Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Nicht immer kinderleicht

Von Oliver Fink

Immerhin fünf Prozent aller Studierenden, so die letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, haben bereits Nachwuchs (Foto: Michael Miethe). Studium und Betreuung der Kinder unter einen Hut zu bringen, stellt für sie eine ganz besondere Herausforderung dar. Doch trotz der Mehrfachbelastung machen die jungen Eltern durchaus einen glücklichen Eindruck. Das liegt sicherlich an den bezaubernden Kleinen, aber möglicherweise auch an den vielfältigen Unterstützungsangeboten.

Zu den zentralen Offerten der Universität Heidelberg gehört der „Club Parentes“. Während der Vorlesungszeit treffen sich studierende Eltern einmal im Monat in den Räumen des „KidsClub“ im Neuenheimer Feld, um sich auszutauschen, zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Zugleich stehen regelmäßig Kurzvorträge auf dem Programm, die sich speziell mit den Interessengebieten studentischer Eltern befassen, so etwa zum Thema „Auslandsstudium mit Kind“: Zwei Studierende berichten über ihre Aufenthalte in Genf und London. Sie erzählen von bürokratischen Hürden und den alltäglichen Problemen, mit denen sie konfrontiert waren. Zugleich machen sie aber auch deutlich, dass ihre Entscheidung, das Kind mitzunehmen, richtig war und das Auslandssemester eine wertvolle Erfahrung. Die anderen Eltern hören aufmerksam zu – Tipps werden ausgetauscht. Im Hintergrund spielen die Kinder.

Vor allem in einem Punkt sind sich die Studierenden einig: „Es gibt vielfältige Angebote der Unterstützung, zum Beispiel hinsichtlich der Betreuung oder bei der Klärung finanzieller Angelegenheiten, aber die fliegen einem nicht zu sondern man muss sich aktiv darum kümmern“, betont Alicia, die Jura an der Ruperto Carola studiert. Von Seiten der Universität ist es vor allem das Gleichstellungsbüro, das hierfür eine wichtige Anlaufstelle darstellt: „Wir wollen zum einen den Studierenden eine Plattform bieten. In einem Flyer und auf unserer Homepage haben wir daher alle möglichen Informationen und Angebote – auch die des Heidelberger Studierendenwerks und der Stadt Heidelberg – gebündelt. Daneben beraten wir studierende Eltern aber auch persönlich“, erläutert Dr. Agnes Speck. Dabei können allgemeine Dinge besprochen werden wie die Möglichkeit des Teilzeitstudiums an der Ruperto Carola, was insbesondere für studentische Eltern interessant ist. „Es kommt allerdings auch schon mal vor“, so die Leiterin des Gleichstellungsbüros, „dass wir in Konfliktfällen, zum Beispiel bei Prüfungsangelegenheiten, als Vermittler auftreten.“

Zu den brennendsten Themen zählt zunächst einmal, so die Hochschüler beim Treffen im „KidsClub“, die Suche nach einer passenden Kindertagesstätte. Ebenfalls eine große Rolle spielen die Finanzen – Nebenjobs, wie sie Studierende ohne Kinder als zusätzliche Einnahmemöglichkeit nutzen können, sind allein aus zeitlichen Gründen kaum eine Option. Überhaupt das Zeitmanagement: „Kinderbetreuung und Veranstaltungen an der Uni zu vereinbaren ist nicht leicht. Es ist essenziell wichtig, dass ich die Vorlesungen besuche. Ich habe aber in Jura keinen Einfluss auf meinen Stundenplan; der wird zu Beginn des Semesters vorgelegt“, erklärt Alicia, für die besonders Abendveranstaltungen zum Problem werden, wenn sie eigentlich ihr Kind ins Bett bringen müsste.

Andererseits führen gerade solche Herausforderungen dazu, dass studierende Eltern oftmals besonders gut organisiert sind: „Nachdem der Kleine auf der Welt war, sind meine Noten sogar besser geworden. Ich habe festgestellt, dass dieser besondere Druck auch positiv sein kann. Man lernt, die Zeit noch effektiver zu nutzen. Eine Kommilitonin klagte während der Examensvorbereitung, wie schwer sie morgens aus dem Bett käme, da dachte ich nur: Was für Probleme!“, sagt Tajana.

Und wie ist das Verhältnis zu den Studierenden ohne Kind? „Das ist unterschiedlich. Viele sehen das positiv, erkundigen sich, helfen auch. Aber es gibt auch einige, die ein Gesicht ziehen, wenn ich mein Kind mal zu einer Veranstaltung mitbringe“, erzählt Anna-Lena. Katharina dagegen hat in dieser Hinsicht nur gute Erfahrungen gemacht. Für sie ist es gerade wichtig, auch mit Kommilitonen zusammen zu sein, die keine Kinder haben: „Ich bin 24, seit drei Jahren Mutter. Gleichzeitig habe ich auch eine jugendliche Seite, die ich ausleben möchte. Und da tut es gut, mit Gleichaltrigen etwas zu unternehmen und nicht nur über Kinder zu sprechen. So wichtig und schön der Austausch mit anderen Eltern ist, aber es gibt natürlich auch ein Leben jenseits der Kinderbetreuung.“

Je nachdem, ob Studierende alleinerziehend sind oder die Eltern sich gemeinsam um die Betreuung kümmern, ob beide Elternteile studieren oder ein Elternteil vielleicht schon berufstätig ist, sind die Herausforderungen bei der Kinderbetreuung und -erziehung unterschiedlich gelagert; der Faktor, ob Oma und Opa in der Nähe wohnen, spielt gleichfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dennoch machen die Studierenden im Heidelberger „Club Parentes“ – bei allen Schwierigkeiten, mit denen sie täglich zu kämpfen haben – einen insgesamt sehr zufriedenen, ja glücklichen Eindruck. Einige betonen auch, dass die Zeit des Studiums kein schlechter Lebensabschnitt sei, um kleine Kinder zu haben, denn die Flexibilität in Hinblick auf die Zeiteinteilung werde in der späteren Berufstätigkeit eher geringer. Agnes Speck ist es ebenfalls wichtig, nachgerade die schönen Seiten herauszustellen: „Wir finden es toll, wenn auch Studierende bereits eigenen Nachwuchs haben. Kinder sind doch kein Problem!“

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