Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Damit die Seminararbeit nicht in Windelbergen untergeht

Von Cornelia Gräf (Text und Fotos)

Studierende sind tagsüber faul und nachts feiern sie pausenlos Partys. Dass zumindest der erste Teil dieses Klischees nicht – mehr – viel mit der Realität zu tun hat, dürfte sich langsam herumgesprochen haben. Und es sind eben nicht nur Partys, ausgedehnte Kneipen-Touren oder Lern-Sonderschichten, die schuld daran sind, dass so mancher Studierende morgens einen etwas müden Eindruck macht.

Nicht wenige haben nämlich neben Uni und Nebenjob noch eine viel bedeutendere Aufgabe, der sie sich widmen: Sie sind Eltern. Studieren mit Kind(ern) ist eine große Herausforderung, die aber durchaus gemeistert werden kann. Die jungen Eltern können auf vielfältige Unterstützung auch von Seiten der Stadt, des Studentenwerks und der Universität bauen – just in der nächsten Zeit kommen neue Angebote hinzu.

Fünf bis sieben Prozent der Studierenden haben ein Kind, weiß Agnes Speck vom Gleichstellungsbüro der Universität Heidelberg: "Das ist eine große Gruppe, mehr als 1300 Familien." Deswegen hat sich im "Bündnis für Familie Heidelberg" eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich auch in diesem Rahmen für die Belange von studentischen Eltern einsetzt.

In der nächsten Zeit stehen zwei konkrete Projekte auf dem Plan: Im Spätsommer werden studierende Eltern ins Seminarhaus der Universität im Odenwald zu einem Wochenendseminar mit dem Thema "Zeitmanagement und Studienorganisation" eingeladen, das vom Zentrum für Studienberatung und Weiterbildung (ZSW) sowie dem Projekt "KidS - Kinder in der Studienzeit" organisiert wird. Vor Ort wird auch eine Erzieherin sein, die sich um die Betreuung der Kleinen kümmert.

Zum anderen wird ein "Offener Gesprächskreis Studieren mit Kind" eingerichtet. Dieser trifft sich das erste Mal am Mittwoch, 2. Juli, um 15.30 Uhr – natürlich mit den Kindern – im Lounge-Bereich des Zeughauses im Marstallhof. Erwartet werden auch Vertreter des Studentenwerks, des ZSW sowie des Gleichstellungsbüros der Uni.

Auf diese Weise sollen die Studierenden auch die Möglichkeit bekommen, andere studentische Familien kennenzulernen. "Oft weiß man nämlich gar nicht, dass andere Hochschüler Kinder haben", erzählt Anja Wasmer, VWL-Studentin, Mutter eines kleinen Sohnes und in freudiger Erwartung ihres zweiten Kindes.

Daneben soll eine Lobby aufgebaut werden, damit die Wünsche der studierenden Eltern besser wahrgenommen werden. Denn davon gibt es eine ganze Reihe: Besonders eine Kinderkrippe in der Altstadt wird von vielen herbeigesehnt. Anja Wasmer und ihre Freundin Julia Bäumer, Mutter von vier Kindern, finden es geradezu absurd, dass zwar die Wohnheime für Familien und auch die Geisteswissenschaften – nach wie vor klassische Frauenstudiengänge – in der Altstadt angesiedelt sind, die Kinderkrippen aber im Neuenheimer Feld.

Ferner wünschen sie sich flexiblere Betreuungszeiten. Und etwas weniger Lauferei von Amt zu Amt würde den Eltern auch so manches erleichtern, meint Vera Gailing. Die Psychologiestudentin ist gerade mit ihrem ersten Kind schwanger und klagt, dass sie sich manchmal vorkam wie bei "Asterix erobert Rom" im "Haus, das Verrückte macht".

Weitere Infos:
www.familie-heidelberg.de
www.uni-heidelberg.de/studium/imstudium/KidS
Studentenwerks-Seiten "Studieren mit Kind"
www.studieren-mit-kindern.de

Siehe auch: "Kinder und Beruf unter einen Hut gebracht"