Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Hochschüler könnten künftig im Knast schlafen

Neue Betten: Studierendenwerk würde den Faulen Pelz gerne zum Wohnheim umbauen

Das Studierendenwerk Heidelberg würde den Faulen Pelz in der Heidelberger Altstadt, der bislang noch als Gefängnis genutzt wird, gerne in ein Wohnheim für Studierende verwandeln. Der Faule Pelz sei eine attraktive Liegenschaft, die möglicherweise als Unterkunft für internationale Studierende dienen könnte, so Geschäftsführerin Ulrike Leiblein auf der Wohnheimtagung des Deutschen Studentenwerks (DSW). Interesse an dem Gebäude habe das Studierendenwerk bereits bekundet; man hoffe jetzt auf die Unterstützung von Land und Bund. Auch die ehemaligen amerikanischen Liegenschaften im Süden Heidelbergs hätten sich als optimale studentische Wohnanlagen erwiesen. Von vier bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben angefragten Gebäuden hat das Studierendenwerk zwei von der Stadt erhalten – in zwei weiteren hatte es eigentlich zusätzlichen Wohnraum für studentische Familien schaffen wollen.

130 Experten für studentisches Wohnen aus ganz Deutschland tauschten sich jüngst auf Einladung des Heidelberger Studierendenwerks in der Neckarstadt aus (Foto: Studierendenwerk). Zum Auftakt der alljährlichen Tagung erklärte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde: „Während die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger seit dem Jahr 2007 bis heute um 50 Prozent gestiegen ist, wuchs die Zahl der staatlich geförderten Wohnheimplätze nur um fünf Prozent.“ Meyer auf der Heyde würdigte ausdrücklich die beim Wohnheimbau aktiven Bundesländer, appellierte aber an Bund und Länder, neben der Schaffung von zusätzlichen, bezahlbaren Plätzen die Sanierung bestehender Wohnheime nicht zu vergessen.

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​„Auf Bundesmittel können wir nicht warten, deswegen freue ich mich umso mehr, dass wir mit dem Land einen so zuverlässigen Partner haben“, betonte Heidelbergs Studierendenwerkschefin Ulrike Leiblein. Baden-Württemberg habe den Bedarf an studentischem Wohnraum schon früh erkannt und die Mittel für die Studierendenwerke seit 2012 jährlich um 4,5 Millionen Euro erhöht. Zudem fördere das Land den Bau von Wohnheimen durch die Bereitstellung von Landesgrundstücken. Insbesondere beim Neubau könnten sich die Studierendenwerke bei Zuschüssen von bis zu 20 Prozent der Baukosten (bis höchstens 8000 Euro pro Platz) auf die Unterstützung des Landes verlassen.

An den vom Studierendenwerk Heidelberg betreuten Standorten wurden laut Leiblein in den vergangenen Jahren rund 1300 Plätze durch Neubau und Anmietung eingerichtet, für die im Schnitt eine monatliche Warmmiete von 231 Euro anfällt. Das Gesamtauftragsvolumen für die Schaffung von studentischem Wohnraum belief sich auf 52,4 Millionen Euro. Die Zahl der Wohnheimplätze im Bereich des Studierendenwerks hat sich so zwischen 2010 und 2014 um 27 Prozent erhöht. Und die Nachfrage nach bezahlbarem modernen Wohnraum ist nach wie vor stark: Nur etwa die Hälfte der Bewerber können in Heidelberg berücksichtigt werden.

Pressemitteilung des DSW: „Bezahlbarer Wohnraum für Studierende: Mehrere Bundesländer aktiv – und jetzt auch der Bund?“
Pressemitteilung des DSW: „Wohnraum für Studierende: Studentenwerke brauchen auch Mittel für Sanierung“

Nachts gehen Dutzende Kleinplaneten ins Netz

Neue Asteroiden: Überwachung des Gaia-Satelliten liefert wertvollen astronomischen Beifang

Von der groß angelegten Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA profitiert auch die astronomische Kleinplanetenforschung, obwohl der Satellit vor allem die Aufgabe hat, rund eine Milliarde Sterne der Milchstraße exakt zu vermessen. Doch quasi nebenbei wird eine Vielzahl von Kleinplaneten in unserem Sonnensystem aufgespürt. Denn um die extrem hohe Messgenauigkeit des Gaia-Satelliten (Grafik: Astrium Toulouse und ESA) sicherzustellen, müssen für die Bestimmung seiner Position täglich Aufnahmen von dem Teil des Himmels gemacht werden, in dem sich der nur schwach leuchtende Satellit gerade befindet. „Darauf werden pro Nacht mehrere Dutzend Kleinplaneten gefunden. Die Daten leisten einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Entstehung unseres Sonnensystems“, sagt Dr. Martin Altmann vom Astronomischen Rechen-Institut (ARI), das zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg gehört.

Martin Altmann leitet das Beobachtungsprogramm zur Positionsbestimmung des Gaia-Satelliten unter dem Dach des Data Processing and Analysis Consortium (DPAC), das für die Auswertung der Daten zuständig ist, die der künstliche Erdtrabant liefert. „Durch die Gaia-Satellitenmission erhoffen wir uns nicht nur neue Erkenntnisse über die Entstehung unserer Heimatgalaxie, wir werden sicher auch mehr über den Ursprung unseres Sonnensystems erfahren“, freut sich Prof. Dr. Stefan Jordan vom ARI, der beim DPAC-Konsortium unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet.

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​Der Astrometrie-Satellit Gaia, der seit August 2014 in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung im vollen Einsatz ist, soll mit höchster Genauigkeit die Positionen, Bewegungen und Entfernungen von Sternen der Milchstraße erfassen und damit die Grundlage für eine dreidimensionale Karte unserer Heimatgalaxie liefern. Schon in der Vorbereitungsphase der Mission wurde deutlich, dass die ambitionierten Ziele hinsichtlich der Messgenauigkeit nur zu erreichen sein würden, wenn auch bei der Positions- und Geschwindigkeitsbestimmung des Satelliten selbst neue Wege beschritten werden. Daher wurde eine Beobachtungskampagne gestartet, um Position und Geschwindigkeit von Gaia möglichst an jedem Tag von der Erde aus zu vermessen.

Bereits 2009 begannen Dr. Altmann und sein Kollege Dr. Sebastien Bouquillon vom Observatoire de Paris in Frankreich mit einem internationalen Team die Planung dieses Vorhabens; für die Umsetzung gewannen sie Sternwarten – so in Chile und Spanien – als Partner. Die Koordination der täglichen Himmelsaufnahmen liegt beim Astronomischen Rechen-Institut. Seit dem Start von Gaia im Dezember 2013 werden die auf diese Weise ermittelten Positionen des Satelliten regelmäßig zum Kontrollzentrum der Mission verschickt, dem European Space Operations Centre in Darmstadt.

www.zah.uni-heidelberg.de/de/gaia2
http://gbot.obspm.fr/pub/ast

Grundstein für den letzten Stein im Klinikring

Neue Chirurgie: Mit 170 Millionen Euro die derzeit größte Baumaßnahme des Landes

Mit der feierlichen Grundsteinlegung (Foto: Klinikum) für den Neubau der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums nähert sich der Heidelberger Klinikring seiner Vollendung. Bis der erste, rund 21 000 Quadratmeter messende Bauabschnitt beendet ist, der Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Herz- und Gefäßchirurgie sowie Urologie, Anästhesiologie und Radiologie umfasst, wird es voraussichtlich 2017 werden. Der Klinikbetrieb soll Mitte 2018 starten. Mit 170 Millionen Euro ist der Neubau zwischen Medizinischer Klinik, Zoo und der vor knapp zwei Jahren eröffneten Frauen- und Hautklinik die derzeit größte Baumaßnahme sowohl des Landes als auch des Universitätsklinikums.

Baden-Württembergs Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid sagte als Hauptredner bei der Grundsteinlegung: „Heidelberg hat mit seinem Klinikring einen Klinikkomplex auf dem neuesten Stand der Medizin, der seinesgleichen sucht.“ Und Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz vom Wissenschaftsministerium, die auch Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums ist, ergänzte: „Der Neubau der Chirurgie sichert die nationale Spitzenstellung des Heidelberger Universitätsklinikums.“

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​„Dies ist ein Meilenstein in der Geschichte des Medizinstandorts Heidelberg", freute sich ebenso Prof. Dr. Guido Adler, der Leitende Ärztliche Direktor. Als Beispiele für die wegweisende Infrastruktur nannte er den zentralen Bereich mit modernsten Operationssälen, mehr Betten in der Intensivpflege, eine bessere Zusammenarbeit mit der nun direkt angebundenen Klinik für Innere Medizin und den Wegfall umständlicher Patiententransporte durchs Neuenheimer Feld. Zudem wird es einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach mit direktem Fahrstuhl in den Schockraum und die OPs geben.

Auf die enormen finanziellen Kraftanstrengungen des Klinikums selbst, das über die Hälfte der Baukosten trägt, verwies die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan. Schon jetzt sorge die Chirurgie für ein Drittel der Einnahmen des Universitätsklinikums – da die Patienten im Neubau weitaus effizienter versorgt werden könnten, verspreche sich das Klinikum davon auch weiteres Wachstum. In der neuen Chirurgie mit insgesamt 313 Betten sind neben den Normalpflegestationen zwei Intensiv- und zwei Intermediate-Care-Stationen mit 96 statt bisher 70 Betten geplant. Kernstück bildet der zentrale Operationsbereich mit 16 modernsten OP-Sälen. Dieser wird ergänzt durch einen ambulanten Operationsbereich, eine Tagesklinik, die Radiologische Funktionsdiagnostik, die Ambulanzen, einen neuen Hörsaal, Seminarräume sowie einen Laborbereich. In einem zweiten Bauabschnitt sollen die Akut-Orthopädie und die Unfallchirurgie errichtet werden.

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Delhi und Heidelberg rücken näher zusammen

Neue Projekte: Ruperto Carola kooperiert mit der School of Planning and Architecture

Zum Ausbau ihrer wissenschaftlichen Zusammenarbeit haben die Universität Heidelberg und die School of Planning and Architecture im indischen Delhi eine Grundsatzvereinbarung geschlossen. Beim Besuch einer Heidelberger Delegation in der Metropole des Subkontinents (Foto: privat) unterzeichneten die Prorektorin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Beatrix Busse, und Prof. Dr. Christiane Brosius vom Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien (HCTS) gemeinsam mit Prof. Dr. Arunava Dasgupta und weiteren indischen Kollegen ein „Memorandum of Understanding“.

„Das Abkommen mit der international renommierten School of Planning and Architecture soll dem vertieften Austausch durch forschungsbasierte Lehre und Forschung dienen“, so Christiane Brosius, die aufseiten der Ruperto Carola als Koordinatorin für die Zusammenarbeit fungiert. Die School of Planning and Architecture in Neu-Delhi ist eine auf Architektur und Raumplanung spezialisierte Hochschule.

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​Beide Universitäten wollen künftig in den Bereichen transkulturelle Studien und städtische Entwicklung in Asien und Europa noch enger kooperieren. Geplant sind zunächst einzelne Workshops, etwa im Oktober zum Thema „Gender und Stadt“, sowie gemeinsame studentische Projekte in Delhi und Heidelberg.

An der Zusammenarbeit beteiligen sich bislang auf Heidelberger Seite das Institut für Geographie mit Prof. Dr. Ulrike Gerhard sowie das HCTS mit Christiane Brosius. Ulrike Gerhard hat ein „Urban Office“ eingerichtet, in dem die Universität im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) gemeinsam mit der Stadt Heidelberg und weiteren Praxispartnern nachhaltige Stadtentwicklungsprojekte plant und umsetzt. Das von Christiane Brosius initiierte „Forum Urban Spaces“ dient der Vernetzung von Stadtforschung, deren besonderer Fokus auf Asien liegt.

Mirjam Mohr