Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Gedrucktes Denkmal für den Dichter-Kosmopolit

Einen einzigartigen, kommentierten Überblick über Leben und Werk des Dichters Ossip Mandelstam, der 1938 im Gulag umkam, bietet die deutsch- und spanischsprachige Publikation „Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal“. Das 320 Seiten starke Werk ist im Heidelberger Wunderhorn-Verlag erschienen (Repro: Staatl. Literaturmuseum Moskau, Grafik: komplus GmbH Heidelberg). Herausgeber sind das Staatliche Literaturmuseum Moskau und die UNESCO-Literaturstädte Granada und Heidelberg. Mandelstam ist eng mit der Neckarstadt verbunden: Der damals 18-Jährige studierte 1909/10 an der Ruperto Carola.

Das Buch zur gleichnamigen Ausstellung, die in der hiesigen Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gezeigt wurde, ist das Ergebnis des ersten großen internationalen Kooperationsprojekts der beiden UNESCO-Städte mit dem Literaturmuseum anlässlich des 125. Geburtstages des russischen Dichters. „Diese Publikation ist etwas ganz Besonderes und ein Zeugnis gelebter Völkerverständigung“, findet Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Nach der Ausstellung im Staatlichen Literaturmuseum Moskau wird Mandelstam nun zudem als stark europäisch geprägter Dichter gewürdigt, der seine Spuren in Heidelberg hinterlassen hat. Hier wurde er zum Dichter. Seine ‚Sehnsucht nach Weltkultur‘ schließt insbesondere auch Spaniens Literatur ein.“

Mandelstam I
Der Band bietet in fünf umfassenden, chronologisch gegliederten Bildstrecken einen Überblick über Leben und Werk des Autors. Eine Vielzahl von Abdrucken teils bisher unveröffentlichter Manuskripte und Dokumente sowie von Werken der Bildenden Kunst, von Briefen und politischen Plakaten vergegenwärtigen anschaulich „Wort und Schicksal“ Ossip Mandelstams. Die Beiträge international renommierter Experten wie Ralph Dutli, der entscheidend zur Verbreitung der Schriften im deutschsprachigen Raum beigetragen hat, Prof. Dr. Urs Heftrich vom Slavischen Institut der Ruperto Carola, Wladimir Mikuschewitsch, Sebastià Moranta und Pavel Nerler würdigen den Dichter, indem sie seiner Person und seinem Œuvre in kosmopolitischen Bezügen und Wirkungen nachgehen.

„Die umfangreiche zweisprachige Begleitpublikation zur Ausstellung beansprucht zeitlose Gültigkeit – ein Meilenstein in der Geschichte der noch jungen UNESCO Creative City Heidelberg“, ist Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner überzeugt. Die Leiterin des Kulturamts und des Projekts der UNESCO City of Literature Heidelberg, Dr. Andrea Edel, erklärt: „Erstmals wird nun eine Publikation vorgelegt, die sowohl die Bedeutung des poetischen Frühwerks Ossip Mandelstams für die Literaturstadt Heidelberg thematisiert als auch den Bezug des Poeten zur spanischen Sprache und Literatur. Wie Ossip Mandelstam musste auch sein Zeitgenosse Federico Garcia Lorca als Poet in einem totalitären Regime leben und arbeiten. Beide hatten wegen ihrer Kunst ein tragisches Schicksal zu erleiden. Das Buch ist ein Beitrag zur einem der wichtigsten Ziele der UNESCO Cities of Literature: ‚Freedom of Expression‘.“

Prof. Dr. Dmitri Bak, Direktor des Staatlichen Literaturmuseums Moskau, unterstreicht die Bedeutung des internationalen Kooperationsprojekts in der heutigen Zeit: „Gerade im Jahre 2016, dem Jubiläumsjahr von Ossip Mandelstam, ist es von großer Bedeutung, dass unsere einzigartige Publikation in zwei wichtigen europäischen Sprachen erscheint, ganz im Sinne des Kosmopoliten Mandelstam. Auch die kulturpolitische Wirkung des Ausstellungsprojekts samt Publikation ist aktuell von höchster Bedeutung. Ich freue mich auf weitere gemeinsame Projekte mit der UNESCO City of Literature Heidelberg.“

Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal. Herausgeber: Staatliches Literaturmuseum Moskau, UNESCO City of Literature Granada, UNESCO City of Literature Heidelberg. Verlag Das Wunderhorn, 2016, ISBN: 978-3-88423-537-9, 320 Seiten, gebunden, 34 Euro.