Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Abwehrstoffe gegen Pflanzenfresser

An Pharmazeuten, Mediziner, Botaniker und Biotechnologen wenden sich zwei Fachbücher, die Prof. Michael Wink, Direktor am Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg, herausgegeben hat. Die beiden Publikationen „Functions and Biotechnology of Plant Secondary Metabolites“ sowie „Biochemistry of Plant Secondary Metabolism“ beschäftigen sich mit pflanzlichen Sekundärstoffen, biogenen Arzneistoffen und Giften und bieten einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand.

Pflanzen produzieren eine große Anzahl sogenannter niedermolekularer Naturstoffe, die auch „Sekundärstoffe“ genannt werden, da sie für den Primärstoffwechsel einer Pflanze meist keine Rolle spielen. Im Verlauf der Evolution wurden sie offenbar als Abwehrstoffe gegen Pflanzenfresser, gegen Bakterien, Pilze und Viren und sogar gegen konkurrierende Pflanzen entwickelt.

Einige Sekundärstoffe dienen aber auch als Signalstoffe, um bestäubende Insekten und samenverbreitende Tiere anzulocken, sowie als UV-Schutz und Antioxidantien. „Da Pflanzen standortgebunden sind und ihnen gegen Pathogene kein Immunsystem zur Verfügung steht, war die evolutionäre Lösung die Synthese und Speicherung von meist niedermolekularen Wirkstoffen, die wir Menschen häufig als Gifte klassifizieren“, erläutert Autor Michael Wink.

Nach Angaben des Wissenschaftlers haben Sekundärstoffe als Wirkstoffe eine immense Bedeutung für Pharmazie, Medizin und Biotechnologie. Viele von ihnen werden als Reinsubstanzen medizinisch genutzt, zum Beispiel als Antikrebsmittel. „Auch komplex zusammengesetzte Extrakte aus Arzneipflanzen werden nach wie vor weltweit in der Phytotherapie eingesetzt; in vielen Fällen belegen klinische Studien ihre Wirksamkeit“, so Prof. Wink.

In der Monographie „Functions and Biotechnology of Plant Secondary Metabolites“ geht es vor allem um biologische Funktionen der Sekundärstoffe und ihre molekularen Wirkmechanismen. Thematisiert wird unter anderem die Frage, wie künftig wertvolle Naturstoffe über Zellkulturen oder Mikroorganismen produziert werden können.

Die zweite Publikation „Biochemistry of Plant Secondary Metabolism“ befasst sich insbesondere mit Biosynthesewegen, die zur Ausbildung der verschiedenen Sekundärstoffe führen. Präsentiert wird dabei auch ein neues Modell für die Evolution des Sekundärstoffwechsels.

Kontakt:

Prof. Michael Wink
Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie
Telefon: 0 62 21/54-48 81
E-Mail: wink@uni-hd.de

Wink, M.: Functions and Biotechnology of Plant Secondary Metabolites. Annual Plant Reviews Vol. 39, 2010
Wink, M.: Biochemistry of Plant Secondary Metabolism. Annual Plant Reviews Vol. 40, 2010