Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Offizieller Start der Heidelberg School of Education

Entwicklung zu einem „Ort exzellenter Lehrerbildung“ nimmt auch institutionell Fahrt auf

Mit einer Festveranstaltung ist die Heidelberg School of Education (HSE) offiziell eröffnet worden. Die hochschulübergreifende Einrichtung von Universität und Pädagogischer Hochschule (PH) Heidelberg bildet das Zentrum des Verbundprojekts „heiEDUCATION“, mit dem Heidelberg zu einem „Ort exzellenter Lehrerbildung“ ausgebaut werden soll. Hier werden künftig alle lokalen und regionalen Akteure der Lehrerbildung in enger Kooperation zusammenwirken. An der Feier zum Start der HSE nahm auch die Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg, Theresia Bauer, teil (Bildmitte, mit von links nach rechts Universitäts-Prorektorin Prof. Dr. Beatrix Busse, Universitätsrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel, PH-Rektor Prof. Dr. Hans-Werner Huneke und PH-Prorektor Prof. Dr. Gerhard Härle; Foto: Rothe).

In das Projekt „heiEDUCATION“, das im Zuge der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ vom Bund mit mehr als sieben Millionen Euro gefördert wird, bringen die Ruperto Carola und die Pädagogische Hochschule jeweils ihre Stärken in ein integratives Konzept der Lehrerbildung ein. Mit der Heidelberg School of Education sollen die drei Leitziele des Verbundprojekts gemeinsam realisiert werden. Sie dient als organisatorisches, institutionelles, strategisches und wissenschaftliches Zentrum, um Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften in Forschung und Lehre enger zu verschränken und eine stärkere Forschungsorientierung in der Lehrerbildung zu erreichen. Außerdem verfolgt die HSE das Ziel, den Praxisbezug in der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern zu stärken.

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In Zusammenhang mit „heiEDUCATION“ und der HSE waren Universität und PH auch mit einem Verbundantrag im Landesprogramm „Lehrerbildung in Baden-Württemberg“ erfolgreich. Knapp zwei Millionen Euro stehen damit für das Projekt „PLACE – Partizipation langfristig absichern, Chancen erweitern“ zur Verfügung. Diese Mittel sollen in die Entwicklung und Erprobung neuer kooperativer Ansätze in der Lehrerbildung fließen. Das Förderprogramm des Landes unterstützt Universitäten und Pädagogische Hochschulen darin, die neuen Spielräume und Strukturen für eine hervorragende wissenschaftliche Ausbildung von Lehrern zu nutzen.

„Eine Neuausrichtung der Lehrerbildung ist für die Zukunft der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt essenziell“, so Prof. Beatrix Busse, Prorektorin für Studium und Lehre an der Ruperto Carola. Nach den Worten von Prof. Gerhard Härle, der dieses Amt an der PH bekleidet, ist Heidelberg „mit rund 8000 Studierenden in den lehrerbildenden Studiengängen einer der wichtigsten Standorte der Lehrerbildung in Baden-Württemberg. Nur hier werden alle Lehramtsstudiengänge einschließlich Sonderpädagogik auf einem Campus angeboten.“ Die Räumlichkeiten der Heidelberg School of Education befinden sich auf dem Campus Bergheim und in der Zeppelinstraße. Geleitet wird die HSE von den beiden Prorektoren für Studium und Lehre, die durch den hochschulübergreifenden HSE-Rat und eine Geschäftsführung unterstützt werden.

Siehe auch: „Fördermittel für neue kooperative Ansätze in der Lehrerbildung“

https://hse-heidelberg.de/heidelberg-school-of-education/ueber-die-hse

Sechs Prozent der Studierenden sind „Hirndoper“

Aufnahme leistungssteigernder Mittel laut Studie kaum verbreiteter als vor vier Jahren

Wie verbreitet sind „Students’ Little Helper“ tatsächlich? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt eine vom Bundesministerium für Gesundheit beauftragte Befragung seitens des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Die Studie belegt: Der Anteil der Studierenden, die zum „Hirndoping“ greifen, also Medikamente oder illegale Drogen einnehmen, um das Studium vermeintlich besser zu bewältigen, ist mit sechs Prozent nahezu unverändert gering. Die erste Erhebung vier Jahre zuvor identifizierte fünf Prozent als sogenannte „Hirndopende“ unter den Studierenden. Die Befunde beruhen laut DZHW auf den Angaben von rund 6700 Befragten und sind auf Bundes- und Landesebene sowie nach Geschlecht, Hochschulart und Fächergruppe repräsentativ.

Die Quote Studierender, die sich an frei verkäufliche Mittel wie Koffeintabletten, Energy Drinks, Vitaminpräparate (Foto: Werschak), Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel oder homöopathische und pflanzliche Substanzen halten, ist mit acht Prozent etwas höher. Diese Hochschüler werden als „Soft-Enhancende“ bezeichnet. In den vergangenen vier Jahren hat sich ihr Anteil etwas erhöht – zum Zeitpunkt der ersten Erhebung betrug er fünf Prozent. Studentinnen gehören genauso häufig wie Studenten zu den „Hirndopenden“. „Soft-Enhancement“ hingegen ist unter Studentinnen mit zehn Prozent häufiger zu beobachten als unter Studenten mit sechs Prozent.

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Den „hirndopenden“ Studierenden geht es auf vielen Ebenen nicht gut: Sie fühlen sich stark gestresst, sind mit ihrem Leben insgesamt deutlich unzufriedener als die Mehrheit der Studierenden und sie fühlen sich von vergleichsweise vielen Lebensbereichen belastet wie Studium, Nebenjob, Finanzen, Gesundheit oder Partnerschaft. An der Hochschule sind sie weniger gut integriert, das heißt, sie haben seltener Kontakte zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen oder zu den Lehrenden, von denen sie sich zudem häufig nicht anerkannt fühlen. Ihre Schwierigkeiten im Studium sind überdurchschnittlich groß und die Selbsteinschätzung ihrer Leistung fällt tendenziell schlechter aus als bei den Mitstudierenden. Demgegenüber ist „Soft-Enhancement“ stärker von Persönlichkeitsmerkmalen wie starker Stressempfindlichkeit, extrovertiertem Auftreten und Wettbewerbsorientierung abhängig und weniger vom akuten Stressempfinden oder der Lebenszufriedenheit. Diese Merkmale sind – zumindest teilweise – häufiger bei Frauen zu finden.

Um die Bedeutung des leistungsbezogenen Substanzmissbrauchs im Zusammenhang mit anderen gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen zu untersuchen, wurde auch der wesentlich weiter verbreitete Alkohol- und Nikotinkonsum der Studierenden erfragt. Jeder vierte Hochschüler zählt zu den Rauchern, von den „Hirndopenden“ jedoch mit 47 Prozent anteilig fast doppelt so viele. Ähnlich große Unterschiede zeigen sich beim Alkoholkonsum: Die Hälfte der „Hirndopenden“ trinkt mindestens einmal pro Woche Alkohol, bei den Nicht-Trinkern und bei den „Soft-Enhancenden“ fällt dieser Prozentsatz mit 36 und 30 Prozent deutlich geringer aus.

Siehe auch: „Erfolg im Studium ohne Drogen und Medikamente“

Die gesamte Studie „Formen der Stresskompensation und Leistungssteigerung bei Studierenden“ als PDF

Luther-Flugblatt der UB zählt zum Weltdokumentenerbe

Geistliches Lied wurde mit 13 weiteren Schriftstücken des Reformators neu aufgenommen

Zu den frühen Schriften der Reformationsbewegung, welche die UNESCO kürzlich in das Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen hat, gehört auch ein Flugblatt von Martin Luther, das sich im Besitz der Universitätsbibliothek (UB) Heidelberg befindet. Es handelt sich um einen sogenannten Einblattdruck mit dem Lied „Nun freut Euch lieben Christen g'mein“ (Repro: UB), der aus dem Jahr 1524 stammt und in einen Sammelband der „Codices Palatini germanici“ eingebunden ist. Diese Codices in den Beständen der Heidelberger Bibliothek umfassen die deutschsprachigen Handschriften der berühmten Bibliotheca Palatina.

Insgesamt 14 Luther-Schriften – Manuskripte, Briefe und Originaldrucke – hat die UNESCO neu in das Weltdokumentenerbe eingetragen. Sie sind Zeugnisse der Reformationsbewegung, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert in Wittenberg hatte und innerhalb kurzer Zeit eine kritische Überzeugungskraft entfaltete: Ein zunächst religiös-kirchlicher Impuls entwickelte sich zu einer gesellschaftlichen Erneuerungsbewegung mit grenzüberschreitendem Charakter. Das Nominierungsdossier wurde vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Kooperation mit Luther-Forschern aus der ganzen Welt erarbeitet.

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Eines der maßgeblichen Medien, über das sich Luthers Lehre verbreitete, war der Gesang. „Der Reformator selbst verfasste zahlreiche Lieder, die noch heute fester Bestandteil des evangelischen Gesangbuchs sind“, erläutert Dr. Karin Zimmermann, die stellvertretende Leiterin der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg. Das in das Weltdokumentenerbe aufgenommene Beispiel gehört zu den frühesten Liedern Luthers. Es schildert sein persönliches Erleben der Gnade Gottes und fasst das Erlösungswerk Christi zusammen.

Das UNESCO-Register „Memory of the World“ wurde 1992 ins Leben gerufen. Es stellt ein globales digitales Netzwerk mit herausragenden Dokumenten dar, das Buchbestände, Handschriften, Partituren und Unikate sowie Bild-, Ton- und Filmdokumente einschließt. Ziel des Registers ist es, dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern und zugänglich zu machen. Aktuell hat die UNESCO 47 Dokumente in das Weltregister übernommen, darunter theologische Schriften Isaac Newtons, koreanische Holzdruckblöcke aus der Zeit von Konfuzius und das älteste Buch Europas, den „Derveni Papyrus“.

Salz aus dem Mittelmeer könnte Klima stabilisieren

Heidelberger Geowissenschaftler untersuchten von Forschungsschiff aufgenommene Bohrkerne

Im Zuge der globalen Erwärmung wird verstärkt sehr salzhaltiges Mittelmeerwasser durch die Straße von Gibraltar in den Nordatlantik fließen. Davon gehen Wissenschaftler der Universität Heidelberg aus, die in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam die Dynamik des Mittelmeerausstroms untersucht haben. Dieser Prozess könnte, so die Vermutung der Forscher um PD Dr. André Bahr vom Institut für Geowissenschaften, der vorhergesagten Abnahme des Salzgehalts im Atlantik entgegenwirken. Denn diese sogenannte Aussüßung, die durch Schmelzwasser aus der Arktis und aus Grönland hervorgerufen wird, hat nach Expertenmeinung erhebliche Auswirkungen auf die globale Ozeanzirkulation und eine befürchtete Abschwächung des Golfstroms. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Geology“.

Um die Dynamik des Mittelmeerausstroms besser verstehen zu können, entschlüsselten die Wissenschaftler das Verhalten des Ausstroms während unterschiedlicher Klimabedingungen in der geologischen Vergangenheit. Als Basis dafür dienten Bohrkerne, die im Zuge des „International Ocean Discovery“-Programms auf dem Schelfhang vor Südspanien und Portugal gewonnen und mit Hilfe geochemischer Methoden auf dem Forschungsschiff „Joides Resolution“ (Foto: André Bahr) untersucht wurden. „Die Daten zeigen, dass der Mittelmeerausstrom über die letzten 150 000 Jahre massiven und zum Teil sehr abrupten Schwankungen unterworfen war“, so Bahr.

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Wie der Wissenschaftler erläutert, hängt die Stärke des Ausstroms im Wesentlichen von der Intensität des afrikanischen Monsuns ab. Das ergibt sich aus der Herkunft des Wassers, das in den Atlantik strömt. Es entsteht zum größten Teil im östlichen Mittelmeer, wo trockene und heiße Bedingungen einen hohen Salzgehalt im Oberflächenwasser bewirken. Im Winter kühlen diese Wassermassen ab, werden dichter und fließen in größerer Tiefe Richtung Westen, wo sie das Mittelmeer durch die Straße von Gibraltar verlassen. Wenn allerdings starker Monsun-Niederschlag in Nordostafrika zu einem erhöhten Frischwasseraufkommen führt, wird die Bildung dieses dichten, salzigen Wassers unterbunden und somit auch der Ausstrom abgeschwächt. Umgekehrt forcieren sehr trockene Verhältnisse im östlichen Mittelmeer, wie sie aktuelle Klimamodelle verstärkt vorhersagen, das Entstehen von salzigem Oberflächenwasser und sorgen somit für einen starken Ausstrom.

„Ein Vergleich der von uns gewonnenen Datensätze zur Stärke der Ozeanzirkulation in der jüngeren geologischen Vergangenheit legt tatsächlich nahe, dass ein starker Mittelmeerausstrom und damit eine erhöhte Salzzufuhr in den Atlantik gegen Ende der letzten Warmzeit vor 120 000 Jahren einen stabilisierenden Effekt hatte. Denn die Zirkulation wird maßgeblich von Kontrasten im Salzgehalt der verschiedenen Wassermassen angetrieben“, betont André Bahr. Nach Ansicht des Geowissenschaftlers sollten daher die tropischen und subtropischen Klimaveränderungen mit ihren Auswirkungen auf die Ozeanographie in den Klimaprognosen stärker berücksichtigt werden. An der Studie haben Forscher aus Deutschland, den Niederlanden, Japan, Spanien, Portugal und Großbritannien mitgewirkt.