Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Weltreisender in Sachen Umweltökonomie

Von Mirjam Mohr (Text) und Oliver Fink (Foto)

Im aktuellen Handelsblatt-Ökonomen-Ranking VWL gehört er zu den Top-100-Forschern unter 40 Jahren: Andreas Löschel. Seit dem vergangenen Wintersemester ist er Professor für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Ressourcenökonomik am Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Heidelberg.

Wenn Andreas Löschel von seiner Arbeit berichtet, fragt man sich, ob ein Tag aus 48 Stunden bestehen kann. Der 39-jährige Vater von vier Kindern ist nicht nur Leiter des fast 20-köpfigen Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik“ am Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sondern reist auch als vielbeschäftigter Politikberater durch die Welt. Unter anderem arbeitet er für den Weltklimarat und berät die Europäische Kommission und das EU-Parlament sowie Bundes- und Landesministerien.

Mit der Ruperto Carola ist Löschel schon länger verbunden: 1998 kam er nach einem VWL-Studium in Nürnberg und Detroit an das neu eröffnete Graduiertenkolleg „Umwelt- und Ressourcenökonomik“ am damaligen Interdisziplinären Institut für Umweltökonomie, einem gemeinsamen Projekt der Universitäten Heidelberg und Mannheim. Dort stieß er auch auf das Thema, das ihn bis heute beschäftigt. „Das war eine ganz tolle Zeit“, schwärmt er, „Umweltökonomie war 1998 noch ein ganz neues Feld – und Heidelberg war gewissermaßen das Zentrum der Umweltökonomie in Deutschland.“

Andreas Löschel besuchte das Graduiertenkolleg in Heidelberg und wurde an der Universität Mannheim zum Thema Kyoto-Protokoll promoviert. „Ich habe mich damals mit den ökonomischen Auswirkungen der ersten internationalen Regulierungen in der Klimapolitik auseinandergesetzt“, erläutert er. Und das ist bis heute sein Thema geblieben: „Hauptsächlich beschäftige ich mich mit Energieökonomik und der Ökonomik des Klimawandels und untersuche dabei mithilfe von Simulationsmodellen die Auswirkungen politischer Regulierungen auf verschiedene Dimensionen der Nachhaltigkeit, also die ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen.“

Löschel legt Wert darauf zu betonen, dass er als Wissenschaftler lediglich die verschiedenen Optionen aufzeigt, die man gegeneinander abwägen muss. Die Entscheidung darüber, welche Richtung dann eingeschlagen werde, sei Aufgabe der Politik und nicht der Wissenschaft.

Von 2005 bis 2007 arbeitete Andreas Löschel für die EU-Kommission an deren Forschungsstelle im spanischen Sevilla. „Ich war zum Beispiel eingebunden in die Evaluierung der Biokraftstoffrichtlinie und die Folgenabschätzung für die Festlegung der Erneuerbare-Energien-Ziele für die EU-Mitgliedsstaaten“, erzählt er. Auch heute noch berät er die EU-Kommission sowie Ministerien und Parlamente in Fragen der Energie- und Klimapolitik. 2007 war Löschel zudem Mitglied der EU-Delegation bei der Weltklimakonferenz in Bali; seit vergangenem Jahr ist er Leitautor für den Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, der 2014 vorgelegt werden soll.

„Das ist eine Sache, die mir auch persönlich wichtig ist“, sagt der Hochschullehrer zur Arbeit beim IPCC. Zusammen mit rund zehn Kollegen ist er mitverantwortlich für das Kapitel zum langfristigen Umbau in eine „grüne Ökonomie“, befasst sich also mit der Frage, wie man vom jetzigen Zustand zu einer CO2-ärmeren Ökonomie kommt. „Wir hoffen, dass wir da etwas richtig Gutes abliefern können, mit dem wir dann auch einen Standard bei dem doch recht schwer greifbaren Thema setzen.“

Ebenfalls am Herzen liegt Löschel, der sich 2009 an der Universität Oldenburg habilitiert hat, die Lehre, die er jetzt mit seiner Heidelberger Professur intensiviert. In den vergangenen Jahren hat er bereits regelmäßig Lehrveranstaltungen an Hochschulen im In- und Ausland gehalten, darunter auch immer wieder an der Ruperto Carola. „In der Forschung am ZEW und in der Politikberatung ist die Lehre ja nicht angelegt – mir war das aber immer wichtig“, erklärt Löschel. „Deswegen freue ich mich, dass ich jetzt auch mehr Verantwortung in der Lehre übernehmen kann.“

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