Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Herzoperation bei schlagendem Herzen

Erstmals in Baden-Württemberg ist jetzt am Uniklinikum Heidelberg eine äußerst innovative Operation vorgenommen worden, mit deren Hilfe Herzklappen besonders schonend ersetzt werden können: Eine neue Aortenklappe wurde bei schlagendem Herzen durch einen kleinen Schnitt in den Brustkorb und die Herzspitze mit Hilfe eines Katheters eingesetzt.

Bei der Klappe handelt es sich um eine biologische Herzklappe mit drei Taschen, die aus einem Rinderherzbeutel gefertigt wurde; die Taschen sind in einen Ring (Stent) aus rostfreiem Stahl eingenäht. Bei dem Eingriff, der unter Röntgen-Sichtkontrolle und Narkose im Herzkatheterlabor der Universitätsklinik vorgenommen wurde und etwa eine Stunde dauerte, konnte auf die vorübergehende Stilllegung des Herzens durch Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden.

Damit sind Begleitrisiken wie mangelhafte Durchblutung der Organe, Embolie und Entzündungen ausgeschaltet. In der klinischen Praxis der Herzklappenchirurgie sind konventionelle Operationen zum Ersatz einer Aortenklappe mit Eröffnung des Brustkorbs bislang nur unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine möglich. Für viele Patienten, die an Begleiterkrankungen leiden, birgt eine solche Operation aber zu große Gefahren.

An einer hochgradigen Verengung der Aortenklappe durch Kalkablagerungen leiden bundesweit rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung ab 75 Jahren. Bei rund einem Drittel dieser Patienten kann die Klappe wegen ihrer schweren Begleiterkrankungen nicht ersetzt werden.

"Das neue Verfahren hat für ausgewählte Patienten ein deutlich geringeres Risiko im Vergleich zu herkömmlichen Methoden", so die Heidelberger Ärzte. Bei der Einführung dieses minimal-invasiven Verfahrens haben die Kliniken für Herzchirurgie (Ärztlicher Direktor: Prof. Matthias Karck) sowie Kardiologie, Pulmologie und Angiologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Hugo Katus) kooperiert. Federführend bei der Umsetzung waren Privatdozent Dr. Klaus Kallenbach und Privatdozent Dr. Wolfgang Rottbauer, Oberärzte in den Kliniken für Herzchirurgie und Kardiologie.

Der besagte Eingriff wurde erstmals im Jahr 2002 erfolgreich an einem Patienten in Rouen (Frankreich) durch Professor Alain Cribier eingesetzt; in Deutschland fand die erste Operation dieser Art 2005 in einer Klinik in Siegburg statt. Bislang wird der Eingriff hierzulande nur an wenigen Herzzentren praktiziert.

Operation geglückt, Patient wohlauf – hier mit den behandelnden Ärzten Dr. Klaus Kallenbach (rechts) und Dr. Wolfgang Rottbauer.
Foto: Uniklinik Heidelberg

Der 81-jährige Heidelberger Patient, ein Rentner aus dem nördlichen Baden-Württemberg, litt an einer schweren Aortenklappenstenose. Bei dieser Erkrankung der Herzklappe zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader (Aorta) kann das Herz nur noch mit großer Anstrengung Blut durch die verengte Klappe pumpen. Die Folge ist eine Überlastung und schließlich Schwächung des Herzmuskels mit Herzrhythmusstörungen; außerdem droht eine mangelhafte Versorgung des Körpers mit Sauerstoff begleitet von Herzschmerzen und plötzlichen Ohnmachtsanfällen.

Der Heidelberger Patient konnte sich wegen zusätzlicher Erkrankungen nicht dem Risiko einer herkömmlichen großen OP mit Klappenersatz unterziehen. Der neue Eingriff über die Herzspitze war für ihn die einzige Chance, eine bessere Lebensqualität und voraussichtlich höhere Lebenserwartung zu erlangen. Er hat sich inzwischen von der Operation sehr gut erholt.

Kontakt:

Privatdozent Dr. Klaus Kallenbach
Oberarzt; Herzchirurgie; Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Tel. 06221/566527
E-Mail: klaus.kallenbach@med.uni-heidelberg.de

Privatdozent Dr. Wolfgang Rottbauer
Oberarzt; Kardiologie, Angiologie, Pneumologie; Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
Tel. 06221/568851
E-Mail: wolfgang.rottbauer@med.uni-heidelberg.de