Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Staunenswerte Wahrnehmungen der Wirklichkeit

Für sein Lyrik-Debüt „ausrücken mit modellen“ hat Alexander Gumz jüngst den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Bereits im Februar hatte sich die Jury, zu der auch Studierende des Germanistischen Seminars der Ruperto Carola zählen, auf Gumz’ Lyrikband verständigt. In der Begründung heißt es: „Die Gedichte von Alexander Gumz bezaubern durch eine rätselhafte Klarheit. Gekonnt changieren seine Verse zwischen Alltagselementen und einer imaginativen Fremde. Seine Gedichte klingen wie Songs aus der unmittelbaren Gegenwart.“

Laudator Christian Döring konstatierte bei der Preisverleihung: „Alexander Gumz erinnert in seinen mobilen Gedichtgebilden daran, dass es jenseits aller Sprachmitteilungen des Alltäglichen einen Raum des Anderen gibt, der unerreichbar nah den Horizont poetischen Sprechens ausmisst. Aus diesem hochreflektierten Wissen gewinnt Alexander Gumz seine staunenswerten Wahrnehmungen der Wirklichkeit.“

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner verwies bei der Verleihung auf die Einzigartigkeit des Heidelberger Literaturförderpreises: „Dem Clemens Brentano Preis liegt ein ebenso innovatives wie erfolgreiches Konzept zugrunde. In einer deutschlandweit einzigartigen Jury-Zusammensetzung diskutieren hier professionelle Literaturkritiker und Studierende des Germanistischen Seminars der Universität als gleichbedeutende Jury-Mitglieder, die jeweils ihren Standpunkt vertreten.“

Das, so Würzner, hebe den Preis aus der Flut der Literaturpreise heraus. Er sei ein wichtiger Bestandteil des literarischen Lebens der Stadt, die derzeit an der Aufnahme in das UNESCO Creative Cities Network als „City of Literature“ arbeite.

„Seine Gedichte klingen wie Songs aus der unmittelbaren Gegenwart.“ Preisverleihung mit Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner (links).
Foto: Rothe

Preisträger Alexander Gumz, geboren 1974 in Berlin, studierte Germanistik und Philosophie. Er arbeitete als Redakteur und Literaturveranstalter beim Texttonlabel KOOK und für das „poesiefestival berlin“, außerdem ist er Mitbegründer des Festivals „LAN. Drei Tage junge Literatur und Musik in Berlin“ sowie Mitherausgeber mehrerer internationaler Anthologien. Gumz veröffentlichte Gedichte und Nachdichtungen in mehreren Zeitschriften und Anthologien. Ausgewählte Werke wurden ins Englische, Polnische, Spanische, Persische und Slowakische übersetzt. Er erhielt den Wiener Werkstattpreis für Lyrik 2002, war Stipendiat der Villa Decius in Krakau 2007 und des Berliner Senats 2010. Alexander Gumz lebt in Berlin; „ausrücken mit modellen“ ist sein erster Gedichtband.

Der Clemens Brentano Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben. Der Preis ist deutschlandweit einmalig, da die Jury sowohl mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern als auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg besetzt ist. Die bisherigen Preisträger sind Wolfgang Herrndorf, Sven Hillenkamp, Andreas Stichmann, Felicia Zeller, Ann Cotten, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal. Der Jury gehörten in diesem Jahr die Literaturkritiker Dr. Ina Hartwig (Frankfurt am Main), Felicitas von Lovenberg (Frankfurt am Main), Dr. Hubert Winkels (Köln) und Markus Clauer (Ludwigshafen) sowie die Germanistik-Studierenden Katharina Gilarski, Niklas Schmitt und Samuel Hamen an.

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