Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

„Die alten Ägypter waren wie die modernen Deutschen ein sehr ordnungsliebendes Volk“

Seit seiner Kindheit beschäftigt sich Joachim Friedrich Quack mit ägyptischer Geschichte. Der 41-jährige Professor für Ägyptologie lehrt seit 2005 an der Universität Heidelberg und ist derzeit der jüngste Lehrstuhlinhaber seines Faches in Deutschland.

Der gebürtige Husumer spielte früher gerne Schach, entspannt sich gelegentlich mit Harry-Potter-Büchern und beherrscht neben den fünf verschiedenen Sprachstufen des Ägyptischen und einigen modernen Fremdsprachen auch die alten Sprachen Latein, Griechisch, Arabisch, Aramäisch, Altäthiopisch und Hebräisch; und zumindest in Grundzügen auch Sumerisch und Hethitisch. „Man muss die alten Texte im Original lesen können“, ist sein Arbeitscredo.

Bei einem Aufenthalt in Kopenhagen 1995 kamen ihm seine Kenntnisse besonders zugute. Denn dort fand er in der Sammlung des Universitätsinstituts etwa 300 Papyrusfragmente, die er in Verbindung mit zwei 1977 und 1990 veröffentlichten Fragmenten bringen konnte, die im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus verfasst worden waren. Alle beschreiben den altägyptischen Tempelkult in handbuchartiger Form.

"Um herauszufinden, was in den teilweise sehr kleinen Schnipseln steht, mussten diese erst einmal zusammengesetzt und verglichen werden", erzählt Prof. Quack. Diese Arbeit ist kompliziert und mit einem großen Puzzle-Spiel vergleichbar – nur mit dem Unterschied, dass einige Hundert verschiedene Puzzles miteinander vermischt wurden und 75 Prozent der Teile nicht mehr auffindbar sind.

Der jüngste Prof. seines Faches in Deutschland: der Heidelberger Ägyptologe Joachim Friedrich Quack.
Foto: privat

Nach einer jahrelangen Schnipselarbeit konnte Quack vor Kurzem beweisen, dass es in Ägypten ein über Hunderte von Jahren abgeschriebenes "Buch der Tempel" gab. Darin wird als historisches Muster der Verfall der Tempelanlagen in der Frühzeit der ägyptischen Geschichte nach einer siebenjährigen Hungersnot beschrieben. Die obersten Vorlesepriester und königlichen Baubeamten erhalten genaue Anweisungen, wie sie sich bei der Gründung eines Tempels zu verhalten haben und wie man sich allgemein in einem Tempel zu benehmen hat.

"So können wir auch schriftlich nachweisen, dass die normale Bevölkerung in den Tempeln lediglich in die offenen Höfe treten durfte, wobei die Männer einen Hof weiter gehen durften als die Frauen. Außerdem wurden auch die Wirtschaftsräume wie Speicher, Gänseteich, Schlachthof und Küche für den Tempel genau geplant, was zeigt, dass die Ägypter genauso wie die modernen Deutschen ein sehr ordnungsliebendes Volk waren", erklärt Quack weiter. Dabei betont er aber, dass das Handbuch eher eine Richtschnur für den Tempelbetrieb war, die nicht immer vollständig eingehalten wurde.

Durch das Buch vom Tempel sei es möglich, einen neuen Blick auf die altägyptische Alltagswelt zu werfen. Auch für die Gegenwart zieht Quack Rückschlüsse: "Die Römer waren während ihrer Herrschaft in Ägypten durchaus beliebte Besatzer, da sie die Religion und deren Ausübung achteten und sogar förderten." Die Erforschung der ägyptischen Geschichte kann deshalb nach Meinung des Heidelberger Professors auch in der Gegenwart und Zukunft für die Beschäftigung mit Nachkriegsszenarien von großer Bedeutung sein, beispielsweise bei der Frage, "wie man den Irak befrieden kann."

Christian Jung, Copyright Rhein-Neckar-Zeitung

Kontakt:

Prof. Joachim Friedrich Quack
Tel. 06221/542532
E-Mail: Joachim_Friedrich.Quack@urz.uni-heidelberg.de