Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

„90 Prozent unserer Einnahmen erwirtschaften wir aus eigener Kraft“

Das Leben wird an allen Ecken und Enden zurzeit teurer. Und gerade das studentische Portemonnaie bleibt von den allgegenwärtigen Preissteigerungen nicht verschont. Zum kommenden Wintersemester hat jetzt das Studentenwerk Heidelberg seinen Halbjahresbeitrag von 33,60 Euro auf 44 Euro angehoben; dazu kommen noch einmal 20 Euro für die so genannte Komplementärfinanzierung des Semestertickets. Im Interview verteidigt Studentenwerks-Geschäftsführerin Ulrike Leiblein die deutliche Beitragserhöhung.

Frau Leiblein, warum wurde der Studentenwerksbeitrag erhöht?

"Wir haben in den kommenden Jahren viele Investitionen zu stemmen. Es stehen Modernisierungen in den Mensen und Cafés an; außerdem werden wir neue Wohnheime bauen und müssen alte Bauten sanieren. Alles in allem belaufen sich die Kosten hierfür auf rund 49 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg steuert voraussichtlich nur etwa sieben Millionen Euro bei; den Löwenanteil muss also das Studentenwerk selbst finanzieren."

Inwiefern wird das Studentenwerk überhaupt mit öffentlichen Geldern unterstützt?

"Das Studentenwerk erwirtschaftet heute nahezu 90 Prozent seiner Einnahmen aus eigener Kraft – also beispielsweise durch Mieten und Einnahmen in den Mensen und Cafés. Die staatliche Finanzhilfe wurde im Jahr 2005 erneut zurückgeschraubt. Den Bau neuer Wohnheime fördert das Land momentan mit 7000 Euro je Platz – dem stehen Baukosten von rund 35 000 Euro gegenüber. Zuschüsse für Großsanierungsprojekte gibt es gar nicht mehr. Das bedeutet, dass dem Studentenwerk für die Erfüllung seiner Aufgaben in den nächsten Jahren deutlich weniger Mittel zur Verfügung stehen werden als derzeit. Das hat die Beitragserhöhung unausweichlich gemacht."

Welche Mehreinnahmen bringt die Beitragserhöhung?

"Bei gleich bleibenden Studierendenzahlen wird das Studentenwerk so jährlich rund 700 000 Euro mehr einnehmen."

Gab es Alternativen zu einer Beitragserhöhung?

"Eine Möglichkeit wären weitere Preiserhöhungen beispielsweise in Mensen und Cafés gewesen. Das würde aber Studierende, die finanziell ohnehin schlecht gestellt sind, besonders hart treffen. 10,40 Euro mehr je Semester bedeutet für die Studierenden 1,73 Euro mehr im Monat. Wollten wir denselben Betrag ausschließlich über Preissteigerungen und/oder Miterhöhungen erwirtschaften, würde das Budget der betroffenen Studierenden weitaus stärker belastet. 2,05 Euro für das Tagesessen hätten wir dann nicht halten können."

Der Studentenwerksbeitrag ist ein "Solidarbeitrag". Was bedeutet das?

"Das Studentenwerk sorgt neben Verpflegung, Studienfinanzierung und Wohnheimen für vielfältige kostenlose Dienstleistungen wie Sozial- und Rechtsberatung, Job- und Zimmerbörse, Kinderbetreuung und Psychotherapeutische Beratung. Diese werden unter anderem über den Beitrag finanziert, den alle Immatrikulierten zahlen. Von den Studiengebühren hingegen bekommt das Studentenwerk als rechtlich eigenständige Institution übrigens nichts ab."

saw