Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Goldmedaille für die Killerbakterien

Die Mühen der vergangenen Monate haben sich gelohnt: Bei der Vergabe der Preise beim international renommierten iGEM-Wettbewerb des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston konnte das Heidelberger Team, das zum ersten Mal antrat, auf ganzer Linie überzeugen (Foto: privat).

Die Mannschaft aus Heidelberg bekam gleich drei Spezialpreise sowie eine Goldmedaille für ihre wissenschaftliche Arbeit verliehen. Unter Leitung von Prof. Roland Eils und Dr. Victor Sourjik arbeiteten 16 Studentinnen und Studenten in den vergangenen vier Monaten am Projekt „Ecolicence to Kill“. Ihr Ziel war es, das Erbgut von Bakterien so umzubauen, dass sie gezielt andere Keime oder Tumorzellen aufspüren und abtöten können.

Der im Jahr 2005 erstmalig international ausgeschriebene iGEM-Wettbewerb (international Genetically Engineered Machines competition) in synthetischer Biologie zog in diesem Jahr ein hoch kompetentes Teilnehmerfeld aus 84 Teams an, darunter auch Teilnehmer aus Elite-Universitäten wie Harvard, dem California Institute of Technology (Caltech), Cambridge oder Tokyo. Alle Mannschaften präsentierten jüngst die Ergebnisse ihrer Projekte beim großen Finale am MIT in Boston.

Dem Team der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gelang dabei ein außerordentlicher Erfolg, es bekam gleich drei Spezialpreise verliehen: für die beste Projektpräsentation, für das beste wissenschaftliche Poster und den "Human Practice"-Preis für die besonderen Leistungen beim Dialog mit der Öffentlichkeit. Zusätzlich erhielten die Heidelberger Studierenden als eine unter nur 16 Mannschaften eine Goldmedaille für die wissenschaftliche Arbeit.

Bei der synthetischen Biologie handelt es sich um einen noch jungen Wissenschaftszweig. Erkenntnisse aus den molekularen Lebenswissenschaften werden dabei mit ingenieurwissenschaftlichen Ansätzen kombiniert, um Organismen so zu modifizieren, dass sie als eine Art biologische Maschine neue Aufgaben ausführen können.

Seit Juli dieses Jahres hat das Team aus 15 Studierenden der Universität Heidelberg und einer Studentin der TU Darmstadt daran getüftelt, gewöhnliche E. coli-Darmbakterien zu einem Killer-Beute-System umzufunktionieren. Es gelang ihnen, Killerstämme zu schaffen, die in der Lage sind, gezielt Beutebakterien zu vernichten. Die Beutebakterien wurden ihrerseits so modifiziert, dass sie einen bestimmten Lockstoff ausstoßen, der von den Killerbakterien erkannt wird. Auf Basis dieses künstlichen Killer-Beute-Systems sollen medizinische Anwendungen entwickelt werden, bei denen die Killerbakterien gezielt Krankheitskeime oder etwa Tumorzellen aufspüren und vernichten. Erste Erfolge beim Angriff auf Tumorzellen wurden bereits erreicht.

Ein besonderes Augenmerk legten die Juroren auf den Dialog mit der Öffentlichkeit. Um Vorbehalte gegen synthetische Biologie und Gentechnik auszuräumen, hatten die Studierenden zahlreiche Aktionen ersonnen: neben Umfragen und Informationsveranstaltungen in der Heidelberger Altstadt wurde das Projekt auch einer Schulklasse vorgestellt. Hierfür wurde das Team mit dem "Human Practice"-Preis ausgezeichnet; und in der Laudatio wurde die Öffentlichkeitsarbeit der Heidelberger als vorbildlich für alle zukünftigen iGEM-Projekte herausgehoben.

Weitere Infos:

http://2008.igem.org/Team:Heidelberg

Siehe auch: "Für den iGEM-Wettbewerb stehen 16 Heidelberger Studenten freiwillig Tag und Nacht im Labor"

Siehe auch: "Bakterienkiller aus dem Gen-Baukasten"