Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Augsburg als zweites Rom und himmlisches Jerusalem verklärt

Mit Illustrationen in mittelalterlichen Chroniken der Stadt Augsburg befasst sich eine kunstgeschichtliche Publikation mit mehrheitlich studentischen Beiträgen, die aus einer Lehrveranstaltung an der Universität Heidelberg heraus entstanden ist. Titel: „Zwischen Mimesis und Vision – Zur städtischen Ikonographie am Beispiel Augsburgs“.

Die Aufsätze des Sammelbandes analysieren, welches Selbstverständnis einer städtischen Identität in den illustrierten spätmittelalterlichen Handschriften übermittelt wurde. Herausgeber sind Prof. Lieselotte E. Saurma-Jeltsch, Hochschullehrerin für mittelalterliche Kunstgeschichte an der Ruperto Carola, und ihr Assistent Tobias Frese.

Augsburg I„Wie keine andere der oberdeutschen Städte erlebte Augsburg im 15. Jahrhundert einen wirtschaftlichen und geistigen Aufschwung. Die humanistisch geprägte Identitätsstiftung und städtische Selbstvergewisserung vollzog sich ganz wesentlich im Medium reich bebilderter Handschriften“, erläutert Lieselotte E. Saurma-Jeltsch.

Verbreitet, gesammelt und gelesen wurden nicht nur Chroniken, welche die eigene Stadtgeschichte vom Heidentum bis in die christliche Heilszeit erzählten, sondern auch antike Stoffe wie die Geschichte Alexanders des Großen. Die Autoren der sechs Beiträge sind in diesem Zusammenhang der Frage nachgegangen, welche Kenntnisse, Beziehungsgeflechte und Ordnungsvorstellungen die illustrierten Codices übermitteln.

„In den Miniaturen dieser Handschriften fungiert die Stadtikonographie als wichtiges Mittel der Erzählung – als Kulisse einzelner Szenen ist vor allem das stolze Bild Augsburgs stets präsent. Dabei sind Bekanntes und Fremdes, Europäisches und Orientalisches auf geradezu spektakuläre Weise miteinander vermischt. So bekommen Städte ferner Länder deutlich mitteleuropäisches Gepräge, während Augsburg selbst als zweites Rom und himmlisches Jerusalem verklärt wird“, betont Tobias Frese.

Ausgangspunkt des Buchprojekts war ein Seminar zum Thema „Städtische Identität am Beispiel Augsburgs“, das am Heidelberger Institut für Europäische Kunstgeschichte im Sommersemester 2007 abgehalten wurde. Anknüpfen konnten die Autoren dabei an die Erkenntnisse des Forschungsprojekts „Die Stadt im Bild: Die Ausformung eines städtischen Selbstbildes in der Augsburger Buchillustration zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit“ von Prof. Saurma-Jeltsch aus den Jahren 2004 bis 2007. Die Arbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

www.iek.uni-hd.de/mitarbeiter_saurma.html

Kontakt:

Tobias Frese
Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK)
Institut für Europäische Kunstgeschichte
Telefon: 0 62 21/54-23 51
E-Mail: t.frese@zegk.uni-heidelberg.de

Lieselotte E. Saurma-Jeltsch, Tobias Frese (Hg.): Zwischen Mimesis und Vision – Zur städtischen Ikonographie am Beispiel Augsburgs. Lit-Verlag, Münster 2010