Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Auf vier Forschungsfeldern in die nächsten fünf Jahre

Das Prinzip Volluniversität: Mit diesem Anspruch war die Ruperto Carola bereits in der ersten Runde der Exzellenzinitiative angetreten, neue Formen des fächerübergreifenden Dialogs zu entwickeln und mit ihrer außerordentlichen Breite exzellenter Disziplinen einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der komplexen materiellen, biologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Themen unserer Zeit zu leisten.

Herauskristallisiert hatten sich dabei vier große Forschungsfelder – sogenannte Fields of Focus (Grafik: Universität) – zu den Themenkomplexen „Molekular- und zellbiologische Grundlagen des Lebens“, „Struktur- und Musterbildung in der materiellen Welt“, „Kulturelle Dynamik in globalisierten Welten“ sowie „Selbstregulation und Regulation: Individuen und Organisationen“. Sie erlauben es, einen Großteil der universitären Forschung und Lehre themenbezogen zusammenzuführen und bilden im Fortsetzungsantrag des Zukunftskonzepts „Heidelberg: Realising the Potential of a Comprehensive University“ für die zweite fünfjährige Phase der Exzellenzinitiative, die am 1. November offiziell begonnen hat, den Kern der Forschungsstrategie.

Um dieser besonderen Struktur gerecht zu werden, wurden sogenannte Research Councils als Plattformen eingerichtet, die fächerübergreifende Forschung innerhalb der Fields of Focus anregen, koordinieren und eine gemeinsame Infrastruktur schaffen sollen. Neben Vertretern der beteiligten Fakultäten gehören zu den Mitgliedern auch Vertreter außeruniversitärer Partnerinstitutionen oder anderer Universitäten mit engen Verbindungen zum entsprechenden Forschungsfeld.

Die Kommunikation und die Koordination der Aktivitäten zwischen den Forschungsfeldern sowie die Beratung des Rektorats wiederum obliegt der neuen Forschungs- und Strategiekommission als zentralem Gremium der Exzellenzinitiative. Die Sprecher der Research Councils, zwei vom Senat gewählte Mitglieder, eine Nachwuchswissenschaftlerin, der Prorektor für Forschung und der Rektor gehören dieser Kommission an.

Bei der konstituierenden Sitzung im Sommer wurde Prof. Dr. Matthias Bartelmann vom Institut für Theoretische Astrophysik zum Kommissionssprecher gewählt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie, der dem neuen Gremium ebenfalls als Senatsvertreter angehört, war er maßgeblich an der Konzeption und Formulierung des Zukunftskonzepts beteiligt.

„In der Kommission diskutieren wir Ansätze zur inhaltlichen Verbindung der Fields of Focus, begleiten die Umsetzung des Heidelberger Zukunftskonzepts und geben entsprechende Empfehlungen“, erläutert Matthias Bartelmann die Arbeit der Forschungs- und Strategiekommission. Damit, so der Astrophysiker, soll eine übergreifende Sicht auf die universitäre Entwicklung – frei von Partikularinteressen – gewährleistet werden. Die Entwicklung der Gesprächsfähigkeit quer durch die Hochschule ist ein wesentliches Ziel des Zukunftskonzepts wie auch der Kommission.

Ihre herausragende Bedeutung ergibt sich somit aus der Aufgabe, neue Chancen der fächer- und disziplinenübergreifenden Kommunikation und Zusammenarbeit sowie der Vernetzung zwischen den Fields of Focus zu erkennen und zu fördern. Zweimal im Semester sowie nach Bedarf tritt das Gremium zusammen. Geplant ist außerdem eine jährliche gemeinsame Sitzung von Rektorat, des international besetzten Academic Advisory Council (AAC) und der Forschungs- und Strategiekommission, die erstmals am 19. November vergangenen Jahres stattgefunden hat. Prof. Bartelmann: „Ziel dieser neuen Strukturen im Rahmen der Exzellenzinitiative ist es letztlich, das Potenzial in unserer Universität zum Dialog und zu gemeinsamer Forschung und Lehre über Fächergrenzen hinweg bestmöglich zu aktivieren.“

Oliver Fink

Zu den erfolgreichen Programmen der Exzellenzinitiative I, die in der zweiten Phase fortgesetzt werden, gehört auch der Innovationsfonds Frontier zur Förderung von kleineren bis mittleren Forschungsprojekten. Im Zuge der aktuellen Ausschreibungsrunde wurden 20 neue Vorhaben bewilligt.

Herausragende wissenschaftliche Qualität sowie ein hohes Innovationspotenzial sind die beiden wichtigsten Voraussetzungen bei einer Bewerbung um Fördergelder aus dem Innovationsfonds. Unterstützt werden Projekte in sich noch entwickelnden Gebieten, die durch etablierte Förderinstitutionen nicht oder nur eingeschränkt finanziert werden – „Risikokapital für neue Ideen“, wie es im Zukunftskonzept der Ruperto Carola heißt. Das können exzellente Vorhaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in ihrem jeweiligen Fachgebiet sein, aber auch interdisziplinäre Verbünde mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, die Arbeiten in dem vorgegebenen Förderzeitraum – in der Regel zwei Jahre – so weit voranzutreiben, dass eine Anschlussförderung durch einen anderen Geldgeber erzielt werden kann.

In der aktuellen, mittlerweile sechsten Ausschreibungsrunde wurden 92 Anträge eingereicht und schließlich 20 Projekte nach einem internen Begutachtungsverfahren durch die „Frontier-Kommission“ zur Förderung empfohlen und durch das Rektorat der Universität bewilligt. Berücksichtigt wurden Vorhaben aus allen vier großen Forschungsfeldern der Exzellenzinitiative – den Fields of Focus. Das thematische Spektrum reicht von der Malariaforschung über die Untersuchung sozialer Kognition im Säuglingsalter bis zur kunsthistorischen Architekturanalyse mithilfe computerbasierter Datenverarbeitung. Die meisten der jüngst bewilligten Projekte starteten zu Beginn dieses Jahres; insgesamt wurden rund 1,7 Millionen Euro Fördergelder ausgeschüttet. Neu gegründet im Zuge der Exzellenzinitiative II wurde die Frontier-Kommission zur Begutachtung der Anträge – bei einigen wurde zusätzlich die Expertise von fachnahen Professoren innerhalb der Universität eingeholt.

Die Ergebnisse der bislang geförderten Vorhaben bestätigten, so Dr. Beate Sandler vom Projektbüro Exzellenzinitiative im Forschungsdezernat, den Erfolg des Konzepts Innovationsfonds Frontier: Eine Vielzahl von Publikationen sei aus den bislang geförderten Vorhaben hervorgegangen; zahlreichen Wissenschaftlern sei es zudem gelungen, für ihr Projekt eine Anschlussförderung zu bekommen, etwa durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Darüber hinaus entstanden fächer- und institutsübergreifende Kooperationen – auch mit der Industrie. In ihren Abschlussberichten gaben insbesondere Nachwuchswissenschaftler an, dass ihr Frontier-Projekt positiven Einfluss auf ihre akademische Karriere gehabt habe.

www.uni-heidelberg.de/exzellenzinitiative/zukunftskonzept/frontier_de.html