Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

„CAMPUS-Export“ begeisterte die Nationen

Von Simon Rieder und Dr. Sören Huwendiek

Die Forderung nach multiprofessionellem Lernen, also dem gemeinsamen Lernen von Hochschülern verschiedener Gesundheitsberufe schon während des Studiums, wird immer lauter. Die Idee dahinter ist, dass Studierende von der Expertise ihrer Kommilitonen anderer Fachrichtungen profitieren, deren Sichtweisen kennenlernen und damit besser auf die spätere Berufsausübung vorbereitet werden.

Etwa 300 Studierende aus Medizin, Pharmazie und Pflege nahmen im vergangenen November an einem gemeinsamen Treffen, dem World Healthcare Students’ Symposium (WorldHSS), in Portugal teil. Vision des alle zwei Jahre stattfindenden Symposiums ist eine bessere Kooperation zwischen den Gesundheitsberufen, um letztendlich die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.

Während des Symposiums erhielten die Teilnehmer die Möglichkeit, zwei verschiedene interaktive Fallstudien – basierend auf dem Heidelberger virtuellen Patientensystem CAMPUS – zu lösen. Dabei arbeiteten jeweils drei bis fünf Studierende verschiedener Gesundheitsberufe und Nationalitäten gemeinsam an einem Fall.

Das Heidelberger Programm konfrontierte die Teilnehmer mit zwei virtuellen Patienten: zum einen einem älteren Herren, der über Brustschmerz klagte, und zum anderen einem Säugling mit Fieber. Die beiden Fallstudien waren auf Initiative des Heidelberger Medizinstudenten Simon Rieder, der an der Programmplanung des World Healthcare Students’ Symposium beteiligt war, von einem internationalen Studenten-Team ins Englische übersetzt und unter Heidelberger Supervision den Bedürfnissen einer multiprofessionellen Fallbearbeitung angepasst worden.

Beide virtuellen Patienten litten an einer potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung: Der ältere Herr hatte einen Herzinfarkt, der Säugling eine Hirnhautentzündung. Ob die Studierenden die richtige Diagnostik und Behandlung vorgenommen hatten, erfuhren sie durch den Vergleich mit dem realen Fallablauf und durch einen virtuellen Dozenten.

Den Heidelberger Medizinern sind virtuelle Patienten bereits bestens bekannt, da sie einen festen Bestandteil des Unterrichts im Fach Kinderheilkunde darstellen. Neu war es, Studierende verschiedener Gesundheitsberufe und verschiedener Nationalitäten gemeinsam an Fällen arbeiten zu lassen. Profitierten die Hochschüler davon?

In einem den Fallstudien nachfolgenden Fragebogen wurden die Rückmeldungen der Teilnehmer gesammelt. Und es zeigte sich: Die Studierenden waren begeistert – 90 Prozent würden gerne virtuelle Patienten nutzen und hielten sie für geeignet zum Einsatz in der multiprofessionellen Ausbildung. Und sie hätten vom Austausch mit den Studierenden anderer Gesundheitsberufe profitiert.

"Es war schön, so viel positives Feedback zu erhalten", so Simon Rieder, Mitglied der European Medical Students’ Association (EMSA). "Die Ergebnisse ermuntern dazu, weitere multiprofessionelle Projekte ins Leben zu rufen", zeigte sich auch Dr. Sören Huwendiek überzeugt, der das Projekt der virtuellen Patienten in der Heidelberger Kinderklinik zusammen mit Prof. Burkhard Tönshoff leitet.

Das World Healthcare Students’ Symposium ist eine gemeinsame Initiative von sechs europäischen und internationalen Studentenverbänden der Gesundheitsberufe, der European Medical Students’ Association (EMSA), International Federation of Medical Students’ Associations (IFMSA), European Nursing Students’ Association (ENSA), des International Council of Nurses – Students’ Section (ICN-SS), der European Pharmaceutical Students’ Association (EPSA) und International Pharmaceutical Students’ Federation (IPSF); und findet alle zwei Jahre statt. Ziel des Treffens ist es, Kooperationen zwischen Hochschülern verschiedener Gesundheitsberufe schon in der Studienzeit zu fördern, um so die Zusammenarbeit in der späteren Berufsausübung zu verbessern. Das Symposium in Portugal war das zweite Treffen seiner Art, nachdem im November 2005 das World Medicine and Pharmacy Students’ Symposium (WorldMaPS) erstmalig in Malta stattgefunden hatte, und wurde vor Ort von einem Team aus Mitgliedern portugiesischer Studentenverbände organisiert. Während Studierende der Krankenpflege in Malta nur als Gäste teilgenommen hatten, waren sie beim Treffen in Portugal fest in die Vorbereitungen und das Programm eingebunden.

Siehe auch: "Der virtuelle Patient setzt sich im Studium durch"

Siehe auch: "Medizinstudenten als Paten"

Kontakt:

Simon Rieder
Im Neuenheimer Feld 129, App. 4.9, 69120 Heidelberg
Tel. 0171/1490098
E-Mail: rieder@stud.uni-heidelberg.de

Dr. Sören Huwendiek
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Im Neuenheimer Feld 153, 69120 Heidelberg
Tel. 06221/5638368
E-Mail: soeren.huwendiek@med.uni-heidelberg.de