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Immer neugierig auf Probleme und deren Lösungen


Neuer Professor am Institut für Informatik: Michael Gertz kommt von der University of Califonia, Davis an den Neckarstrand

 

Eine Palme begrünt sein frisch eingerichtetes Büro. Das ist jedoch schon alles, was an diesem strahlend frostigen Wintertag an seinen bisherigen Arbeitsplatz erinnert – Kalifornien. Seit dem Wintersemester 2008/2009 ist Professor Michael Gertz am Institut für Informatik der Universität Heidelberg und leitet hier die Arbeitsgruppe „Datenbanksysteme“.


Mit 12 Jahren bekam er seinen ersten Computer und programmierte „Schiffe versenken“. Heute kümmert sich ­Michael Gertz mit seiner Arbeitsgruppe um die Aufbereitung riesiger Datenmengen.  
Mit 12 Jahren bekam er seinen ersten Computer und programmierte „Schiffe versenken“. Heute kümmert sich ­Michael Gertz mit seiner Arbeitsgruppe um die Aufbereitung riesiger Datenmengen.
Foto: Tonner
„Die Informatik in Heidelberg ist zwar, im Vergleich zu München oder Karls­ruhe, eher klein. Aber das hier“, und er deutet mit einer Handbewegung über das Neuenheimer Feld, „ist ein ideales Spielfeld!“ Geologen, Geographen, Mediziner, Computerlinguisten, Physiker – alles in der Nachbarschaft zu seinem Büro produziert Unmengen an Daten, die er mit seinen Studenten zusammentragen und aufbereiten helfen möchte. Denn wenn sich Wissenschaftler bis zu 80% ihrer Zeit durch das Aufstöbern, Anfragen, ins richtige Format bringen und Zusammenführen der für sie relevanten Daten um die Ohren schlagen, dann will Gertz da Abhilfe schaffen. „Wenn die Studenten sehen, wie man die Wissenschaftler durch unsere Problemlösungen glücklich machen kann, dann motiviert auch die das wieder.“ Momentan lerne er noch die Mitspieler kennen, um gemeinsame Projekte anzustoßen, doch hat er die ersten Verbindungen schon geknüpft.

Gertz ist ein aufgeschlossener Anpacker, der neugierig auf immer neue Probleme und deren Lösungen ist. Führen ihn Projekte in komplexe Bereiche wie die Kosmologie oder die Klimaforschung, hindert ihn kein falscher Stolz, sich selbst in die Vorlesungen der Kollegen zu setzen, um die Grundlagen des Forschungsbereiches zu verstehen. Denn allein damit, die Datenpakete, die Satelliten, Sensoren oder Bojen sekündlich senden, zu verwalten, ist es oft nicht getan. Man muss schon verstehen, was hinter den Daten steckt, um sie zum Beispiel übers Internet in einer Karte sinnvoll abrufbar machen zu können.

1965 in Wuppertal geboren, studierte Gertz 1986-1991 während der „Sturm und Drang“-Phase in Dortmund Informatik und promovierte 1996 in Hannover. Das Fach war damals in etwa so angesagt, wie heutzutage „Pop-Star“ zu werden. Tausende strömten in die Unis, aber wirklich zu Ende brachten es nur wenige der Computer-Freaks, denn dass Informatik mehr war, als Spiele zu programmieren, hatten viele nicht bedacht. „Der Theorie fehlte die Praxis. Mathematik muss man nicht lieben, aber doch mögen, denn sie ist äußerst nützlich“, so Gertz – und gibt auch gleich ein Beispiel, wofür: „Navigationsgeräte – die stecken voller Algorithmen!“.

Mit 12 Jahren bekam Gertz seinen ersten Computer und er lächelt in Erinnerung an dieses Uraltmodell, das damals der letzte Schrei der Technik war. Lösungen für selbstgestellte Probleme zu finden, faszinierte ihn schon damals, so ließ der 12-Jährige auch nicht locker, bis „Schiffe versenken“ adäquat in Programmiercode umgesetzt war. Um sich vorzustellen, mit was für Datenmengen Gertz jedoch heute jongliert, würde noch nicht einmal der Vergleich einer einzelnen Ameise zur Anzahl des ganzen Ameisenstaates ausreichen. Tera-Byte (eine Eins mit zwölf Nullen) wenn nicht sogar Peta-Byte (eine Eins mit 15 Nullen) an Daten führte Gertz in einem Klimaforschungsprojekt in Nord-Kalifornien täglich zusammen.

Gerade das Interesse der Industrie war es, das Gertz nach seiner Promotion in die USA lockte. Während in Deutschland niemand etwas von seinem Forschungsbereich wissen wollte, rannten ihm in Kalifornien die Firmen die Türe ein. Seitdem die „Dotcom-Blase“ geplatzt ist, glänzt jedoch auch im „Golden State“ der USA nicht mehr alles. Das war mit ein Grund, warum Gertz mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach elf Jahren wieder zurück nach Deutschland kommt. Doch im Vordergrund stand für ihn im Hinblick auf seine Familie die immer noch hervorragende Schulausbildung hierzulande. Heidelberg bot sich da geradezu an, hat die Stadt doch alles, was er vermisste: vielfältige Kulturangebote, eine herrliche Umgebung und eine breit gefächerte Volluniversität mit Stoff für viele neue Projekte.
Magdalena Tonner
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 10.03.2009
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