dreieck die Sektkorken knallen zu lassen: Der mit 50 Millionen Mark dotierte „BioRegio“-Wettbewerb des Bundesforschungsministers war gewonnen. Herausragende wissenschaftliche Adressen mit internationalem Ruf weben hier ein vorbildliches Biotechnologie-Netzwerk, unter anderem das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg, das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie, das Deutsche Krebsforschungszentrum, das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und die Fachhochschule Mannheim. Hinzu kommen die großen Unternehmen BASF, Knoll, Boehringer Mannheim und Merck mit ihren Entwicklungsabteilungen sowie etwa 30 kleine und mittlere Unternehmen, zumeist im Technologiepark Heidelberg. Künftig soll die Region auch bei der Umsetzung von Ideen in Produkte Spitzenreiter werden. Ulrich Abshagen beschreibt das gewinnträchtige „BioRegio“-Konzept des Rhein-Neckar-Dreiecks.

Der Bundeswettbewerb „BioRegio“ ist eine Förderinitiative besonderer Art. Sein Ziel ist es, die Anwendung von Wissen und Erkenntnis in der Biotechnologie zu fördern – das heißt, die Umsetzung von Ideen in Produkte, Produktionsprozesse und Dienstleistungen vor Ort – und mithin qualifizierte Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung in Deutschland zu erhalten sowie neue zu schaffen. Der Bundesminister für Bildung und Forschung wollte mit dem Wettbewerb um die besten „BioRegio“-Konzepte den volkswirtschaftlich fatalen Ablauf durchbrechen, daß in deutschen Labors entstandene Ideen in der Regel ins Ausland, meist nach USA exportiert werden, sofern die Voraussetzung ihrer Kommerzialisierbarkeit, nämlich eine ausreichende Patentierung, gegeben ist. Im Erfolgsfall werden sie als Produkte wieder nach Deutschland importiert, wobei sie die wesentliche Wertschöpfung in den USA hinterlassen. Eine richtige Einsicht und begrüßenswerte Initiative, die freilich politische Versäumnisse von zwei Jahrzehnten und ihre Folgewirkungen nicht in den wenigen Jahren bis zur Jahrtausendwende ungeschehen machen kann. Allerdings scheint die geniale Idee eines bundesweiten Wettbewerbs regionaler Konzepte in besonderer Weise geeignet, das Beste aus dieser späten Chance für unser Land zu machen.

Die Wertschöpfung im eigenen Land behalten

Die Bio-Region Rhein-Neckar besteht im Kern aus Nordbaden mit Heidelberg und Mannheim, der Pfalz mit Ludwigshafen und Südhessen einschließlich Darmstadt, da die dort ansässige Merck KGaA sich funktional als Teil dieser Bio-Region betrachtet. Projektbezogen existieren darüber hinaus starke Verbindungen zu Kaiserslautern, Karlsruhe und Stuttgart. Die Region zeichnet sich durch eine einzigartige Konzentration an international führenden Einrichtungen für Forschung und Lehre im Bereich der Biotechnologie und Lebenswissenschaften aus. Über 3300 Wissenschaftler arbeiten in Institutionen wie dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH), dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung und der Fachhochschule Mannheim. Von den 36 nationalen und internationalen Preisen, die auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften in den letzten beiden Jahren in die Region vergeben wurden, sei nur erwähnt, daß die beiden letzten Karl Heinz Beckurts-Preise für Technologietransfer an Wissenschaftler aus Heidelberg gingen, wie auch bereits im Jahr 1992. Das wirtschaftliche Potential ist durch die großen Unternehmen BASF AG und Knoll AG in Ludwigshafen, Boehringer Mannheim GmbH und die Merck KGaA gekennzeichnet, sowie durch eine bunte Palette von rund 30 mittelgroßen und kleineren Unternehmen, die auf biotechnologischem Gebiet arbeiten und vielfach im Heidelberger Technologiepark angesiedelt sind. Dazu gehören unter anderem die Alfatec-Pharma GmbH, die Biomeva GmbH, die Biopharm GmbH, die Orpegen Pharma GmbH und die Progen Biotechnik GmbH. Der Technologiepark Heidelberg war der erste seiner Art im Land und wird derzeit mit Unterstützung des Landes und der Stadt zum Biopark ausgebaut. Fünf Unternehmen im Rhein-Neckar-Raum betreiben insgesamt sechs Produktionsanlagen nach dem Gentechnikgesetz. Das sind neben Boehringer Mannheim die AGS Angewandte Gentechnologie Systeme GmbH, Biomeva und Orpegen Pharma sowie die Progen Biotechnik GmbH. In der Wirtschaft arbeiten 1400 Wissenschaftler auf dem Gebiet der Biotechnologie.

Gleichwohl bereits Hunderte von Kooperationsprojekten zwischen Wissenschaft und Industrie bestehen und in den letzten Jahren mannigfache Vernetzungsaktivitäten, unter anderem durch die Industrie- und Handelskammern der Region, die Transferstellen der Institutionen und die Arbeitskreise des Rhein-Neckar-Dreiecks e.V., etabliert wurden, kann die Umsetzung von Ideen in Produkte vor Ort unter Erhalt der Wertschöpfung im Lande verglichen mit internationalen Bio-Regionen wie Cambridge, Massachussetts, Stanford/Berkeley oder San Diego/La Jolla, Kalifornien, nicht befriedigen. Das visionäre Ziel des erarbeiteten Integrationskonzeptes ist es deshalb, mittelfristig für das Rhein-Neckar-Dreieck eine Spitzenposition auch bei der Anwendung und Umsetzung von Ideen vor Ort zu erreichen, die der wissenschaftlichen Exzellenz entspricht. Die Strategie, die wir dabei verfolgen, versucht, alle Haupterfolgsfaktoren für die Umsetzung von Ideen in Produkte zu berücksichtigen.

Die wichtigste Basis und grundlegende Voraussetzung ist natürlich eine kritische Masse umsetzungsfähiger innovativer Ideen und Technologien. Die wissenschaftlichen und technologischen Spitzenleistungen in beeindruckender Breite wie Tiefe, die unsere Region kennzeichnen, sind somit eine notwendige und hervorragende Basis, allerdings für sich allein keinesfalls eine hinreichende Erfolgsbedingung. Daß Forschungs- und Produktqualität verwechselt wurde, war nur zu häufig Grund eines vorprogrammierten Scheiterns bei dem Versuch, Ideen in Produkte umzusetzen. Neben dem rechtzeitigen Erwerb gewerblicher Schutzrechte bedarf es der Kenntnis von Markt- und Kundenbedürfnissen, um produktorientierte Entwicklungsziele im Sinne von strategischen Wettbewerbsvorteilen zu definieren und entsprechende Entwicklungspläne zu entwerfen. Diese müssen dann mit professionellen Instrumenten wie Projektmanagement unter Optimierung von Kosten, Kapazitäten und Zeiten konsequent abgearbeitet werden. Gleichzeitig liefern sie die Basis einer betriebswirtschaftlichen Projektbewertung, um den Finanzbedarf zu ermitteln und kreative Finanzierungsstrategien zu erstellen – unter realistischer Abschätzung von Chancen und Risiken der Projekte. Das ist wiederum die unverzichtbare Voraussetzung für die Akquisition von Kapital, eine weitere Grundbedingung für die erfolgreiche Umsetzung von Ideen in Produkte. Hierbei ist weltweit, aber besonders in Deutschland, die Finanzierung der frühen Projektstadien das schwierigste Problem, das ein erfolgreiches Konzept angehen muß. Schlußendlich muß bedacht werden, daß neue Produkte und in ihrem Gefolge hochwertige Arbeitsplätze nur entstehen werden, wenn es gelingt, Unternehmertum zu stimulieren und darüber hinaus für diese Art von Unternehmen und seine Produkte in der Öffentlichkeit Akzeptanz zu finden. Das „BioRegio“-Konzept des Rhein-Neckar-Dreiecks besteht der obigen Analyse entsprechend aus drei Hauptteilen: erstens der Abschätzung des Kommerzialisierungspotentials der wissenschaftlichen Einrichtungen, zweitens der Konzeption einer unternehmerisch geführten Organisation zur Umsetzung dieses Potentials einschließlich ihrer Finanzierung und drittens aus Maßnahmen zur Förderung unternehmerischer Fähigkeiten und öffentlicher Akzeptanz.

Die sicher wichtigste gemeinsame Anstrengung im Rahmen der Konzeptentwicklung war die Abschätzung des Potentials an anwendungsbezogenen und umsetzungsfähigen Projekten aus dem akademischen Bereich. Hier arbeiteten mehr als 100 Wissenschaftler aus Wissenschaft und Industrie in zwölf Teams zusammen, die das Profil der wissenschaftlichen Stärken der Region widerspiegeln. Das Spektrum umfaßte anwendungsbezogene Segmente, wie Diagnostik und Therapie von Tumoren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionskrankheiten und Immunologie, Stoffwechselkrankheiten und Zellbiologie, Erkrankungen des Nervensystems, Knochenerkrankungen, innovative Wirkstoffindung in Chemie und Biotechnologie, Umweltschutz sowie querschnittstechnologiebezogene Segmente wie gentechnische und immunologische Methodenentwicklungen, Bioinformatik, Genomforschung und Verfahrensentwicklung und Produktion. Die Ergebnisse wurden unter dem Schutz gegenseitiger Geheimhaltungserklärungen unter anderem in einem ganztägigen Workshop diskutiert und bewertet. Einige exemplarische Projekte werden in diesem Heft vorgestellt. Hier kann lediglich summarisch festgestellt werden, daß erwartungsgemäß die Mehrzahl der insgesamt 180 Projekte mit Anwendungsbezug noch relativ nah an der Grundlagenforschung sind. Immerhin ein Viertel der Projekte ist jedoch als durchaus marktnah zu bezeichnen bis hin zu Prototypentwicklungen, und etwa zehn Prozent könnten als Nukleus für eine Firmengründung dienen. Bei fünf Prozent wurden in den vergangenen Monaten sogar konkrete Gründungspläne entwickelt. Davon ist die erste Firmengründung Anfang dieses Jahres bereits erfolgt.

Um die Umsetzung des akademischen Potentials in erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu fördern, wurde das Biotechnologiezentrum Heidelberg (BTH) konzipiert, das ein wesentlicher Grund für den Gewinn des „BioRegio“-Wettbewerbs war. Mit der Realisierung wurde bereits begonnen. Es wird seinen Sitz im Technologiepark Heidelberg haben. Das BTH ist ein zusätzliches Instrument eines effektiven Technologietransfers und soll etablierte Wege erfolgreicher Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weder ersetzen noch behindern. Der Grundgedanke ist, den Transfer zu befördern, indem man ihn zu einem Geschäft macht – allerdings in einer sehr differenzierten Weise. Das BTH stellt eine virtuelle Organisation dreier eigenständiger, rechtlich selbständiger Einheiten dar. Es ist optimal an unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Zielsetzungen und verschiedenen gesellschafts- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen angepaßt und nutzt die vielen verschiedenen Fördermöglichkeiten bestens aus.

Die erste Säule ist der gemeinnützige Verein „BioRegion Rhein-Neckar-Dreieck“. Er stellt die Schnittstelle zur Wissenschaft dar. Seine Mitglieder sind Repräsentanten der wissenschaftlichen Einrichtungen, ferner der auf dem Gebiet der Biotechnologie tätigen Wirtschaftsunternehmen der Region sowie von öffentlichen Einrichtungen, die sich dem Technologietransfer verpflichtet wissen. Die Aufgabe des Vereins ist zum einen die Identifikation, Bewertung und Selektion förderungswürdiger Projekte und Projektideen durch ein paritätisch aus Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft besetztes Kuratorium. Der BMBF wird in der Regel Empfehlungen dieses Gremiums als Voraussetzung einer Förderung durch das „BioRegio“-Programm ansehen. Zum anderen soll die gemeinnützige Organisation Unterstützung bei der frühzeitigen Sicherung von wissenschaftlichen Erkenntnissen geben und gezielte „Entwicklungshilfe“ in der Betreuung früher Projektideen leisten. Sie sollen hierdurch in einem Zeitraum von nicht mehr als zwei Jahren bezüglich Zielen, Kosten, Zeiten, Sensitivitäten, Chancen und Risiken zu hinreichend gut definierten Projekten reifen. Hierzu bedient sich die gemeinnützige Organisation, die selbst weitestgehend über ehrenamtliche Mitglieder verfügt, der Dienste des professionellen Managements des nicht steuerbefreit arbeitenden zweiten Bausteins des BTH.

Die Hauptaufgabe der „Innovation GmbH Heidelberg“ besteht neben den Leistungen für die gemeinnützige Organisation in der Vermarktung reiferer Projekte. Sie stellt so die Schnittstelle zum Markt und zur einschlägigen Industrie dar. Ihre Gesellschafter sind die auf diesem Gebiet tätigen großen Industrieunternehmen der Region (BASF AG, Knoll AG, Boehringer Mannheim GmbH, Merck KGaA), die sich nicht nur zur Anschubfinanzierung von zirka zehn Millionen Mark verpflichtet haben, sondern auch ihre Expertise in diesem Geschäft in das Aufsichtsorgan einbringen. Im einzelnen entwickelt und unterstützt die Gesellschaft das Informationsmanagement gegenüber der etablierten Industrie und den Investoren, erstellt Vermarktungsstrategien für Projekte, entwickelt Unternehmenskonzepte, unterstützt junge Unternehmer bei der Aufstellung von Businessplänen, bei der Vermittlung von Partnern, bei Vertragsverhandlungen und Gründung von Unternehmen, bei der Akquisition von Kapital und dem Aufweis von Exit-Strategien als wichtiger Voraussetzung hierzu. Diese Dienstleistungen werden ihrem Wert entsprechend entweder vergütet oder die entstandene Forderung bei entsprechender Werthaltigkeit in Beteiligungskapital der jungen Unternehmen umgewandelt. Über deren Veräußerung mit Gewinn refinanziert sich die Gesellschaft im Erfolgsfall. Ihre Produkte sind somit Dienstleistungen, Lizenzen und neue börsenfähige Einheiten. Außerdem wird durch die gleiche Gesellschaft als Komplementär-GmbH der dritte Baustein des BTH, ein Seed-Capital Fonds (Heidelberg Innovation GmbH & Co. Bioscience Venture KG) gemanagt. Letzterer ist nun die Schnittstelle zu Finanzen und Kapital. Er fungiert als Lead-Investor in frühe Projekte.

Die strenge Selektion der Förderprojekte und ihre intensive Betreuung durch ein Management (GmbH und GmbH & Co. KG) erlaubt eine Risikoabschätzung und Steuerung. So kann selbst in sehr frühen Stadien, wo normalerweise, vor allem auf dem deutschen Kapitalmarkt, noch keine Finanzierung erhältlich ist, Eigenkapital durch den Fonds bereitgestellt werden. Das ist dann, sozusagen als Initialzündung, die Voraussetzung für Ko-Investments, zum Beispiel der mittelständigen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg oder der Deutschen Ausgleichsbank oder auch von Risikokapital aus den USA. Finanzinstitute der Region, bisher die Sparkassen Heidelberg, Ludwigshafen, Mannheim und Heppenheim sowie die Süd-West-LB, und die genannten Großfirmen haben sich zu Einlagen von insgesamt mehr als fünf Millionen Mark in diesen Fonds verpflichtet. Mit dessen Hilfe und den Dienstleistungen der Managementgesellschaft soll für ein Projekt, das üblicherweise als Dissertation oder Publikation geendet hätte, ein „kapitalmarktfähiges Preisschild“ generiert werden, das es ermöglicht, für den weiteren Weg zum Produkt Anschlußfinanzierungen zum Beispiel durch klassische Venture Capital Fonds des In- und Auslandes anzuwerben.

Überlegene Technologie, innovative Organisationsstrukturen, um Markt- und Kundenkompetenz einzubringen, sowie Kapital und geeignete Finanzierungsinstrumente sind allesamt notwendige, aber für sich noch nicht hinreichende Bedingungen für die Umsetzung von Ideen in Produkte. Letztlich entscheidend sind Menschen und Persönlichkeiten mit ihren Fähigkeiten und Talenten, um die Umsetzung zu verwirklichen. Deshalb ist der dritte Teil des vorgelegten Konzepts der Vermittlung von Kenntnissen und dem Erwerb von Fähigkeiten gewidmet, die wirtschaftliches und unternehmerisches Handeln befördern. Die Unternehmen BASF, Boehringer Mannheim, Knoll und Merck werden zusammen mit der Akademie für Weiterbildung an den Universitäten Heidelberg und Mannheim ein Curriculum „Postgraduate BioBusiness“ im Sinne eines dualen Weiterbildungsgangs einrichten, der aus einem dreimonatigen, fallbezogenen Intensivkurs („Bio-Business School“) zu allen wesentlichen Themenkreisen einer erfolgreichen unternehmerischen Tätigkeit in diesem Geschäftsfeld bestehen wird, mit anschließender 9monatiger praktischer Tätigkeit als Trainee in einem der vier Unternehmen. Für das erste Jahr hat die Industrie hierzu 20 Stellen zur Verfügung gestellt. Nach derzeitiger Planung wird der erste Kurs im Herbst 1997 beginnen.

Darüber hinaus sollen der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und die Intensität der Kommunikation durch die Einrichtung von Gastlabors und Freistellungen für Forschungstätigkeiten sowohl in der Industrie als auch in akademischen Institutionen gezielt gefördert werden. Eine „European Life Science Executive Conference“, die 1998 das erste Mal stattfinden wird, soll der Information über aktuelle Themen, Ideen und Konzepte sowie der persönlichen Begegnung von Wissenschaftlern, jungen Unternehmern und Topmanagern etablierter Firmen, Investmentbankern und Risikokapitalgebern dienen. Unabhängig davon ist alljährlich ein hochkarätig besetzter wissenschaftlicher Kongreß in Heidelberg geplant, der im Wechsel von der Universität beziehungsweise dem ZMBH, dem DKFZ, dem EMBL und dem MPI organisiert und aktuellen Themen mit inter- und transdisziplinärer Bedeutung in der Biomedizin gewidmet sein wird.

Das Integrationskonzept wird abgerundet durch Maßnahmen, mit denen die Akzeptanz der Biotechnologie in der Bevölkerung gefördert werden soll. Dazu gehören ein verstetigter Diskurs über Fragen der ethischen Vertretbarkeit in Grenzzonen der Biotechnologie zusammen mit FEST und der evangelischen Akademie der Pfalz, die Aus- und Weiterbildung von Lehrern wie Schülern in der Sekundarstufe durch die PH Heidelberg und die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart oder die Ausstellung „Genwelten – Leben aus dem Labor“ im Landesmuseum für Technik und Arbeit. Das „BioRegio“-Konzept des Rhein-Neckar-Dreiecks ist das Ergebnis einer einjährigen gemeinsamen Anstrengung nahezu aller relevanten Gruppen und Organisationen – beziehungsweise für diese Verantwortung tragenden Personen – aus Wissenschaft, Wirtschaft, Finanzen und Politik in der Region. Der faszinierende Prozeß der Konzeptentwicklung hat ohne vorgegebene Struktur, ohne hierarchische Abstützung trotz unterschiedlicher Interessenslagen und Betroffenheiten der einzelnen Beteiligten zu einer zunehmenden Konvergenz der Zielvorstellungen und zu wachsendem gegenseitigem Verständnis geführt. Dies gibt Anlaß zur Zuversicht, daß die viel schwierigere Aufgabe, das Konzept umzusetzen und damit das gesetzte Ziel zu erreichen, gute Chancen auf Erfolg hat. Die Tatsache, daß die Juroren des „BioRegio“-Wettbewerbs offenbar der gleichen Meinung waren und das Rhein-Neckar-Dreieck zur Modell-Region kürten, ist gleichermaßen ermutigende Bestätigung wie Ansporn und Verpflichtung.

Autor:

Prof. Dr. Ulrich Abshagen
Abshagen Consulting GmbH, Geschäftsführer der Heidelberg Innovation GmbH

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