Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Marsilius-Turm als Leuchtturm der Wissenschaft

Vergrößerung: In den gleichnamigen Arkaden steht dem Marsilius-Kolleg mehr Raum zur Verfügung

„Die Wissenschaft hat hier einen inspirierenden Ort gefunden.“ Das betonte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, während des Festaktes, mit dem die Marsilius-Arkaden auf dem Campus im Neuenheimer Feld offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurden. Das markante Gebäudeensemble – drei architektonisch aufeinander abgestimmte Turmbauten direkt am Neckarufer – bietet auf 20 000 Quadratmetern Fläche vor allem Räume für wissenschaftliche Arbeit und klinische Forschung; auch das Marsilius-Kolleg der Ruperto Carola hat hier sein neues Domizil gefunden. Bauherr und Projektentwickler Andreas Epple sprach von einer „herausfordernden Aufgabe“, deren Umsetzung in gemeinsamer Anstrengung aller Partner glücklich gelungen sei. Rund 60 Millionen Euro hat der Unternehmer, der auch Ehrensenator der Heidelberger Universität ist, in den im Oktober 2013 begonnenen Bau investiert.

Die Marsilius-Arkaden – das Projekt ist aus einem europaweit ausgeschriebenen Investoren- und Architektenwettbewerb der universitätsnahen Stiftung Unterländer Studienfonds hervorgegangen – bestehen aus drei Gebäudeteilen. Ein Großteil der Flächen in West- und Süd-Turm sind für das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät Heidelberg vorgesehen, wobei der westliche Turm bis in den 13. Stock Büroflächen für Wissenschaftler beherbergt, während der südliche Turm mit zehn Geschossen vor allem Personalwohnungen und Apartments für das Klinikum bereithält.

News1 Marsilius I

Im ebenfalls zehngeschossigen Nord-Turm gegenüber dem Gästehaus der Universität, dem Marsilius-Turm, hat das gleichnamige Kolleg seine neue Heimat gefunden; hinzu kommen Gäste- und Studierendenwohnungen sowie Räume, die für das Zentrum für Informations- und Medizintechnik geschaffen wurden. In den „Sockelbau“ ist das ökumenische Zentrum der evangelischen und katholischen Kirche eingezogen. Wie der Rektor bei der Festveranstaltung Anfang April hervorhob, habe der Campus mit den Marsilius-Arkaden einen weiteren wichtigen Gesichtszug erhalten, der „das Leben und den Wissenschaftsbetrieb im Neuenheimer Feld weiter befördern wird“. Die Besonderheit des Bauprojekts und die hervorragenden Möglichkeiten dank des Gebäudes lobten ebenso die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan, die Dekanin der Evangelischen Kirche Heidelberg, Dr. Marlene Schwöbel-Hug, und der stellvertretende Dekan der Katholischen Stadtkirche Heidelberg, Johannes Brandt.

Für die beiden Direktoren des Marsilius-Kollegs, Prof. Dr. Thomas Rausch und Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, eröffnen die neuen Räumlichkeiten auch ganz neue Optionen für die Arbeit des Kollegs. „Wir sind hier jetzt das öffentliche Schaufenster der Universität – jeder kann hereinschauen, und wir wollen auch sichtbarer werden“, sagte Schneidmüller. Das Marsilius-Kolleg ist ein zentraler Baustein des Zukunftskonzepts der Ruperto Carola, das durch die Exzellenzinitiative gefördert wird. Die Arbeit ist darauf ausgerichtet, ausgewählte Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Wissenschaftskulturen zusammenzuführen und damit den Dialog zwischen Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften einerseits sowie Natur- und Lebenswissenschaften andererseits zu fördern.

Datenblatt der Marsilius-Arkaden (pdf)

Siehe auch: „Symbolischer Umzug mit Schiffsfahrt: Aufbruch zu neuen Ufern“

Heidelberg dreht der Altstadt nicht den Bierhahn ab

Verlängerung: Der Gemeinderat will die kürzeren Sperrzeiten weitere zwei Jahre beibehalten

Kneipen und Gaststätten in der Heidelberger Altstadt (Foto: Philipp Rothe) dürfen weiterhin an Wochentagen bis 3 und am Wochenende bis 5 Uhr öffnen. In seiner März-Sitzung hat der Gemeinderat entschieden, die Probephase der verkürzten Sperrzeiten um zwei Jahre zu verlängern. Zudem soll der „Runde Tisch Pro Altstadt“ wieder tagen und eine Selbstverpflichtungserklärung für Wirte erarbeiten. Ferner hat das Gremium beschlossen, dass auf Basis eines neuen Lärmgutachtens ein Programm für Lärmschutzfenster aufgelegt werden soll.

Ende 2009 hatte die Stadt den „Runden Tisch Pro Altstadt“ initiiert, um alle Akteure an einer Lösungsstrategie zu beteiligen. Nach vier Treffen war im März 2010 ein 58 Punkte umfassendes Handlungskonzept (pdf) geschnürt worden mit präventiven und repressiven Handlungsansätzen. Ziel der jetzt angedachten Selbstverpflichtungserklärung für Wirte soll ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol und der Verzicht auf Werbe- und Vermarktungskonzepte wie Flatrate-Partys, Billigangebote und nächtliche Happy Hours sein. Die Namen der Gastronomiebetriebe, die eine solche Verpflichtung unterzeichnen, will die Stadt in einer „Positivliste“ veröffentlichen.

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In der Altstadt dürfen Bars seit Beginn 2015 entsprechend der baden-württembergischen Landesregelung länger geöffnet bleiben: wochentags bis 3 Uhr, in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis 5 Uhr. Vorher hatte in der Kernaltstadt eine Sonderregelung gegolten, nach der Gaststätten spätestens um 2 und am Wochenende um 3 Uhr schließen mussten. Von der Einführung der Landesregelung versprach sich eine Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder, dass der Besucherstrom nachts entzerrt und dadurch in den Altstadtgassen mehr Ruhe einkehren würde.

Die Berichte des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) und der Polizei zeichnen für das vergangene Jahr jedoch ein anderes Bild, nämlich dass Ruhe- und Ordnungsstörungen in der Altstadt zugenommen hätten. Die Stadtverwaltung kommt daher zu dem Schluss, dass die landesweite Regelung nicht die erhoffte Entzerrung bewirkt habe: Der Bericht des KOD zeige, dass durch die Sperrzeitverkürzung nun auch verstärkt zwischen 3 und 5 Uhr alkoholisierte Ruhestörer und sich laut unterhaltende Passanten in den Gassen anzutreffen seien und die Nachtruhe störten. Dabei sei häufig ein hohes Aggressions- und Gewaltpotenzial festzustellen. Eine Zuordnung zu bestimmten Lokalen sei indes in den meisten Fällen nicht möglich.

Stadt Heidelberg: „Sperrzeitregelung in der Heidelberger Altstadt: Zahlen, Fakten und Einschätzungen zum Jahr 2015“

Fischembryonen schonen ihre älteren Geschwister

Verringerung: Heidelberger Biologen suchen mit Erfolg nach Alternativen für Tierversuche

Für ein Forschungsprojekt, das zur Verminderung von Tierversuchen beitragen soll, erhält der Biologe Prof. Dr. Thomas Braunbeck eine Förderung des Landes Baden-Württemberg von 107 000 Euro über zwei Jahre. Braunbeck leitet die Arbeitsgruppe „Aquatische Ökologie und Toxikologie“ am Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg. Dort suchen er und seine Mitarbeiter nach Nachweismöglichkeiten für schädliche Umweltstoffe im Wasser und entwickeln dabei Alternativen für Tests mit Fischen (Abbildung: Aquatox Heidelberg). Im Zuge ihres neuen Vorhabens will die Gruppe der Frage nachgehen, inwieweit sich Fischembryonen als Ersatz für Versuche mit voll entwickelten Tieren zur Umweltverträglichkeitsprüfung in einer breiten Anwendung eignen.

Thomas Braunbeck hat in Kooperation mit anderen deutschen Forschern ein Abwassertestsystem auf Basis von Fischeiern entwickelt, das bereits seit dem Jahr 2003 DIN-normiert ist. Zudem konnten die Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherkonsortium die Verwendung von Fischembryonen für den Nachweis toxischer Effekte, die Chemikalien und Chemikaliengemische in Wasser und Sedimenten haben, bis zur Anwendungsreife bringen. 2013 fanden diese Verfahren Eingang in eine Test-Guideline der OECD. Dafür erhielt das Heidelberger Team im November vergangenen Jahres den mit 25 000 Euro dotierten Tierschutzforschungspreis des Landes.

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Nach Angaben von Braunbeck könnte die Zahl der Versuchsfische jährlich um mehrere 100 000 Tiere reduziert werden, wenn der Fischembryo-Test mit dem Zebrabärbling in möglichst vielen Ländern angewendet würde: „Immer noch werden jedoch in manchen Staaten Diskussionen um seine Zuverlässigkeit geführt. So gibt es immer wieder Vermutungen, dass die Fähigkeit der Embryonen des Zebrabärblings zur Biotransformation im Organismus stark eingeschränkt sei.“ Unter Biotransformation versteht man die Verstoffwechselung potenziell toxischer Substanzen, die dadurch normalerweise entgiftet und ausgeschieden werden. Laut Thomas Braunbeck führt in manchen Fällen die Verstoffwechselung aber auch zu giftigeren Substanzen, die dann stärkere Effekte im Organismus hervorrufen. Dies wird als Bioaktivierung bezeichnet.

„Da die Kenntnisse über die Fähigkeit der Fischembryonen, solche Reaktionen durchzuführen, äußerst mangelhaft sind, wissen wir nicht, ob der Stoffwechsel der Fischembryonen mit dem älterer Fische vergleichbar ist. Sollten zwischen den Embryonen und erwachsenen Fischen deutliche Unterschiede bestehen, würde dies für bestimmte Stoffgruppen die Übertragbarkeit von Befunden aus dem Fischembryo-Test auf adulte Fische einschränken“, so der Forscher. Daher wollen die Wissenschaftler nun systematisch untersuchen, wie sich die Fähigkeit zur Biotransformation im Laufe der Embryonalentwicklung des Zebrabärblings ausbildet. Damit soll geklärt werden, ob die bereits vorhandenen Tests für eine breite Anwendung geeignet sind.

www.cos.uni-heidelberg.de/index.php/t.braunbeck

Nahe Sterne treiben Super-Erden zum Striptease

Verkleinerung: Am Ende bleibt von den hüllenlosen Gasplaneten nur ein entblößter Kern zurück

Exoplaneten der Kategorie „Super-Erde“ verlieren ihre Atmosphäre, wenn sie zu nahe um ihren Stern kreisen (Abbildung: Peter Devine). Das hat ein internationales Forschungsprojekt gezeigt, das von der Astronomin Dr. Mia Lundkvist koordiniert wurde, die an der Landessternwarte Königstuhl des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) arbeitet. Eine Analyse von Messdaten des NASA-Satelliten „Kepler“ ergab, dass die vom Stern ausgehende Strahlung einen Atmosphärenverlust bewirkt: Die Gashülle wird in den Weltraum geblasen und lässt den entblößten Planetenkern zurück. Veröffentlicht wurden die Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.

Planeten bestehen in der Regel aus einem festen Kern und einer Atmosphäre. Bei Planeten mit einem gut 2,2- bis 3,8-fachen Radius der Erde, den sogenannten Super-Erden, kann die Atmosphäre sogar einen Großteil des Volumens ausmachen – ähnlich wie bei Neptun in unserem Sonnensystem. Werden diese Planeten allerdings einer zu intensiven Strahlung durch ihren Stern ausgesetzt, können Teile oder die komplette Gashülle in den Weltraum entweichen. Im Extremfall bleibt nur noch der feste kleine Kern des Planeten zurück. Diese Situation scheint vor allem bei einer Strahlungsintensität einzutreten, die dem 650-fachen der Sonneneinstrahlung auf der Erde entspricht. „Es gab bereits vor längerer Zeit die theoretische Vorhersage dieses Phänomens; unsere Ergebnisse belegen, dass dies in der Tat der Fall ist“, erklärt Lundkvist.

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Auf dem Weg zu ihrer Entdeckung vermaßen die Wissenschaftler zunächst die Größe der Sterne, ihre Helligkeit und den Abstand der Planeten zu ihrem jeweiligen Zentralgestirn. Daraus konnte die Strahlungsintensität in der Umlaufbahn des Planeten errechnet werden. Um die notwendige Messgenauigkeit zu erreichen, wertete das Heidelberger Team Daten des NASA-Satelliten „Kepler“ aus, der die Planetensysteme ursprünglich entdeckt und das Licht der Sterne vier Jahre lang mit sehr großer Genauigkeit aufgezeichnet hat. Dank dieser Daten konnten die Astronomen sogenannte „Sternenbeben“ nachweisen, die sich durch kleinste Helligkeitsveränderungen verraten. Hieraus berechneten sie die Struktur, Größe und Helligkeit des jeweiligen Sterns.

„Unser Team hat mit den Methoden der Asteroseismologie die Menge der auf einen Planeten einfallenden Strahlung sehr gut bestimmen können. Das ist ein Meilenstein, um die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen besser zu verstehen“, betont Mia Lundkvist. Gezeigt werden konnte dabei auch, dass es keine Super-Erden gibt, die sehr dicht um ihren Stern kreisen. „Es ist hier wieder deutlich zu sehen, dass man Planeten nur dann wirklich charakterisieren kann, wenn man auch die dazugehörigen Sterne untersucht“, ergänzt Saskia Hekker, die Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung ist und an der Studie beteiligt war.